Bestatter wird Besitzer
Seit fünf Jahren leitet Sandro Güntert die Badener Bestattungen GmbH und wird jetzt deren Besitzer.
Anfang Jahr übernahm Sandro Güntert nicht nur die Gesamtleitung des Bestattungsunternehmens, sondern wurde auch deren Besitzer. Bisher war die Twerenbold Service AG die Eigentümerin des 1970 als Allgemeiner Bestattungsdienst gegründeten Unternehmens. Roland Wunderli hatte bis Ende 2021 die Gesamtleitung über sein Pensionsalter hinaus inne.
Einarbeiten muss sich Sandro Güntert indes nicht in Wettingen. Der 37-Jährige trat dem Unternehmen vor acht Jahren bei und leitet das Geschäft seit fünf Jahren operativ. Er habe schon immer einen natürlichen Umgang mit dem Tod gehabt, sagt Güntert gegenüber dem «Stadtanzeiger Olten». An seinem ersten Schnuppertag vor über sechzehn Jahren wurde ihm gesagt, er müsse am Abend einfach den Schalter umlegen lernen. «Vergiss es!», findet Güntert heute. «Wer einen Schalter hat, hat kein Mitgefühl mehr.» Bestatter sein sei für ihn eine Herzensangelegenheit. «Deshalb brauche ich nicht so etwas wie einen Ausgleich.» Und falls ihn mal ein Schicksal überfordere, habe er eine Lebensgefährtin, mit der er über alles sprechen könne.
Betrieb geht unverändert weiter
Trotz Rochade im Hintergrund verändert sich für die Angehörigen nichts: «Wir werden unsere Dienste weiterhin mit Herzlichkeit ausführen und den uns anvertrauen Verstorbenen mit höchstmöglichem Respekt und Feingefühl begegnen», so Güntert.
Um das noch besser tun zu können, liess sich Güntert in Thanatopraxie, einer modernen Einbalsamierungstechnik, ausbilden. Schweizweit gibt es fünf ausgebildete Fachpersonen, im Aargau ist Güntert gar der Einzige. Zwischen drei und fünf Einbalsamierungen pro Monat macht Güntert. Dafür tauscht er mit Hilfe einer Einbalsamierungspumpe das Blut im verstorbenen Körper aus. «Hauptbestandteil der Einbalsamierungsflüssigkeit ist Wasser, wenige Prozent davon sind Formalin», erklärt er. Das Gemisch erreiche jeden Winkel des Körpers, «dank unserem genialen Gefässsystem». So gewinnt der tote Körper wieder jenes Volumen, das ihm der Verfall genommen hat.
Das Wissen angeeignet hat er sich nach dem Todesfall seines Cousins, der vor neun Jahren an einer plötzlichen Hirnblutung starb. Als die Untersuchung des überraschenden Todesfalls endlich abgeschlossen war, hatte sich der Körper bereits stark verändert. Die Familie hatte Günterts Cousin zuvor nicht mehr gesehen. Während der Bestattung fand Güntert: «Das muss doch besser gehen.» Also liess er sich in Deutschland und England zum Einbalsamierer ausbilden. «Um anderen Familien das zu ersparen.»
Dieser Artikel enthält Passagen aus dem vor einer Woche erschienenen Text im «Stadtanzeiger Olten», der in voller Länge unter www.stadtanzeiger-olten.ch zu lesen ist.