Gemeinderatskollege: «Er wird seine Gründe haben»

Marcel Langs überraschender Rücktritt wirft viele Fragen auf. Auch die, ob die Organisation des Gemeinderats in Spreitenbach noch funktioniert.

Spreitenbach wählte Marcel Lang am 17. Mai zum Gemeindepräsidenten. san
Spreitenbach wählte Marcel Lang am 17. Mai zum Gemeindepräsidenten. san

Der Rücktritt von Gemeindepräsident Marcel Lang (parteilos) – gerade mal 22 Tage war er im Amt – kam für alle überraschend (die Limmatwelle berichtete). Lang selbst schreibt in der entsprechenden Mitteilung der Gemeinde, eine saubere und gute Umsetzung der Aufgaben als Gemeindepräsident seien für ihn zu belastend: «Mein Rücktritt ist daher als Schutz meiner Gesundheit zu verstehen.» Mehr ist von Marcel Lang nicht zu erfahren. Der 45-Jährige ist weder über E-Mail noch am Telefon oder über die verschiedenen Social-Media-Kanäle erreichbar. Dies hat sich auch bis Redaktionsschluss nicht geändert.

Sein Vorgänger Valentin Schmid (FDP) hat Verständnis dafür, dass Lang nicht antwortet: «Momentan möchte ich nicht in seinen Schuhen stecken. Man tritt nicht einfach so nach 22 Tagen zurück. Es sind für ihn mit Sicherheit schwierige Momente», sagt der Ex-Gemeindepräsident in einem Interview, das das «Badener Tagblatt» am Samstag veröffentlicht hat. Er sei von Langs Rücktritt «komplett überrascht», heisst es da. Schmid und Lang hatten zwei Jahre zusammen im Gemeinderat gearbeitet. «Er hat einen guten Job gemacht. Ich war davon überzeugt, dass er auch das Amt als Gemeindepräsident meistern wird», so Schmid. 

Der Gemeindeschreiber hat die übrigen Gemeinderäte informiert

Ebenfalls lobende Worte hat SVP-Ortsparteipräsident und neu gewählter Gemeinderat Edgar Benz für Lang übrig: «Marcel Lang ist ein unheimlich angenehmer Mensch mit viel Pfupf und grossem Willen, etwas zu ändern», lässt Benz sich im «Badener Tagblatt» zitieren. Er und seine Amtskollegen wurden nicht von Lang persönlich, sondern von Gemeindeschreiber Jürg Müller informiert. «Wir wissen gleich viel, wie in der Gemeindemitteilung kommuniziert wurde», so Benz. Er ist überzeugt, dass Lang dieser Schritt bestimmt nicht leichtgefallen ist. «Aber er wird seine Gründe haben», sagt er. 

Vizepräsident Markus Mötteli (CVP), der ebenfalls für das Amt als Gemeindepräsident kandidiert hatte, bei der Wahl am 17. Mai aber klar weniger Stimmen erhielt, nimmt im «Badener Tagblatt» ebenfalls Stellung: Er habe Marcel Lang in den letzten zwei Jahren als offen und sehr ehrlich erlebt. Darum entspreche die Begründung für den Rücktritt, der Schutz der Gesundheit, sicher der Wahrheit. «Als Gemeinderat hat Lang ja einen Top-Job gemacht», sagt auch Stefan Waldvogel, der Präsident der FDP Spreitenbach auf Anfrage. Seine Partei fordert in einer Medienmitteilung und auf Facebook eine externe Überprüfung der Verwaltungs- und Führungsstrukturen von Spreitenbach. Die grosse Einwohnerzahl der Gemeinde, die laufenden Bauprojekte, die vielfältige Bevölkerungsstruktur und die Aufgaben im Verbund mit Nachbargemeinden nennt die FDP als belastende Faktoren nicht nur für den Gemeindepräsidenten, sondern für die gesamte Behörde und die Verwaltung von Spreitenbach. «Kann die über Jahre gewachsene und doch fast gleich gebliebene Organisation des Gemeinderates und der Verwaltungsabteilungen diesen Ansprüchen gerecht werden?», fragt die FDP Spreitenbach in ihrem Schreiben. Eine Frage, die sich der Gemeinderat wohl auch an der Sitzung am Montag gestellt hat. 

Ob und wann es Neuwahlen gibt, ist noch nicht bekannt

Wie es konkret weiterläuft, ob und wann Neuwahlen stattfinden, dazu äusserte sich die Gemeindeschreiber-Stellvertreterin Tanja Peric auf Anfrage nicht. Die Gemeinde werde zur gegebenen Zeit kommunizieren. 

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