Sie will zeigen, dass es auch im «Ghetto» versteckte Talente gibt

Vanissa Toufeili aus Spreitenbach flog aus der Casting-Show «Deutschland sucht den Superstar» (DSDS) raus. Sie kritisiert das TV-Format und will nun alleine durchstarten.

Vanissa Toufeili aus Spreitenbach kam unter die besten 23 bei «Deutschland sucht den Superstar». Sibylle Egloff
Vanissa Toufeili aus Spreitenbach kam unter die besten 23 bei «Deutschland sucht den Superstar». Sibylle Egloff

Die Wellen peitschen gegen die Felsen und die Sonne strahlt auf die 23 Kandidatinnen und Kandidaten der Castingshow «Deutschland sucht den Superstar» (DSDS). Die Teilnehmenden überzeugten die Jury in der dritten Recall-Runde in Südafrika – mit einer Ausnahme: Vanissa Toufeili musste die Sendung als Einzige verlassen. «War nicht so doll heute, schön dass du da warst», verabschiedete sich Chefjuror und Musikproduzent Dieter Bohlen von der Spreitenbacherin in der DSDS-Ausgabe vom vergangenen Samstag.

«Ich bin enttäuscht, dass ich als Einzige rausgeschmissen wurde. Die Show gibt es seit 17 Jahren und noch nie ist das vorgekommen», sagt Toufeili. Ihr Aufenthalt in Südafrika dauerte nur vier Tage, dann kehrte sie zurück in ihre Heimat Spreitenbach.

Die Enttäuschung ist mittlerweile der Erleichterung gewichen. «Ich bin froh, dass ich nicht mehr dabei bin», sagt die 23-Jährige. Sie habe als Kandidatin von DSDS viel durchmachen müssen. Einigen Teilnehmern werde ein Image aufgedrückt. «Wenn du nicht mitspielst, kriegst du das zu spüren.» Sie sei zu DSDS gegangen wegen der Musik und nicht, um zu streiten oder die grosse Liebe zu finden. Sie unterstehe der Schweigepflicht, deshalb könne sie nicht mehr dazu sagen.

Gelohnt habe sich die Teilnahme aber dennoch: «Ich habe Erfahrungen sammeln können und einen Einblick in das Musikbusiness erhalten.» Das sei auch der Grund gewesen, weshalb sie sich für die deutsche Show angemeldet habe. «Ich habe mich bewusst für ein deutsches und nicht ein Schweizer Format entschieden, weil die Musikszene in Deutschland viel grösser ist und es mehr Künstler hervorbringt.»

Zudem habe sie nun einige Anfragen von Leuten aus dem Musikgeschäft bekommen, die mit ihr zusammenarbeiten wollen. Das Beste an der ganzen DSDS-Geschichte sei aber, dass sie Dieter Bohlen kennenlernen durfte. «Ich liebe Dieter und habe grossen Respekt vor ihm», sagt Toufeili. Er sei direkt und sage allen offen die Meinung. «Obwohl er austeilen kann, war er immer nett zu mir.» Wer die aktuelle Staffel verfolgt, weiss, dass auch Bohlen von der jungen Spreitenbacherin angetan war – vor allem von ihrem Aussehen. So wollte er beim ersten Aufeinandertreffen gleich wissen, ob Toufeilis Po echt ist. «Manchmal hat es mir schon wehgetan, dass ich nur auf mein Äusseres reduziert wurde.» Sie wisse, dass sie singen könne. Die Vocal-Coaches bei DSDS hätten ihr stets gutes Feedback gegeben. Doch die Songauswahl sei ihrer Stimme nicht gerecht geworden, sagt Toufeili. In der Show bekam sie oft zu hören, dass sie die Töne nicht richtig treffe oder dass sie keine besondere Stimme habe.

Die Spreitenbacherin ist da aber anderer Meinung. Derzeit ist sie im Studio, um Lieder aufzunehmen. «Lasst euch überraschen. Ich habe einige Projekte am Start», sagt sie selbstsicher. Von Hass-Kommentaren in den sozialen Medien lasse sie sich nicht beirren. «Die lösche ich gleich. Hater werden blockiert», sagt sie. Ihr Ziel hat sie vor Augen: Sie will mit ihrer Musik erfolgreich werden. R’n’B und Softrap haben es ihr angetan.

Die Liebe zur Musik entdeckte die gebürtige Libanesin als Kind. Mit zwölf Jahren begann sie, Gesangsunterricht zu nehmen. «Meine Eltern hörten viel Musik, als ich klein war. Bei uns lief oft Shakira, mein Vater liebt Bob Marley. Ich habe immer dazu getanzt und gesungen», erinnert sich Toufeili. Ihr Talent erkannte auch ihr Oberstufen- und Musiklehrer Philipp Käppeli. «Mit ihm bin ich oft an Hochzeiten oder Schulanlässen aufgetreten.»

Ihre Gesangskarriere verfolgt die Spreitenbacherin erst seit Kurzem. «Meinen Eltern war es wichtig, dass ich zuerst eine Ausbildung absolviere. Ich bin froh, habe ich auf sie gehört», sagt die gelernte Kauffrau.

Ihren musikalischen Weg will sie nun abseits von Casting-Shows gehen. Nicht nur für sich, sondern auch für ihr Zuhause. «Spreitenbach hat einen schlechten Ruf. Doch auch im «Ghetto» gibt es versteckte Talente. Ich bin eines davon und will zeigen, dass es Künstler aus unserem Dorf schaffen können.»

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