«Ahnengalerie» im «Sternen»

Der älteste Gasthof der Schweiz hat seit Anfang Jahr eine «Ahnengalerie». Darunter auch einen Lieblingsgast.

Event-Managerin Franziska Arnold hat die «Ahnengalerie» im Wettinger Gasthof Sternen umgesetzt.Melanie Bär
Event-Managerin Franziska Arnold hat die «Ahnengalerie» im Wettinger Gasthof Sternen umgesetzt.Melanie Bär

Der «Sternen» gilt als der älteste Gasthof der Schweiz. Er steht am Tor zum Kloster, am Eingang der Wettinger Klosterhalbinsel. Ursprünglich als «Weiberhaus» bezeichnet, hat er seit 1254 Klostergäste beherbergt.

Am Anfang vor allem Mütter und Schwestern der Zisterzienser, denn weibliche Gäste hatten keinen Zutritt ins Kloster. Das ist auch der Grund, weshalb der Gasthof ausserhalb der Klostermauern, der Klausur, liegt.

«Ausserdem soll das Gasthaus auch zur Beherbergung von Pilgern gedient haben. Denkbar wäre auch, dass dort ein Armenspital eingerichtet war», schreibt der heutige Pächter Walter J. Erni im Dokument «Gastro-historische Begehung der Klosterhalbinsel Wettingen».

Äbte und Könige zu Besuch

Sicher ist, dass in all den Jahrhunderten zahlreiche interessante und auch prominente Gäste im «Sternen» Halt gemacht haben. In alten Dokumenten gibt es zahlreiche Belege für Besuche von Äbten und Königen, Politikern und Managern.

Das Pächterehepaar Erni, Josef Bürgler von der Besitzerfamilie und Tourismusfachfrau Franziska Arnold haben die alten Dokumente und die Gästebücher der letzten 25 Jahre durchforstet.

Daraus haben sie «aus dem Bauchgefühl heraus», wie Arnold sagt, 25 Persönlichkeiten aus verschiedenen Jahrhunderten ausgewählt. Entstanden ist eine «Ahnengalerie», wie Arnold die Galerie der zwanzig Bilder beim Eingang des Gasthofs nennt.

Darauf abgebildet sind beispielsweise König Rudolf von Habsburg, der 1290 Gast im Kloster war, Aviatiker Hans Schmid, der einst im «Sternen» wirtete, oder Erzherzog Karl von Habsburg, der sich 1799 im «Sternen» verköstigen liess.

Einzige Frau: Doris Leuthard

«Eine der Herausforderungen war, geeignetes Bildmaterial zu finden», sagt Arnold. Etwa dasjenige von Johann Wild, dem ersten Fabrikbesitzer von Wettingen. «Damals war die Porträtmalerei nicht mehr in, es gab aber auch noch keine Fotos», so die Würenloserin.

Einfacher war es bei den Persönlichkeiten, die in den letzten Jahrzehnten zu Gast waren. Darunter die Bundesräte Furgler, Cotti und Blocher oder Spitzenmanager Oswald Grübel oder Edwin Somm. Als einzige Frau ist Bundesrätin Doris Leuthard auf einem der Bilder abgebildet. «Es ist tatsächlich etwas männerlastig», sagt Arnold mit Bedauern. Es zeige jedoch die Realität der vergangenen achthundert Jahre.

Eine Überraschung gab es auch für die Besitzerfamilie. Sie fand heraus, dass der Vogt Heinrich Bürgler, der 1441 im Kloster war, ein Vorfahre von Johann Ulrich Bürgler ist. Dieser wiederum war als Maurermeister 1820 im Kloster angestellt und ist der Grossvater des Firmengründers des Baugeschäfts Bürgler, der heutigen Bürgler AG Bauunternehmen. «Das wussten wir vorher nicht», sagt Josef Bürgler.

Für eine weitere Überraschung sorgte Franziska Arnold. Sie brachte in der Mitte einen Bilderrahmen mit einem Spiegel an. Darunter steht: «Unser Lieblingsgast.» «Der kommt sehr gut an», sagt Pächterin Andrea Erni und fügt an: «Überhaupt erhalten wir gute Reaktionen auf die Bilder.»

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