Sie gibt spanischen Hunden Hoffnung

Edith Bruhin leitet seit 25 Jahren die Tierstation Esperanza in Würenlos. Für bis zu 3000 Tiere hat sie bereits ein neues Zuhause gefunden.

Edith Bruhin lässt ältere Hunde vor der Platzierung behandeln. (Bild: Sandra Ardizzone)

Edith Bruhin lässt ältere Hunde vor der Platzierung behandeln. (Bild: Sandra Ardizzone)

Die Würenloserin hält selbst insgesamt fünf Mischlingshunde. (Bild: zVg)

Die Würenloserin hält selbst insgesamt fünf Mischlingshunde. (Bild: zVg)

Edith Bruhin hat ein Herz für Hunde. Die Würenloserin ist nicht nur stolze Halterin von fünf Mischlingshunden, sondern betreibt seit 25 Jahren die Tierstation Esperanza in Würenlos. Esperanza ist das spanische Wort für Hoffnung. In all den Jahren hat sie so manchem spanischen Vierbeiner Hoffnung in einer Schweizer Familie geschenkt. «Es müssen wohl an die 2500 bis 3000 Hunde und früher auch Katzen sein, die ich hierzulande platziert habe», sagt Bruhin. Die Mitgründerin des Vereins Tierstation Esperanza arbeitet mit Kollegen und Kolleginnen in Südspanien zusammen. Dort, unweit von Malaga entfernt, befindet sich die spanische Niederlassung der Tierstation.

Hunde werden vor der Reise in die Schweiz geimpft

«Da wir in Spanien nicht nur das Symptom, also zu viele unerwünschte Tiere, bekämpfen, sondern auch die Ursache angehen, ist es uns ein Anliegen, möglichst viele Tiere zu kastrieren. Das gehört vor Ort zu unseren Hauptaufgaben», sagt die 68-Jährige. Der andere Schwerpunkt liegt auf der Vermittlung der Hunde. «Meine Kollegen lesen gut sozialisierte Hunde aus Tierheimen aus und bereiten sie für den Transport in die Schweiz vor. Dazu gehört das Kastrieren, Entwurmen und Impfen», erklärt Bruhin. Sie ist in Würenlos, am zweiten Standort, für die Platzierung der Hunde zuständig.

Auslöser für ihren Einsatz war ein deutscher Fernsehbericht über die Situation von Tierheimen in Südspanien vor 30 Jahren. «Die katastrophalen Zustände haben mich als Hundenärrin schockiert. Ich meldete mich beim deutschen Sender, um die Tierheime zu unterstützen. Ich habe Spenden geschickt und in den Ferien dort gearbeitet», erinnert sie sich. Das habe ihr Leben verändert.

«Als ich zurückkam, wusste ich, dass die Sache für mich damit nicht abgehakt ist und ich längerfristig etwas aufbauen will.» Bruhin vernetzte sich mit Tierärzten und Gleichgesinnten und rief vor 25 Jahren das Projekt gemeinsam mit anderen Tierfreunden ins Leben. Die Idee findet bis heute Anklang. «Das Interesse an Hunden ist gross und seit dem Ausbruch der Pandemie sogar noch gestiegen», sagt Bruhin. Ihr ist es wichtig, dass die Tiere in gute Hände kommen. «In einem persönlichen Gespräch finde ich heraus, was die Vorstellungen und Wünsche der Leute sind und ob sie sich als Hundehalter eignen.» Ob die Menschen die Richtigen für die Hunde seien, könne man nie zu 100 Prozent sagen. Doch in all den Jahren habe sie ein Gespür bekommen, was passe und was nicht. «Ich würde einen Hund zum Beispiel niemals jemandem überlassen, der voll berufstätig ist und den Hund nicht mit zur Arbeit nehmen kann. Ein Hund ist ein Rudeltier, er ist nicht glücklich, wenn er den ganzen Tag allein daheim sitzt. Auch wenn der Besitzer für einen Mittagsspaziergang nach Hause kommt», sagt Bruhin. Zurückhaltend ist sie auch, wenn die Familie sehr kleine Kinder hat. «Die Frage stellt sich dann, ob die Leute überhaupt genug Zeit haben, den Hund zu betreuen.»

Ältere Hunde lassen sich besser vermitteln

Gute Erfahrungen habe sie mit älteren Hunden gemacht. «Ich kann sie besser platzieren als jüngere Tiere. Sie haben ihre Sturm-und-Drang-Zeit hinter sich und sind mehr im Leben angekommen als jüngere Artgenossen.» Um den künftigen Hund kennen zu lernen, besuchen Inte­ressierte die Würenloser Tierstation. Wenn alles stimmt, bringt Bruhin das Tier schliesslich bei den neuen Besitzern vorbei. Sie zahlen dafür einen Unkostenbeitrag von 650 Franken. «Die Hunde sind geimpft, kastriert und gechipt. Bei älteren Tieren behandeln wir auch die Zähne oder sonstige Verletzungen. Den Preis dafür finde ich daher absolut gerechtfertigt.»

Dass nach der Aufhebung der Homeofficepflicht und in der Sommerferienzeit wieder mehr Hunde in Tierheimen landen, kann Bruhin nicht ausschliessen. Tierschutzorganisationen und Tierheime seien trotz massiv erhöhter Anfragen seit der Pandemie jedoch äusserst vorsichtig mit der Platzierung von Tieren gewesen. «Ich kann mir aber vorstellen, dass Leute, welche Hunde illegal übers Internet im Ausland gekauft haben, nun die Tiere abgeben, weil sie keine Zeit mehr haben. Die Verkäufer interessiert das nicht.» Sie selbst habe in den eineinhalb Jahren Krise nie einen Hund zurückbekommen.

Einen herben Rückschlag mussten Bruhin und der Verein 2016 hinnehmen, als der Leiter des spanischen Standorts, Ronny Steinhauser, unerwartet verstarb. «Das war ein riesiger Verlust für uns. Er hat die Station mit viel Herz und Verstand geführt. Sein langjähriger Helfer Mike Thillen sowie Ronnys Frau Paqui Rodriguez und die Schweizerin Mena Huonder kümmern sich nun um die Arbeit in Spanien. Doch gesundheitlich sind Letztere angeschlagen», so Bruhin. Es sei schwierig, zuverlässige Helferinnen und Helfer zu finden. «In der Schweiz machen wir das ehrenamtlich. In Spanien muss man bereit sein, für wenig Geld viel Arbeit zu leisten. Zudem müsste man für die Leitung des spanischen Standorts nach Malaga auswandern», sagt Bruhin.

Familien suchen dieses Jahr zum zweiten Mal einen Vierbeiner

Aufhören ist für die 68-Jährige keine Option. Sie will den Tieren weiterhin ein schönes Zuhause in der Schweiz ermöglichen. «Die Belohnung für meine Arbeit sind die glücklichen Familien und die zufriedenen Hunde», sagt Bruhin. Dieses Jahr hätten viele Hundehalter, die bereits einmal ein Tier der Tierstation aufnahmen, erneut Hilfe bei ihr gesucht. «Der erste Hund ist altershalber gestorben und die Familien wünschen sich wieder so einen tollen Begleiter. Manchmal sind es auch die unterdessen erwachsenen Kinder, die sich nach einem Hund für die eigene Familie erkundigen.» Schön sei überdies, dass der Verein auch in Spanien ein Umdenken bewirken konnte. «Die Leute kommen auf uns zu, wenn sie streunende Hunde sehen, damit wir sie kastrieren können. Das wäre ihnen vor 25 Jahren nie in den Sinn gekommen.»

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