«Es ist einmalig hier im Tägi»

Seit fünf Monaten führt Marco Baumann das Sport- und Erholungszentrum Tägerhard in Wettingen, das mitten im Umbau ist.

Marco Baumann, Geschäftsführer der Tägi AG ,kurz vor Saisonschluss beim Eingang des Freibads und der Minigolfanlage. (Melanie Bär)
Marco Baumann, Geschäftsführer der Tägi AG ,kurz vor Saisonschluss beim Eingang des Freibads und der Minigolfanlage. (Melanie Bär)

Im Moment empfängt Tägi-Geschäftsführer Marco Baumann seine Gäste in einem provisorischen Büro im Obergeschoss der Sporthallen. Das Grossraumbüro ist pragmatisch eingerichtet: Ein paar Bürotische, Stühle und Computer, an den Wänden diverse Baupläne.

Er sei froh, dass es Herbst geworden ist und die Hitze aus den Räumen weicht. Baumann steht vor den Bauplänen und erklärt, was neu wird, was wegkommt und was bleibt.

Herausfinden was Gäste überhaupt wollen

Der grösste Teil der Investitionen für die Sanierung fliesst in die Technik. In den Untergrund also und somit für den Besucher nicht sichtbar. Im Schwimmbad hingegen werden die neue Rutschbahn und der neue Kinderplanschbereich auffallen, draussen die neuen Eisfelder mit einer Überdachung. Auch eine Saunalandschaft wird entstehen.

Wie gross sie schlussendlich werden wird und ob daneben noch ein Fitnessbereich entsteht, sei noch unklar. «Wir müssen zuerst wissen, wie viele Besucher das Angebot überhaupt nutzen wollen», sagt der 42-Jährige.

Erfahrungswerte hat man kaum. Das bisherige Fitness- und Sauna-Angebot im Untergrund ist nicht vergleichbar mit dem, was 2020 eröffnet werden soll.

Freibad war länger offen als geplant

Marco Baumann bittet die Gäste nach draussen, dreht nochmals um, um seine Jacke zu holen, und läuft danach ins Gartenbistro zur Minigolfanlage hinüber. Ende September ist sie letztmals geöffnet. Es ist noch sonnig, aber eine kühle Bise zieht durch die alten Bäume beim Eingang.

Es sind nur noch vereinzelte Getränke am Kiosk erhältlich, das Sortiment wird nicht mehr nachgefüllt. Bis auf drei Sorten sind auf der Glace-Karte alle abgedeckt. Es ist Aufräumstimmung.

Seit Ende September ist das Gartenbad geschlossen. Zwei Wochen später als geplant. Aufgrund des schönen Wetters, aber auch, um die Mitarbeiter länger zu beschäftigen.

Baumann setzt sich auf den Metallstuhl, der auf einem Holzpodest steht, und lässt sich die Sonne ins Gesicht scheinen. Er geniesst die Herbstsonnenstrahlen, lächelt und blickt ins fast leere Gartenbad. «Es ist einmalig hier im Tägi», sagt er und schaut zu den alten, meterhohen Bäumen hinauf.

Tägi soll eigene Note bekommen

Auch in Zukunft soll das Tägi ein Familienbad bleiben. Trotzdem will er dem Sport- und Erholungszentrum auch einen persönlichen Fussabdruck geben: mit der Vermarktung, wo noch viel Potenzial vorhanden sei.

Als ehemaliger Leiter Marketing und Verkauf beim Eissportverein Zug bringt er viel Erfahrung mit für diese Aufgabe. «Ich hatte trotzdem Respekt, den Betrieb zu übernehmen.»

Seine Befürchtung, das Tägi und die Mitarbeitenden könnten von einer gewissen Lethargie befallen sein, weil lange Zeit nichts ging und die Sanierung sich aufgrund der Ablehnung des ersten Kredits herausgezögert hatte, habe sich zum Glück nicht bewahrheitet.

«Im Gegenteil, ich spüre bei den Mitarbeitenden eine grosse Verbundenheit», sagt er und blickt zum Eingang. Dort plaudert die Kassiererin gerade mit einem Gast. Beide lachen. Man spürt ihre Freude an der Arbeit, der Stammgast scheint sich wohlzufühlen und setzt sich trotz Aufräumstimmung an einen Tisch und bestellt ein Getränk.

Mitarbeiter arbeiten teilweise im Werkhof

Bisher haben die Mitarbeiter nach Saisonschluss im Hallenbad weitergearbeitet. Dieses Jahr müssen sie anders beschäftigt werden. Marco Baumann zeigt auf die Minigolfanlage.

Sie abzuspritzen, zu schleifen, ihr einen neuen Deckbelag zu geben und einzufärben, ist eine solche Aufgabe, die von den Badmeistern nach Saisonschluss in Zusammenarbeit mit einer spezialisierten Firma übernommen wird.

Während der Wintermonate wird ein Teil von ihnen auch im Werkhof aushelfen. Nicht alle freuen sich besonders darüber, aber nur so sei es möglich, die Mitarbeitenden auch bei geschlossenem Betrieb während der Sanierung weiter zu beschäftigen.

Viel im Tägi, weniger bei der Familie

Baumann hingegen wird die Arbeit auch während der Sanierung und Erweiterung nicht ausgehen. Im Gegenteil. Er ist froh, dass er sich in nächster Zeit nicht auch noch ums Tagesgeschäft kümmern muss, sondern sich der Neuorganisation und dem Bau widmen kann.

Seine Frau und seine drei- und fünfjährigen Kinder hätten ihn in den vergangenen fünf Monaten tatsächlich etwas weniger zu Gesicht bekommen als vorher. «Aber das ist normal, wenn man eine neue Stelle antritt.»

Für ihn sei die Geschäftsführung im Tägi eine Riesenchance und er fühle sich wohl an seinem neuen Arbeitsplatz. Auch das Freibad habe er im Sommer regelmässig genutzt. Am Abend kurz vor Betriebsschluss hat er hin und wieder einen Schwumm genommen.

Baupläne auch privat

Bevor er nach Hause ins Seetal fuhr, wo ihn die nächste Baustelle erwartete. Denn auch privat setzt er sich mit Bauplänen auseinander. Nächsten Herbst kann er mit seiner Familie ins neu gebaute Eigenheim einziehen.

Im Tägi muss er noch etwas länger auf sein richtiges Büro warten: Gegen Ende November 2019 wird das Eisfeld eröffnet und im März 2020 das Schwimmbad. «Wenn alles nach Plan läuft», fügt er an.

Denn das sei bei der Sanierung eines 44-jährigen Baus und einer Investitionssumme von knapp 50 Millionen Franken nicht immer der Fall.

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