Training mit Hindernissen: Wie Breitensportler mit den Coronamassnahmen umgehen

Seit 11. Mai ist Vereinssport mit Abstand erlaubt. Drei Vereine aus Spreitenbach geben Einblick in ihren Trainingsalltag.

Die Mitglieder des Badmintonclubs Spreitenbach dürfen im Moment nur Einzel trainieren.   Rahel Bühler
Die Mitglieder des Badmintonclubs Spreitenbach dürfen im Moment nur Einzel trainieren. Rahel Bühler

Es ist wenige Minuten vor acht Uhr an einem Freitagabend in Spreitenbach. Die Mitglieder des Badmintonclubs Spreitenbach (BCS) betreten nach und nach die Seefeldhalle. Alle einzeln und in Sportklamotten. So sieht der Trainingsalltag seit 11. Mai aus. «Wir hatten Glück. Unsere Sportart kann man gut mit Abstand ausüben», sagt BCS-Präsident Thomas Krüger. Der Verein zählt 29 aktive Mitglieder. Davon kämen meist um die 15 ins Training. Zum ersten Mal hätten sie am 11. Mai wieder trainiert. Zuvor hatte Krüger das Konzept von Swiss Badminton an das Spreitenbacher Vereinskartell geschickt. «Unser vereinseigenes Schutzkonzept befand sich damals in Arbeit. Wir haben es aber nachgereicht.» Auf Basis des Verbandskonzepts habe die Gemeinde der Wiederaufnahme des Trainingsbetriebs zugestimmt. Die definitive Bewilligung erreichte den Verein am 13. Mai. Wieder trainieren zu können, habe bei ihm und seinen Mitgliedern pure Begeisterung ausgelöst. 

Die Mitglieder des BCS dürfen im Moment nur Einzel spielen. Im Doppel wären sich die Spieler zu nahe. «Pro Hallenteil dürfen sich höchstens neun Spieler aufhalten», so Krüger. Und: «Nach dem Training müssen sie sofort wieder nach Hause gehen.» Beim Training am Freitagabend sind elf Spielende anwesend. Verteilt auf zwei Hallen. Sie spielen alle einzeln gegeneinander.

Dieser eingeschränkte Trainingsbetrieb ist nur noch diese Woche nötig. Ab Samstag sind wieder 30 Personen pro Training erlaubt. Auch Körperkontakt ist wieder okay. Dies aber nur, wenn in «beständigen Teams» trainiert und Präsenzlisten geführt werden. Dies gab der Bundesrat an der Medienkonferenz von vergangener Woche bekannt. Was bedeutet das für den Badmintonverein? «Wir können nun wieder ziemlich normal trainieren», ist Krüger sicher. Ab Montag könnten sie auch wieder Doppel spielen. 

Jeder Verein braucht drei Schutzkonzepte

Bisher durften nur die Vereine trainieren, deren Sportverbände ein detailliertes Schutzkonzept vorlegen konnten. So schreibt es das Bundesamt für Sport (Baspo) vor. Willi Häusler hat die Spreitenbacher Vereine darüber informiert. Er ist Vorstandsmitglied des Tischtennisclubs Spreitenbach und Ad-interim-Präsident des lokalen Vereinskartells. «Zum Konzept des jeweiligen Sportverbands kommen zwei dazu: Jeder Verein muss ein eigenes erstellen. Jenes der Gemeinde gilt für alle Vereine im Dorf.» Wenn dem Gemeinderat die Konzepte vorliegen, entscheidet er. Dabei halte er sich an die Vorgaben vom Bund, sagt Gemeindepräsident Marcel Lang. «Ich erachte es als Aufgabe der Gemeinde, zu überprüfen, was auf den Sportplätzen und in den Turnhallen passiert.» Bei der Beurteilung habe der Rat zudem darauf geachtet, ob die Vereine plausibel erklären können, wie sie die Vorgaben einhalten wollen. 

Häusler selbst hat am 8. Mai das Gesuch für den Tischtennisclub bei der Gemeinde eingereicht. Am 11. Mai durfte der Verein die angestammte Turnhalle im Schulhaus Hasel zum ersten Mal wieder benutzen: «Das Baspo hat das Schutzkonzept des Tischtennisverbands bereits bewilligt», erklärt er. Deshalb hätten sie gewusst, die Gemeinde werde ihrem Konzept ebenfalls zustimmen. Denn: «Wir können die Abstandsregeln problemlos einhalten.» Im Moment funktioniert der Trainingsbetrieb noch so: Die Halle ist in der Mitte mit Absperrungen getrennt. In jeder Hälfte stehen zwei Tische. Zwischen den beiden Tischen bestehen zwei Meter Abstand. Ein Tischtennistisch ist 2,7 Meter lang. Pro Trainingseinheit können so maximal acht Personen in der Halle trainieren. Allerdings nur im Einzel. Im Doppel wären sich die Mitglieder ebenfalls zu nahe. 
Auch hier gilt: Die Mitglieder müssen umgezogen in der Halle erscheinen. Die Garderoben sind geschlossen. Die Toiletten sind wiederum offen. Zudem müssen die Spieler eigene Tischtennisbälle mitnehmen. Seine Leute hätten Verständnis gezeigt für die Schutzmassnahmen: «Wir sind froh, können wir uns wieder sportlich betätigen», sagt Häusler. Ab dem 6. Juni kann auch der TSC Spreitenbach wieder mit mehr Leuten pro Training trainieren. 

Auch der Turnverein nimmt seinen Trainingsbetrieb wieder auf

Ab Montag dürfen auch die Sektionen des Spreitenbacher Turnvereins (STV) wieder trainieren. Bisher ging das nicht, weil die Sportler die Abstandsregeln beim Unihockey, Faustball und Geräteturnen nicht hätten einhalten können. Nun ist bekanntlich Körperkontakt wieder erlaubt. Die Untergruppen des STV nehmen ihre Trainings daher wieder auf. STV-Präsident Pascal Schori erklärt: «Der Bundesrat hat die Fünferregel aufgehoben. Das war ausschlaggebend.» Nun sei es vernünftig, wieder zu trainieren. 

Jeder Verein, der das Training jetzt wiederaufnimmt, muss ebenfalls ein Schutzkonzept erstellen. Die bisherigen müssen laut Baspo überarbeitet werden. Der STV Spreitenbach hat derzeit 155 aktive Mitglieder. Nach dem Entscheid des Bundesrats hat der STV-Vorstand ein Schutzkonzept ausgearbeitet. «Es orientiert sich an den Vorgaben des Verbands und der Gemeinde Spreitenbach», so Schori. Beim Turnverein gelten die gleichen Regeln wie bei den anderen Vereinen. «Wir empfehlen den Unihockey­anern zudem, aufs Spielen zu verzichten und nur Ausdauer- oder Schussübungen zu machen.» Ihn persönlich freut es, die Trainings wieder aufzunehmen. Von den Mitgliedern habe er verschiedene Rückmeldungen erhalten: «Einige fanden, man könnte doch trainieren. Andere lobten uns.»

Weitere Artikel zu «Spreitenbach», die sie interessieren könnten

Spreitenbach17.04.2024

Wenn Verstand und Herz sich streiten

Spreitenbach17.04.2024

Verstopfte Leitungen

Abfälle, die in die Toilette geworfen und so ins ­Abwasser gespült werden, sorgen regelmässig für ­Verstopfungen.
Spreitenbach17.04.2024

Nach acht Jahren Pause wird in Spreitenbach ­wieder Theater gespielt. Die Theatergesellschaft (TGS) führt in der Turn­halle Boo­stock die witzige Komödie «E…