Beim Werkhof herrscht Grossandrang vor der Einführung der Sackgebühr

Am 1. Oktober führt Spreitenbach, als letzte Deutschschweizer Gemeinde, die Sackgebühr ein. Das spüren die Mitarbeiter des Werkhofs schon jetzt.

Viktor Ott im Werkhof auf dem Bauamtsareal an der Zentrumsstrasse 11 mit den Mulden. Melanie Bär

Viktor Ott im Werkhof auf dem Bauamtsareal an der Zentrumsstrasse 11 mit den Mulden. Melanie Bär

Grossandrang beim Entsorgen im Werkhof. zVg

Grossandrang beim Entsorgen im Werkhof. zVg

Am letzten Donnerstag im August, kurz nach dem Mittag: Es ist ruhig im Werkhof. Viktor Ott, Bereichsleiter des Tiefbaus und der Entsorgung, schaut aus dem Fenster zu den beiden blauen Mulden herunter. Die eine ist etwas mehr als halb voll, die andere fast leer. Er weiss, dass sich das am Samstag schlagartig ändert. Jeden letzten Samstag im Monat ist der Werkhof von 9 bis 11 Uhr geöffnet. «Seit einigen Wochen ist der Andrang grausam. Es ist ein richtiges Gedränge und der Container überquillt dann richtig», sagt er. Die Spreitenbacher scheinen das durch die Pauschale bereits bezahlte Entsorgen nutzen zu wollen und entrümpeln nochmals richtig. «Ich würde es auch so machen», sagt Ott und läuft in sein Büro zurück.

Zur Erinnerung: 2017 sagten die Spreitenbach noch deutlich Nein zur Sackgebühr. Sie wollten es dabei belassen, eine Jahrespauschale fürs Entsorgen zu zahlen. An der letzten Wintergmeind stimmten die Stimmbürger dem neuen Abfallentsorgungsreglement schliesslich zu. Zähneknirschend und knapp, denn sie wussten, dass dieses «verursachergerechte Abfallentsorgen» gesetzlich verlangt wird. Das Bundesgericht hatte vor acht Jahren so entschieden.

Ab dem 1. Oktober senken die Spreitenbacher die Grundgebühr auf jährlich 70 Franken. Gleichzeitig führen sie eine Abfallsackgebühr von Fr. 1.90 pro 35-Liter-Sack ein. Für den Grüngutcontainer braucht es neu eine Jahresvignette. Wertstoffe wie Weissblech, Aludosen, Flaschenglas und Altkleider können weiterhin kostenlos an den gemeindebetriebenen Sammelstellen im Schulhaus Hasel und Seefeld und im Rotzenbühl abgegeben werden. Altpapier sammeln Jugendorganisationen wie bisher achtmal pro Jahr ein. Die bereits bezahlte Jahrespauschale und die neue Grundgebühr werden abgegrenzt und abgerechnet.

Viktor Ott erhielt viele negative Rückmeldungen, als bekannt wurde, dass eine Sackgebühr eingeführt wird. Trotzdem ist er auch froh darüber. Er hofft, dass die Spreitenbacher künftig den Abfall umweltgerecht trennen und nicht alles in den Müll werfen. «Es kam häufig vor, dass auch Büchsen, Glas, Karton und Altpapier im normalen Abfallsack landeten. Schliesslich kostete es ja vermeintlich nichts», sagt er und fügt an: «Das wird nun hoffentlich getrennt.» Dass in Spreitenbach wenig Abfall getrennt wurde, zeigte sich auch an der Abfallmenge. In Spreitenbach wurde der Abfall bisher zweimal pro Woche eingesammelt. «Wir hoffen, dass die Mengen zurückgehen, sodass es irgendwann reicht, den Abfall einmal pro Woche einzusammeln.»

Die Änderungen haben auch Folgen für die Sperrgut- und Altmetallsammelstelle im Werkhof auf dem Bauamtsareal. Weil es in Spreitenbach bereits zwei private Entsorgungs-Sammelstellen gibt, den Entsorgungspark der Viktor Weber AG und das Recycling-Paradies der Geschwister Bertschi, wird die bisherige Sammelstelle vorübergehend geschlossen. Die Arbeit geht den Werkhofmitarbeiter trotzdem nicht aus. «Es gibt eine Arbeitsverlagerung», sagt Viktor Ott. Er rechnet damit, dass die 82 öffentlichen Abfalleimer, die in der ganzen Gemeinde verteilt sind, künftig öfters als bisher geleert werden müssen. Auch mit einer Zunahme von anderen illegalen Abfallentsorgungen geht Ott aus. Wenn nötig werde im unrechtsmässig entsorgten Abfall nach Beweismaterial gesucht und Anzeige erstattet. Doch im Moment hat er andere Prioritäten: Er und sein Team wollen dafür sorgen, dass trotz grossen Abfallmengen im September im Werkhof kein Chaos entsteht.

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