Gemeindepräsidents- kandidat: Exekutivbehörde muss auch Basis abholen»

Sein Gespür für Menschen sieht Gemeinderat Marcel Lang als seine grösste Stärke an. Dieses möchte der 45-Jährige als Gemeindepräsident einsetzen.

Gemeindepräsidentskandidat Marcel Lang vor seinem Wohnhaus. Er wolle deblockieren statt blockieren. Alexander Wagner
Gemeindepräsidentskandidat Marcel Lang vor seinem Wohnhaus. Er wolle deblockieren statt blockieren. Alexander Wagner

Rund drei Wochen nachdem Spreitenbachs Gemeindepräsident Valentin Schmid (FDP) seinen Rücktritt bekannt gegeben hatte, informierte Gemeinderat Marcel Lang (parteilos), er stelle sich für dieses Amt zur Verfügung. Diese Entscheidung fiel schnell. «So schnell war das nicht», sagt Lang beim Telefoninterview mit der Limmatwelle. Er habe sich die Kandidatur reiflich überlegt und mit seinem Partner und einigen Menschen in seinem Umfeld darüber beraten, bevor er sich zu diesem Schritt entschied. «Als ich wusste, ich möchte als Gemeindepräsident kandidieren, war für mich aber sofort klar, dass ich das auch publik mache.» Kein taktisches Geplänkel, dafür offen und ehrlich kommunizieren, das liegt dem 45-Jährigen. 

Lang zog als Gründer und Mitinhaber der Practical Wellness GmbH in Spreitenbach ursprünglich aus geschäftlichen Gründen in das Dorf, das war 2004. «Ich habe hier sehr schnell Anschluss gefunden», erinnert er sich. «Spreitenbach hat eine wunderbare Vereinsstruktur und, was viele gar nicht sehen, wir haben einen wunderschönen alten Dorfkern und ein tolles Naherholungsgebiet mit Heitersberg, Franzosenweiher und Limmat.» Lang könnte sich nicht vorstellen, in einem anderen Dorf zu leben. Seine Wohnung befindet sich im alten Dorfteil in unmittelbarer Nähe zum Gemeindehaus. «Ich kann dem Gemeindeschreiber ins Büro schauen», schmunzelt Lang.

«Müssen wieder vermehrt mit der Bevölkerung zusammen agieren»

Seit 2018 ist er als Gemeinderat für die Ressorts Gesundheit, Soziales, Vereine und Verkehr zuständig. Fordert man ihn auf, sich politisch in der Parteienlandschaft zu positionieren, so stellt er sich zwischen FDP und SVP. Er erachtet es aber als Vorteil, eben nicht zu einer Partei zu gehören: «Als Parteiloser kann ich auf alle gleichermassen zugehen.» Genau dafür würde er sich als Gemeindepräsident auch starkmachen: «Die Exekutivbehörde muss auch die Basis abholen. Wir müssen wieder vermehrt mit der Bevölkerung zusammen agieren. Es ist wesentlich, dass man Vertrauen schafft, indem man die Beteiligten informiert und deren Meinung abholt», ist Lang überzeugt und nennt das deblockieren statt blockieren. Eine Strategie, die voll und ganz seiner Persönlichkeit entspricht. Lang geht offen und herzlich auf die Menschen zu. Eine Eigenschaft, die dann besonders zum Vorschein kommt, wenn man Marcel Lang persönlich begegnet. Genau dies ist in diesem speziellen Wahlkampf aber schwierig: Das Wahlpodium fand nicht statt, auch Hearings der einzelnen Parteien wurden wegen der Coronapandemie abgesagt. «Natürlich finde ich das schade, ich habe mich auf diese Anlässe gefreut», sagt Lang. Trotzdem findet er es richtig, dass die Wahlen wie geplant am 17. Mai stattfinden. Unfair sei das nicht, schliesslich seien die Spielregeln ja für alle gleich. Marcel Lang ist online präsent auf Facebook, Instagram und Twitter und mit einer eigenen Website. «Für die Gemeinde ist es wichtig, dass wir wieder vollständig sind. Gerade in der nun herausfordernden Situation. Da werden ein paar grosse Aufgaben auf uns zukommen.» Selbstverständlich würde er zu einem zweiten Wahlgang antreten. «Ich könnte mir aber gut vorstellen, dass diese Wahlen bereits am 17. Mai entschieden werden», sagt Lang.

Das 60-Prozent-Pensum bei der Rundschau von SRF müsste Lang aufgeben, wenn er als Gemeindepräsident gewählt wird. «Natürlich habe ich auch da immer mit offenen Karten gespielt», sagt Lang. «Mein Chef sagt, es würde ihm das Herz brechen, wenn ich gehe. Aber er würde es mir natürlich gönnen.» Sein Alter sieht der 45-Jährige als einen weiteren Vorteil, da käme schon einiges an Lebenserfahrung zusammen, aber trotzdem sei er noch jung. Seine grösste Stärke sieht Lang in seinem Gespür für Menschen. Welche Aufgaben, die als Gemeindepräsident auf ihn zukommen, sieht er als Herausforderung? «Es wird sicher eine spannende Aufgabe sein, sich in alle Dossiers einzulesen. Den Weitblick aufzubauen, wird eine gewisse Zeit in Anspruch nehmen», gibt Lang offen zu. Er spricht aus Erfahrung, kann sich noch gut an seine Anfangsphase als Gemeinderat erinnern. «Das Ressort Soziales hatte es in sich, da musst du fast Jurist sein, um dich da einzulesen», sagt er. Eine der dringlichsten und grössten Aufgaben des zukünftigen Gemeindepräsidenten sieht Lang darin, die Balance zwischen den Interessen der Wirtschaft sowie den menschlichen Bedürfnissen zu finden. «Es braucht eine gut funktionierende Wirtschaft, damit auch ein gut funktionierendes Zusammenleben ent­stehen kann», sagt er. Durch die Coronapandemie sei es zudem wichtiger denn je, auch äusserst agil, flexibel und dynamisch zu bleiben. «Dafür setze ich mich ein.»

 

Wahlen in Spreitenbach

In einer Serie stellt die Limmatwelle die Kandidaten für die Ersatzwahlen des Gemeinderates und des Gemeindepräsidenten vom 17. Mai vor. Heute erscheint das dritte Porträt über Marcel Lang (parteilos). Er kandidiert als Gemeinderat. Der Sitz wird frei, weil Gemeindepräsident Valentin Schmid (FDP) im Januar seinen Rücktritt bekannt gab. Die bisherigen Gemeinderäte Markus Mötteli (CVP) und Marcel Lang (parteilos) kandidieren für das Amt des Präsidenten. Erhard Fricker (parteilos) und Edgar Benz als Gemeinderäte. 

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