Anna Nipps Herz schlägt für Burundi

Die Spreitenbacherin engagiert sich mit einer Patenschaft und dem Verkauf von Schmuck für Kinder im ostafrikanischen Land.

Anna Nipp will den selbst gemachten Glasperlenschmuck am Spreitenbacher Weihnachtsmarkt verkaufen. Sibylle Egloff

Anna Nipp will den selbst gemachten Glasperlenschmuck am Spreitenbacher Weihnachtsmarkt verkaufen. Sibylle Egloff

Auf Besuch in Ostafrika: Anna Nipp (hinten in der Mitte) mit den Kindern in Burundi. zVg

Auf Besuch in Ostafrika: Anna Nipp (hinten in der Mitte) mit den Kindern in Burundi. zVg

Anna Nipps Augen leuchten, als sie durch das Fotoalbum ihres Smartphones scrollt. Lachende Kinder blicken ihr entgegen. Auf einigen Bildern ist die Spreitenbacherin selbst zu sehen. «Da war ich diesen Juli in Burundi bei den Kindern. Wir haben einen Ausflug ins Schwimmbad gemacht. Nur die wenigsten von ihnen waren schon einmal dort», sagt die 54-Jährige. Seit sie 2014 zum ersten Mal im ostafrikanischen Land war, setzt sie sich für Waisenkinder und alleinerziehende Mütter in der ehemaligen Hauptstadt Bujumbura ein.

Die gebürtige Italienerin ist in der Reisebranche tätig. So erfuhr sie zum ersten Mal von den Nöten des Landes und dessen Menschen. «Ich habe eine Reise nach Burundi für einen Pater gebucht. Er hat mich auf die dortigen Missionsprojekte der Saverianischen Kongregation aufmerksam gemacht», erinnert sich Nipp. Das christliche Hilfswerk hat im immer noch vom Bürgerkrieg gezeichneten Land Schulen, einfache Ausbildungsstätten und Kooperativen aufgebaut. «Der Pater fragte meinen Mann und mich damals, ob wir eine Patenschaft für ein Kind übernehmen wollen», sagt Nipp. Das Paar zögerte nicht lange. Mittlerweile begleiten sie den elfjährigen Nestor seit sieben Jahren. «Wir wollten mehr über unser Patenkind erfahren und haben via Internet Kontakt zur Kongregation aufgenommen.» Irgendwann reichte das Nipp nicht mehr und sie reiste 2014 mit ihren beiden Töchtern nach Burundi. Spätestens seit diesem Besuch ist sie mit dem Land und mit den Kindern fest verbunden.

Nipps Einsatz beschränkt sich aber nicht nur auf ihre Patenschaft und die Aufenthalte in Burundi. Auch zu Hause engagiert sie sich für das Land. Am 23. November zum Beispiel. Dann findet der Weihnachtsmarkt im Spreitenbacher Dorfkern statt. Nipp betreibt bereits zum dritten Mal einen Stand und verkauft selbst gemachten Glasperlenschmuck, Konfitüre und Sirup. Der Erlös fliesst zu 100 Prozent nach Burundi. «Ich habe ein Projekt für alleinerziehende Frauen gestartet und ihnen gezeigt, wie sie Schmuck herstellen können», erzählt Nipp. Einige Ketten, Ohrringe und Armbänder hat sie aus Afrika zum Verkauf mitgenommen. Den Rest hat sie selbst gefertigt. «Wenn ich mal dransitze, vergesse ich die Zeit. Manchmal ist es plötzlich zwei Uhr morgens», sagt sie und lacht. Ihr Esstisch ist über und über belegt mit Schmuck. «Ein Herz für Burundi» steht auf kleinen Papierkarten. «Ich muss noch einiges einpacken und für den Markt vorbereiten», sagt Nipp.

Mit dem Erlös will sie aber nicht nur das Projekt für die Mütter vorantreiben. Das Geld kommt auch Waisenkindern zugute. «Damit die Kinder in den Sommerferien nicht auf der Strasse sitzen, kriminell werden, sondern etwas Sinnvolles unternehmen können, unterstütze ich ein Aktivitätenprogramm, das bereits seit einigen Jahren läuft», sagt Nipp. «Die Kinder haben beispielsweise die Möglichkeit, an einem halben Tag den Schulstoff zu repetieren und zu vertiefen. Während des normalen Unterrichts ist das mit 60 bis 80 Schülern pro Klasse nicht einfach.» Seit dem laufenden Jahr werde in den Schulferien zudem eine Aufgabenhilfe für schwächere Kinder angeboten. Nipp startete das Projekt mit weiteren Gönnern dank dem Erlös des Verkaufs am Spreitenbacher Weihnachtsmarkt vor einem Jahr. Die Kinder sollen aber auch die Gelegenheit haben, zu basteln, Handarbeiten zu fertigen, zu spielen und sich sportlich zu betätigen. Zudem will Nipp dafür sorgen, dass die Kinder einmal wöchentlich eine kostenlose Mahlzeit erhalten.

«Man kann nicht die ganze Welt verändern, doch die Welt einiger Menschen kann man verändern. Das versuche ich», sagt Nipp. Auch wenn es viel Arbeit sei, bereite ihr der Einsatz viel Freude. «Die Leute sind mir ans Herz gewachsen.» Vor allem die Kinder sind Nipp wichtig. «Sie sind die Zukunft einer Nation. Wenn sie zu guten Erwachsenen werden, können sie in ihrem Land auch etwas bewirken.»

Der Spreitenbacher Weihnachtsmarkt findet am 23. November im Dorfkern am Sternenplatz und bei der Chilegass von 12 bis 20 Uhr statt.

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