Regionalpolizist Daniel Bodenmann züchtet seit Kindheitstagen Kaninchen

2019 wurde er Schweizer Meister. Pro Woche kümmert er sich 18 Stunden um die Tiere. Es sei ein Ausgleich zur Arbeit für ihn.

Daniel Bodenmann <em>mit einem seiner Weisswiener-Kaninchen, das er für die Ausstellungen benutzt.</em><em> Rahel Bühler</em>
Daniel Bodenmann <em>mit einem seiner Weisswiener-Kaninchen, das er für die Ausstellungen benutzt.</em><em> Rahel Bühler</em>

Daniel Bodenmann ist ein alter Hase. Zumindest, wenn es um die Kaninchenzucht geht: Seit 20 Jahren züchtet der Spreitenbacher bei sich zu Hause Kaninchen. 2019 war ein erfolgreiches Jahr für ihn und seine Weisswiener-Kaninchen: Er wurde an den Schweizer Meisterschaften für das schönste Weibchen und an den Aargauer Meisterschaften für das schönste Männchen sowie die schönste Kollektion, das sind sechs Tiere, ausgezeichnet.

Die Kaninchenzucht hat es Bodenmann in seiner Kindheit angetan. Als Bub besuchte er seine erste Ausstellung in Dottikon, wo er aufwuchs. Das fand er «huere cool». Bis nach Ende seiner Lehre, Bodenmann ist gelernter Metzger, hatte er die Möglichkeit, seine Tiere auf dem elterlichen Anwesen zu züchten. Während der Polizeischule ging dies nicht mehr. Erst 1999, als er mit seiner Frau Silvia Land für ein Einfamilienhaus in Spreitenbach kaufte, nahm er sein Hobby wieder auf. Damals begann er mit der Zucht der Rasse Thüringer. Das sind mittelgrosse Hasen mit gelb-rötlich-braunem Fell. 2002 startete er die Zucht von Champagne-Silbern. Diese Rasse hat ein silber-graues Fell.

2017, so sagt er, habe er alle Preise geholt, die mit den Champagne-Silbern möglich seien. Deshalb habe er nach einer neuen Herausforderung gesucht. Er fand sie in den Weisswienern. «Die Fütterung ist das Wichtigste», weiss Bodenmann. Er füttert seine Tiere zweimal täglich. Pro Jahr verbraucht er 120 Ballen Stroh und 180 Ballen Heu. Dazu kommen noch Kraftfutter und Gemüse.

Wenn alle Ställe belegt sind, beherbergt der Polizist 100 Kaninchen. Die Grösse der Ställe gibt das Tierschutzgesetz vor: Es sind 0,72 Quadratmeter pro Tier. «Bei mir haben die Tiere sogar 0,79 Quadratmeter Platz», sagt Bodenmann. Er unterscheidet zwischen Zucht- und Ausstellungstieren. Erstere braucht er für die Zucht von Jungtieren. Dies sind meist ältere Tiere. Zweitere für die Ausstellungen. Die Tiere, die er dazu mitnimmt, sind meist im gleichen Jahr geboren. Es gibt auch Kaninchen, die für die Zucht ungeeignet sind. Etwa, weil das Fell nicht schön genug, die Ohren zu lang oder das Blau der Augen zu wenig stark ist. Diese Tiere metzget Bodenmann selbst. Ist er in den Ferien, kümmern sich Freunde und Familie um die Tiere.

Die Zucht an sich verläuft jedes Jahr gleich: Ende Februar bestimmt Bodenmann, welche Tiere sich paaren sollen. Dazu wählt er die schönsten und daher für die Zucht geeignetsten Tiere aus. Jedes Jahr deckt er fünf oder sechs Zibben. So nennt man die Weibchen im Fachjargon. Die Tragzeit beträgt 30 Tage. Jede Zibbe wirft sechs bis acht Junge. Zwischen Ende März und Mitte April kommen sie auf die Welt.

Mit etwa sechs Wochen erhalten die Jungtiere eine Tätowierung. So unterscheidet Bodenmann die einzelnen Exemplare voneinander. Namen haben sie nicht. Mit elf bis zwölf Wochen trennt er die Jungtiere voneinander und von der Mutter. «Sonst besteht Verletzungsgefahr», erklärt der 52-Jährige.

Einmal pro Woche mistet der Spreitenbacher die Boxen aus, pflegt die Tiere und schneidet ihnen die Krallen. Im Sommer lässt er die Kaninchen in Auslaufboxen. Zudem setzt er sie regelmässig auf einen Tisch, der im Garten steht. Dort übt er mit ihnen, gerade zu stehen. Im Oktober impft die Tierärztin die Kaninchen. Im Anschluss finden die Vorbewertungen statt. Dann laden einzelne Kaninchenzuchtvereine Experten ein. Diese bewerten die Tiere und geben Prognosen ab, wie die Tiere bei den richtigen Ausstellungen abschneiden könnten. Von Mitte Dezember bis Ende Februar finden diese statt. Zum Teil sind es regionale Schauen, die lokale Vereine organisieren. Es gibt aber auch kantonale, zum Beispiel Aargauer oder Schweizer Meisterschaften.

Eine solche Ausstellung dauert laut Bodenmann in der Regel drei Tage. Am Freitagmorgen bewerten die Experten die Tiere. Sie schauen unter anderem, ob das Tier schön gerade steht, wie blau das Auge ist und wie lange die Ohren sind. Am Schluss gibt es eine Gesamtpunktzahl. Bodenmanns Ziel ist es, auch bei den Weisswienern alle Preise zu gewinnen, die in der Schweiz möglich sind.

Der Spreitenbacher ist auch Präsident des Blau- und Weisswienerklubs Schweiz und besuchte von 2004 bis 2007 die Expertenschule. «Da lernt man, Kaninchen an Ausstellungen zu bewerten», sagt er. Bodenmann ist stellvertretender Polizeichef bei der Regionalpolizei Rohrdorferberg-Reusstal. «Die Zucht ist für mich ein Ausgleich zur Arbeit», sagt er. «Ich liebe und pflege meine Tiere.» Der Umgang mit ihnen mache ihm grosse Freude. Sein Hobby werde oft belächelt. «Aber nur, weil die Leute nicht verstehen, welch grosser zeitlicher und finanzieller Aufwand dahintersteckt», so Bodenmann. Er sei pro Woche 18 Stunden mit seinem Hobby beschäftigt. Den Aufwand nehme er gerne in Kauf: «Ohne Zeit kein Erfolg», weiss er.

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