Ihn zog es vom Gemeindehaus auf den Wanderweg

Alt Gemeindepräsident Ruedi Kalt gründete die Wandergruppe Spreitenbach kurz nach seiner Pension. Auch elf Jahre später erfreut sich das Angebot grosser Beliebtheit. In der Audioserie «Menschen im Limmattal» erzählt Kalt von seiner Leidenschaft.

Für spannende Wanderungen legt sich alt Gemeindepräsident Ruedi Kalt schon seit elf Jahren ins Zeug. zVg
Für spannende Wanderungen legt sich alt Gemeindepräsident Ruedi Kalt schon seit elf Jahren ins Zeug. zVg

Was macht man, wenn man nach 20 Jahren als Gemeindepräsident von Spreitenbach pensioniert wird? Das fragte sich Ruedi Kalt. Eine Antwort hatte er bald parat: 2009 gründete er mit zwei Kollegen die Wandergruppe Spreitenbach. «Als ich in den Ruhestand ging, fiel mir und zwei Freunden auf, dass es kaum sportliche Angebote für die ältere Generation in Spreitenbach gab. So kam uns die Idee, selbst etwas zu starten und eine Wandergruppe ins Leben zu rufen», sagt Kalt in der Audioserie «Menschen im Limmattal» der Regionalen Projektschau Limmattal. Der Spreitenbacher alt Gemeindepräsident ist eine von zwölf Personen, die darin aus ihrem Leben erzählen (siehe unten).

Die Wandergruppe feiert heuer ihr 11-jähriges Bestehen. Das zeugt davon, dass Kalt und seine Freunde mit ihrer Idee richtig lagen. «Wir haben bis heute 110 Monatswanderungen unternommen und waren noch nie zweimal am gleichen Ort», sagt der 76-Jährige. In einem Inserat habe man damals vor 11 Jahren auf die erste Wanderung hingewiesen. Treffpunkt war der Bahnhof Killwangen. «Als wir auf 45 Seniorinnen und Senioren trafen, hat uns das total überrascht. Gleichzeitig gab es uns die Bestätigung, dass es eine Nachfrage für eine solche Aktion gibt», erzählt Kalt. 

Grosser Ansturm nach der Coronazwangspause

Die eintägige Wanderung gegen Ende des Monats und die kurzen Tageswanderungen an den übrigen Mittwochmorgen sind beliebt– bis heute. Während der Coronazeit mussten die Wanderer jedoch darauf verzichten. Umso grösser war der Ansturm vor drei Wochen, als die Coronazwangspause beendet war. «Zur Tageswanderung erschienen 25 Personen und zur Monatswanderung sogar 35», sagt Kalt. Nach vier Monaten Unterbruch habe man nicht mit so vielen gerechnet.

Kalt und sein Leiterteam planen und organisieren die Ausflüge von A bis Z. «Die Teilnehmenden erhalten ein Rundum-Sorglospaket. Sie müssen nur wissen, wann sie sich am Bahnhof einfinden sollen.» Die Billette werden bereits im Voraus gelöst und die Routen werden vorab geplant. «Wichtig ist, dass wir sie immer ablaufen, bevor wir mit der Wandergruppe gehen. Wir müssen wissen, wie lang und wie steil die Strecke ist, damit wir unsere Teilnehmer darüber informieren können», sagt Kalt. Für jene, denen es zu streng sei, bestehe teilweise die Möglichkeit, einen Teil der Wanderung mit den öffentlichen Verkehrsmitteln zurückzulegen. 

Auch auf das Einkehren in einem Restaurant legt man Wert. «Dann müssen unsere Wanderer die Verpflegung nicht im Rucksack mitschleppen», sagt Kalt. Oft bauen er und sein Leiterteam bei Monatswanderungen die Besichtigung einer Kirche, eines Klosters, Museums oder einer anderen Attraktion ein. Schön findet er, dass das Angebot einigen alleinstehenden Senioren die Möglichkeit gebe, rauszukommen und neue Orte zu besuchen. Zudem ist das Wandern nicht nur Spreitenbachern vorbehalten.

Harmonie herrscht unter den 70 Wanderern

«Mit dabei sind auch immer Personen aus Würenlos, Killwangen und Dietikon», sagt Kalt. Alle rund 70 Mitglieder kämen gut miteinander aus. Das sei das, was zähle. «Man verbringt die Wanderungen nicht immer mit den gleichen Leuten, sondern mischt sich und geht offen auf die anderen zu.» Auch für Kalt selbst ist die Gruppe ein Segen. «Mir hat mein Amt als Gemeindepräsident sehr gefallen, doch ich musste oft auf meine Hobbys verzichten. Deshalb hole ich das Verpasste jetzt mit meiner Wandergruppe nach.»

«Menschen im Limmattal»

In der Audioserie «Menschen im Limmattal» erzählen Personen aus der Region von ihrem Leben. Das Projekt ins Leben gerufen hat die Regionale Projektschau Limmattal – kurz Regionale 2025. Deren Ziel ist es, zu zeigen, wie vielseitig und erlebnisreich das Limmattal war und ist. Die zwölf Hörbeiträge, die sich vornehmlich an Personen in Alters- und Pflegeheimen richten, sind seit Mai auf www.regionale2025.ch abrufbar. Während der Coronazeit solle damit das Gefühl der Zugehörigkeit und der Gemeinschaft gestärkt werden, schreibt die Regionale. (sib)

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