Freundschaft ohne Ende

Seit 33 Jahren pflegt Spreitenbach eine innige Beziehung zur Partnerstadt Bra im Piemont. Der zuständige Ausschuss hofft, nach Corona den Austausch wieder anzukurbeln.

Antonio Pinato und Werner Weinreich liegt die Partnerstadt am Herzen. Sibylle Egloff
Antonio Pinato und Werner Weinreich liegt die Partnerstadt am Herzen. Sibylle Egloff

Fast 500 Kilometer liegen zwischen Spreitenbach und Bra im Piemont. Doch die Verbundenheit der Limmattaler Gemeinde mit der italienischen Stadt ist gross. Das bezeugen unter anderem die «Piazza Spreitenbach» in Bra oder die «Bra Brücke» an der Giessackerstrasse in Spreitenbach. Die beiden Orte sind Partnergemeinden und pflegen seit 33 Jahren eine enge Freundschaft.

Besonders am Herzen liegt diese Beziehung Werner Weinreich. Der 77-jährige Spreitenbacher ist Mitglied im Spreitenbacher Ausschuss Partnerstadt Bra und einer der Begründer dieser innigen Verbindung. «1973 war ich erstmals mit dem Männerchor Spreitenbach in Bra. Die Steuerkommission Spreitenbach besuchte die Stadt oft und weil wir auch gerne assen, schlossen wir uns an», erinnert sich Weinreich.

Am Anfang dieser Liaison stand jedoch nicht er, sondern Aldo Steiger. Er amtete als Aktuar der Steuerkommission Spreitenbach und war mit dem Piemont familiär verbunden. Seine Mutter stammte aus einer Nachbargemeinde Bras und so reiste er stets in deren alte Heimat – und nahm auch einige Spreitenbacherinnen und Spreitenbacher mit.

Alles begann mit einer Kiste Zigarren und einem Trüffel

«In einem Restaurant in Bra traf Steiger auf Avvocato Piero Cravero, den damaligen Stadtpräsidenten von Bra. Dieser war angetan von den Zigarren, die Steiger rauchte. Als dieser dem Stadtpräsidenten dann nicht nur eine Zigarre, sondern eine ganze Kiste ‹Churchill Morning› spendierte, revanchierte sich Cravero dafür mit einer piemontesischen Kostbarkeit, einem weissen Trüffel. Der Grundstein für eine lebenslange Freundschaft war gelegt», erzählt Weinreich. Offiziell wurde die Freundschaft im Oktober 1988 besiegelt. «Das Ziel war, die kulturellen, sportlichen und geschäftlichen Beziehungen zwischen den Einwohnern beider Städte zu fördern und zu erweitern», erklärt Antonio Pinato, seit 2017 Präsident des Spreitenbacher Ausschusses Partnerstadt Bra. Dazu reiste der damalige Gemeindeammann Rudolf Kalt mit einer Delegation ins Piemont. Mit dabei waren auch Aldo Steiger und Werner Weinreich. «Aldo Steiger wurde in einer Staatskarosse und unser Bus des Männerchors und alle anderen mit einer Polizeieskorte bis zum Stadthaus von Bra gefahren», sagt Weinreich. An der pompösen Feier gaben er und seine Männerchor-Kollegen ein Konzert.

Es war der Startschuss eines langjährigen Austauschs. «Ich erinnere mich gerne zurück, als wir 16-gängige Menüs mit Antipasti, Fleischspezialitäten, Grappa und Wein, die zu dieser Zeit nur etwa 10 Franken kosteten, genossen. Wir kehrten stets mit kugelrunden Bäuchen zurück nach Hause», sagt Weinreich und lacht. Und auch die Italiener kamen nach Spreitenbach, feierten am Dorffest, liessen sich das Shoppi, die Industrie und das Unternehmen Zweifel Chips zeigen. Organisiert wurden zudem zahlreiche Ausflüge diverser Vereine sowie Studenten- und Schüler-Austausche von Aurelia Grubenmann aus Spreitenbach und von Tourismusmanager Beppe Manassero aus Bra. «Als ich vor ein paar Jahren in Bra war, kam eine Frau auf mich zu, die mich herzlich begrüsste und sagte, dass ich ihren Kindern vor 20 Jahren mal Glacé im Shoppingcenter in Spreitenbach offeriert hätte», sagt Weinreich. Ein Highlight der besonderen Freundschaft stellen auch die Teilnahmen an der internationalen Käse-Messe Cheese, die alle zwei Jahre in Bra stattfindet, dar. Eine Gruppe aus Spreitenbach verköstigt die Messe-Besucher während dreier Tage mit Raclette, Brot und Appenzeller Bier.

Die Pandemie hat alle physischen Kontakte blockiert

Doch die Pandemie setzt der Beziehungspflege seit zwei Jahren zu. «Leider hat Covid alle physischen Kontakte zu Bra blockiert. Langsam kehren wir zur Normalität zurück. Auch wenn wir aufgrund der Planungsunsicherheit nicht an der Cheese 2021 mitmachen werden, ist es uns wichtig, unsere Freunde in Bra zu treffen, um die Zukunft der Beziehung zu besprechen», sagt Ausschuss-Präsident Pinato. Dankbar ist er allen Helferinnen und Helfern sowie den Ortsbürgern von Spreitenbach, die den Ausschuss stets stark unterstützen.

Weinreich und Pinato hoffen, dass die Verbindung zu Bra trotz abnehmendem Interesse nicht abbricht. Viele Personen aus den Anfangszeiten seien mittlerweile verstorben und begeisterten Nachwuchs zu finden sei wie auch für Vereine heutzutage schwierig. Weinreich sagt: «Doch ich hoffe, dass auch weitere Generationen so schöne Erfahrungen machen wie wir.»

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