Die Lösung für die Wasserversorgung ist ein befristeter Vertrag

Die Wasserversorgung in Spreitenbach ist bis Ende Jahr geregelt: Die Regionalwerke Baden helfen aus. Wie es danach weitergeht, ist noch unklar.

Beat Amsler war bis Ende April der stellvertretende Brunnenmeister in der Gemeinde Spreitenbach. Die Gemeinde hat noch keinen Nachfolger gefunden.   Rahel Bühler/Archiv
Beat Amsler war bis Ende April der stellvertretende Brunnenmeister in der Gemeinde Spreitenbach. Die Gemeinde hat noch keinen Nachfolger gefunden. Rahel Bühler/Archiv

Die Situation um die Wasserversorgung in Spreitenbach hat sich vorerst entschärft: Seit Februar kümmern sich die Regionalwerke Baden um die Spreitenbacher Wasserversorgung. Gilles Tornare, Marketingleiter der Regionalwerke, bestätigt die entsprechende Aussage von Ge­meindepräsident Valentin Schmid: «Wir betreiben die Spreitenbacher Wasserversorgung zu 100 Prozent.» Dazu gehörten die vollständige Betriebsleitung, der Betrieb sowie die Instandstellung der Wasserversorgung.  

Handlungsbedarf war angesagt: Im November wurde der Brunnenmeister Kurt Pauli pensioniert. Im Februar kündete sein Stellvertreter, Beat Amsler. Für beide Stellen hat die Gemeinde laut Gemeindepräsident Valentin Schmid noch immer keine einzige Bewerbung erhalten. Daher sei die einzige mögliche Lösung eine Zusammenarbeit mit den Regionalwerken Baden gewesen. 
Genau diese Lösung hatte das Spreitenbacher Stimmvolk im Januar an der Gemeindeversammlung noch abgelehnt. «Wir mussten die Wasserversorgung sicherstellen», erklärt Schmid. Der Vertrag mit den Wasserwerken ist befristet: Er startete Anfang Februar und sollte ursprünglich Ende Juli enden. Spreitenbach habe den Vertrag aber vorzeitig bis Ende Jahr verlängert. 

Man habe auch andere Lösungen überprüft, so Schmid: Den Betrieb mit eigenem Personal aufrechtzuerhalten, sei zurzeit keine, da kein Personal zur Verfügung steht. Spreitenbach hat auch umliegende Gemeinden wie Dietikon, Würenlos oder Wettingen für eine Zusammenarbeit angefragt. «Wir können uns durchaus betriebliche Synergien vorstellen», schreibt der Wettinger Gemeinderat Markus Maibach auf Anfrage. Diese müssten aber zuerst gemeinsam ausgeleuchtet werden. Man warte auf ein Gespräch mit Spreitenbach. 

Auch von diesen Gemeinden könne die Spreitenbacher Wasserversorgung niemand komplett übernehmen, so Schmid. Ein gemeinsamer Pikettdienst wäre eine Möglichkeit. Allerdings nur, wenn Spreitenbach die offenen Stellen besetzen kann.

Als Begründung, wieso Spreitenbach keine Bewerbungen für die offene Stelle erhalten hat, sagte Gemeindepräsident Schmid schon an der Wintergmeind im Januar, der Markt für Brunnenmeister sei ausgetrocknet. Andreas Mori, Präsident des Schweizerischen Brunnenmeiserverbands, bestätigt dies: «Brunnenmeister sind gesuchte Fachleute.» Jede Wasserversorgung oder Gemeinde brauche einen Brunnenmeister. Derzeit gebe es allerdings nur um die 1000 Brunnenmeister mit eidgenössischem Fachausweis. Als Grund für den Mangel sieht Mori zwei Punkte: einerseits die Ansprüche: «Der Job des Brunnenmeisters ist hoch spezialisiert. Er arbeitet mit dem Lebensmittel Nummer eins: unserem Trinkwasser.» Andererseits die Ausbildung: Der Schweizerische Brunnenmeisterverband (SBV) organisiert gemeinsam mit dem Schweizerischen Verein des Gas- und Wasserfachs (SVGW) die Ausbildung der Brunnenmeister. Pro Jahr würden 40 bis 50 Brunnenmeister ihren Fachausweis erhalten, so Mori. «Mit dieser Anzahl stossen wir heute an unsere Kapazitätsgrenzen.» Das bedeutet: «Uns fehlen die Fachleute, um die Ausbildungswilligen zu unterrichten. Schliesslich sollen die Brunnenmeister einen gewissen Ausbildungsstand haben», erklärt Mori. 

Die Sommergmeind vom 23. Juni findet definitiv nicht statt

An der Sommergmeind will der Gemeinderat Spreitenbach mit einem neuen Antrag vors Volk treten: Er legt der Stimmbevölkerung den gleichen Antrag wie bereits im Januar vor: Sie soll nochmals über die Auslagerung der Unterhaltsarbeiten der Wasserversorgung an einen externen Dienstleister abstimmen. Dies schreibt die Gemeinde in den Gemeinderatsnachrichten dieser Woche. In der Zwischenzeit ist auch bekannt, dass die Gemeindeversammlung vom 23. Juni verschoben wird. Allenfalls würde die Gemeinde die Versammlung im September nachholen. 
Mittlerweile hat auch der Leiter der Gemeindewerke, Roman Willi, seine Stelle per Ende Juni gekündigt. Er hat als Leiter der Gemeindewerke die Wasserwerke unter sich. In dieser Position habe er auch immer wieder mit den Wasserwerken zu tun gehabt. Auch schon, als die Stellen des Brunnenmeisters und seines Stellvertreters noch besetzt waren. «Im Zusammenhang mit dem Bau der Limmattalbahn gab es oft Verhandlungen, an denen ich dabei war», sagt er. Konkret ging es dabei etwa um neue Strom- oder Wasseranschlüsse. Seine Kündigung habe aber nichts damit zu tun, dass es bei der Wasserversorgung zu wenig Personal habe. 

Schmid zeigt sich zuversichtlich, dass diese Stelle besetzt werden kann: Sie sei seit vier Wochen ausgeschrieben. Die Gemeinde habe schon mehrere Bewerbungen dafür erhalten. Auch die anderen beiden  Stellen sind nach wie vor ausgeschrieben.

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