Nach geglückter Petition: Die Polizei hatte Autoposer schon vorher auf dem Radar

343 Wettingerinnen und Wettinger unterstützen eine Petition, die sich gegen lärmende Autofahrer an der Landstrasse wehrt. Gefordert werden mehr Polizeikontrollen und Lärmblitzer.

Lärm an der Landstrasse: Das Autogeheul im Zentrum geht einigen Wettingerinnen und Wettingern auf die Nerven. Sibylle Egloff
Lärm an der Landstrasse: Das Autogeheul im Zentrum geht einigen Wettingerinnen und Wettingern auf die Nerven. Sibylle Egloff

Motorengeheul kommt an der Landstrasse in Wettingen nicht gut an. Das zeigt zumindest die Petition «Stopp den Autoposern auf der alten Landstrasse» von Christina Boesiger. 343 Unterstützerinnen und Unterstützer zählt ihre Bittschrift auf der Plattform Petitio.ch, die Ende August erfolgreich an den Wettinger Gemeinderat überwiesen wurde.

«Durch die vermehrt aufkommenden Autoposer entstehen unnötige Lärmbelästigungen der bereits sehr stark lärmbelasteten Landstrasse», schreibt Boesiger. Diese würden vermehrt auch eine Gefahr für Kinder und ältere Menschen darstellen. Die Petitionärin ist sich sicher: «Durch diese zusätzliche, unnötige Lärmbelästigung verliert Wettingen sehr an Attraktivität für potenzielle Neuzuzüger und Steuerzahler.»

Boesiger fordert deshalb, dass Lärmblitzer an der Landstrasse aufgestellt und zusätzlich regelmässige Kontrollen in den Abendstunden und vor allem am Wochenende durchgeführt werden. Zudem macht sie ein Verbot für das Anbringen von Equipment an Fahrzeugen, das unnötigen Lärm verursacht, beliebt.

Die Toleranz für Autofans sinkt wegen der Poser

Rückendeckung erhält Boesiger aus der Autoszene: «Mir sind diese Autoposer auch extrem aufgefallen. Ich höre die lärmenden Fahrzeuge oft. Es nervt», sagt Goran Pantic, Präsident des Alio Tuning Clubs. Der Wettinger Verein unterhält eine Werkstatt in der Gemeinde, wo die Mitglieder an den eigenen Fahrzeugen rumschrauben. «Das Auto ist unser Hobby. Vor zehn Jahren haben wir beschlossen, einen Verein dafür zu gründen. Wir sind alles alte Kollegen», erzählt Pantic. Von den Autoposern, die an der Landstrasse für Unmut sorgen, distanziert sich der Verein klar: «Wir hören gerne gute Motoren, aber sicher nicht am Abend und nicht innerorts im Wohnquartier. Dort drückt man doch nicht aufs Gas», sagt der Familienvater. Man habe noch nie Probleme in der Nachbarschaft der Werkstatt gehabt. «Wir schauen, dass wir uns unauffällig verhalten.» Für aktive Autovereine, die Oldtimertreffen und Veranstaltungen organisieren würden, seien diese Autoposer ebenso ein Übel. «Die Toleranz für Autofans sinkt wegen dieser Leute. Ich habe von einigen Vereinen gehört, dass sie Mühe haben, Bewilligungen für Autotreffs zu erhalten, weil diese Anlässe eben nicht nur Autoliebhaber, sondern auch diese Autoposer anziehen. Das ist sehr schade», sagt Pantic.

Auch er erkennt die Gefahr, die von den Autoposern ausgeht. «Es muss nur ein Kind oder ein Haustier zur falschen Zeit die Strasse überqueren und es ‹chlöpft›.» Mehr Polizeikontrollen sieht Pantic deshalb als geeignetes Mittel, um den lärmenden Autofahrern Einhalt zu gebieten.

Der Regionalpolizei Wettingen-Limmattal ist das Phänomen ebenso bekannt: «Besonders während des Lockdowns haben uns viele Reklamationen erreicht», sagt Polizeichef Roland Jenni. «Die Bevölkerung nahm mehr Lärm wahr, weil sie in dieser Zeit mehr zuhause war. Das Lärmempfinden ist im Lockdown gestiegen, gleichzeitig hatten die Poser mehr Zeit, um mit ihren Fahrzeugen unterwegs zu sein.» Diese Kombination habe zu den gehäuften Beschwerden geführt, so Jenni.

Kontrollen und Verzeigungen führten zu Besserung

Die Polizei nehme diese Reklamationen ernst. Fahrzeugkontrollen seien erhöht und Verzeigungen ausgesprochen worden, was zu einer Besserung geführt habe. «Damit lässt sich der Problematik gut entgegenwirken», sagt Jenni. Er betont aber auch, dass Autoposing eine Erscheinung sei wie etwa Littering oder Vandalismus. Man gebe sich Mühe, das Thema anzugehen. «Doch es ist nicht unsere Kernaufgabe. Die Polizei ist eine Notfallorganisation, die sich um die Sicherheit der Bevölkerung kümmert. Wir können nicht von morgens bis abends jedem Autoposer nachspringen», sagt Jenni. Zudem betont er, dass das Problem nicht nur in Wettingen herrsche, sondern kantonsweit auf dem Radar der Polizei sei.

Tuning habe heutzutage eine grosse Bedeutung, vor allem bei jungen Fahrzeuglenkern. «Sie reizen an ihren Autos die gesetzlichen Bestimmungen aus. Ein heruntergesetztes Auto und ein lauter Auspuff bedeuten eben noch lange nicht, dass das Fahrzeug auf der Strasse nicht erlaubt ist», sagt der Polizeichef. Deshalb bedürfe es bei der Kontrolle technischen Fachwissens seitens der Polizei. «Wir berufen uns auf unsere Fachbücher und manchmal müssen wir uns auch mit dem Strassenverkehrsamt austauschen.»

Lärmblitzer, wie sie in der Petition als Gegenmassnahme vorgeschlagen werden, sind laut Jenni infolge fehlender rechtlicher Grundlagen in Wettingen nicht geplant. Er findet: «Bussen und Verzeigungen zeigen Wirkung und sensibilisieren die Szene.»

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