Neue Struktur der Schulführung: Spreitenbach

Ende Jahr wird die Institution Schulpflege abgeschafft. Wie die neue Führungsstruktur in Spreitenbach funktioniert, sagt Gemeinderätin Doris Schmid (FDP) im Q&A.

Das Schulhaus Boostock in Spreitenbach. (Bild: Severin Bigler/Archiv)
Das Schulhaus Boostock in Spreitenbach. (Bild: Severin Bigler/Archiv)

Was ist für den Gemeinderat die wichtigste Änderung? Doris Schmid: Die strategische und die finanzielle Führung liegen ab dem 1. Januar in einer «Hand». Somit werden die «Wege» kürzer und direkter. Da der Gemeinderat Spreitenbach praktisch alle delegierbaren operativen Arbeiten der Schulleitung übergibt, hat er sich neu nebst strategischen Schulthemen hauptsächlich um die Führung der Schulleitung sowie um alle Themen rund um Personaltrennungen zu kümmern.

 

Was ist für die Eltern die zentralste Neuerung? Wenn alles «normal» läuft, merken die Eltern von der Abschaffung der Schulpflege und der damit verbundenen Einführung der neuen Führungsstrukturen eigentlich nichts. Nur wenn sie gegen beschwerdefähige Entscheide Einspruch erheben, beispielsweise gegen eine Übertrittsempfehlung an die Oberstufe oder gegen ein abgelehntes Urlaubsgesuch, dann reden sie künftig nicht mehr mit einem Mitglied der Schulpflege, sondern mit der Schulleitung. Oberste Prämisse dabei: Das rechtliche Gehör führt eine neutrale Schulleitungsperson, Entscheide fällt die sechsköpfige Schulleitung gemeinsam in ihrer wöchentlichen Konferenz.

Was ist die kontroverseste/schwierigste Entscheidung, die Sie treffen mussten? Alle Entscheidungen wurden durch eine Arbeitsgruppe, in welcher Schulpflege, Schulleitung und Gemeinderat vertreten waren, vorbereitet und durch den Gesamtgemeinderat verabschiedet. So waren alle Entscheide breit abgestützt.

Womit ist die Schule zufrieden? Womit nicht? Alle Entscheide wurden mit der Schule zusammen erarbeitet, was zu einer grossen Zufriedenheit auf beiden Seiten führt.

 

Wie verändert sich die Kommunikation zwischen Schule und Eltern? Die Kommunikation zwischen Schule und Eltern verändert sich nur marginal. Letztlich ist es wie in Frage zwei: Nur in Fällen, in denen bisher die Schulpflege einen Brief nach Hause schickte, kommt dieser neu von der Schulleitung. Der allergrösste Teil der Elternkommunikation aber läuft wie bisher auf den bekannten Kanälen über die Klassenlehrpersonen.

 

Während der Abstimmung hatten die Gegner befürchtet, es könne zu einer Machtkonzentration auf einer Seite – Schulleitung oder Gemeinderat – kommen. Wie haben Sie sichergestellt, dass die Machtverteilung gelingt? An der Schule Spreitenbach entscheidet immer die sechsköpfige Schulleitungskonferenz. So ist jeder Entscheid breit abgestützt. Befangenheit und Willkür sind damit ausgeschlossen.

 

Die strategische Leitung der Schule gehört neu zu den Aufgaben des Gemeinderats. Das ist eine extrem ressourcenintensive Aufgabe. Wie hat man das geschafft? Die Zukunft wird zeigen, wie ressourcenintensiv die Aufgaben sein werden.

Zur neuen Führungsstruktur der Volksschule

Es war ein historischer Entscheid, als sich das Aargauer Stimmvolk 2020 mit 58 Prozent dazu entschieden hatte, die Schulpflege abzuschaffen und damit die Führungsstrukturen neu aufzurollen. Arbeitsgruppen haben in allen Gemeinden seither daran gearbeitet, Ressourcen neu zu verteilen, neue Prozessabläufe und Verantwortlichkeiten zu definieren. Denn neu wird ab 2022 direkt der Gemeinderat über schulische Belange entscheiden, da ihm die Aufgaben der Schulpflege zukommen. Der Fahrplan für die Neuorganisation galt im Vorfeld als ambitioniert. Dies, weil die ursprünglich für Mai 2020 geplante Abstimmung wegen der Coronakrise nicht stattfinden konnte und auf den September 2020 verlegt wurde.

Bildungsdirektor Alex Hürzeler (SVP) gab sich nach der Abstimmung aber mit dem Resultat zufrieden. Das Thema sei schon seit 2006 im Raum gestanden, daher sei er zufrieden, dass man jetzt eine Antwort gefunden habe, wie es mit der Schule weitergehen solle. Überlassen hatte man den Gemeinden zum Beispiel die Entscheidung, ob man eine Schulkommission oder eine Delegation für beschwerdefähige Entscheide einführen wolle. Die Limmatwelle-Gemeinden haben an den Gemeindeversammlungen ihre Schulpflegemitglieder verabschiedet. Im Q&A verrät Gemeinderätin Doris Schmid (FDP), wie die Neuorganisation in Spreitenbach funktioniert.

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