Gemeinderatskandidat: «Ich geniesse die Vielfalt der Menschen»

Wer ist Jürg Peter Amrein und warum möchte er in den Gemeinderat? Ein Hausbesuch.

Jürg Peter Amrein in seinem Garten an der Ackerstrasse in Neuenhof. Melanie Borter
Jürg Peter Amrein in seinem Garten an der Ackerstrasse in Neuenhof. Melanie Borter

«Ich bin froh, dass ich dieses Grundstück damals, als ich mit 25 Jahren genug Geld gespart hatte, gekauft habe. Hier ist es einfach schön, oder?», fragt Jürg Peter Amrein die Journalistin beim Betreten des Wohnzimmers. Das Haus an der Ackerstrasse ist am Waldrand gelegen, von der Terrasse blickt man über ganz Neuenhof. «Meine Eltern wohnen da hinten, mein Onkel gleich da vorne. Auch mein Bruder wohnt in Neuenhof», erzählt der 47-Jährige. «Ich bin in Neuenhof aufgewachsen, lebe seit fast 40 Jahren hier», sagt er. «Neuenhof ist genial gelegen, hat gute Verkehrsanbindungen. Ich geniesse die Vielfalt der Menschen, die Infrastruktur und ich bin stolz auf die Schule, die ich als Mitglied und Präsident der Schulpflege die letzten 13 Jahre mitprägen durfte.» Als er damals von der vakanten Stelle las, dachte er sofort: «Dies wäre eine ideale Gelegenheit, mich für das Gemeinwohl einzusetzen. Bis heute habe ich dieses Engagement nicht bereut und viel dazugelernt.»

Verschiedene Menschen in seinem Umfeld rieten Amrein, er solle für den Rat kandidieren. Er findet, dass er mit seiner beruflichen Führungserfahrung und seiner sachlichen, lösungsorientierten Art dafür geeignet ist. Das Sachbezogene scheint bei Amrein nicht bloss eine Wahlkampffloskel zu sein, er rückt sich als Person auch im Gespräch ungern in den Vordergrund. So beantwortet er persönliche Fragen zwar höflich, aber knapp. Er ist seit vier Jahren geschieden, «einvernehmlich», wie er sagt, hat ein 16-jähriges Kind, das bei der Mutter lebt. «Mein Kind ist bei mir jederzeit herzlich willkommen und ich freue mich über jeden Kontakt.»

Ausführlicher beschreibt Amrein, warum er ein guter Gemeinderat wäre: «Wenn ich mich bewerben müsste, wäre ich mit meinem Rucksack an Erfahrungen und Ausbildungen weit vorne», sagt er und fügt an: «Es wäre nicht schlecht, wenn das Wissen der Schulpflege mit an Bord des Gemeinderates wäre, falls am 17. Mai das Aargauer Stimmvolk die neue Führungsstruktur der Aargauer Volksschulen annimmt und es die Schulpflege ab Januar 2022 nicht mehr geben sollte.» Wenn er gewählt wird und es die Schulpflege weiterhin geben wird, so würde er als deren Präsident demissionieren. Obwohl es möglich wäre, beide Ämter auszuführen. «Aber ich bin Fan von Gewaltentrennung», sagt er.

Die Rolle des Gemeinderates ist für ihn klar: «Der Gemeinderat muss Lösungen vorbereiten, über die das Volk entscheiden kann.» Die grösste Herausforderung sieht er darin, den Bedürfnissen innerhalb der finanziellen Möglichkeiten gerecht werden zu können. Deshalb sei es wichtig, dass im Gemeinderat verschiedene Parteien und verschiedene Meinungen vertreten seien. Amrein ist sich bewusst, dass eine Parteizugehörigkeit seine Wahlchancen erhöhen würde. «Aber ich passe in keine Partei.» Jede Partei vertrete etwas, das auch ihm wichtig sei, aber jede vertrete auch Positionen, hinter denen er nicht stehen könne. Amrein ist gerne an Entscheidungsprozessen beteiligt, bezeichnet sich selbst als Macher und er lässt sich ungern schubladisieren. Nach einigem Drängen positioniert er sich politisch so: «Ich sehe mich in der wirtschaftlich orientierten Mitte, wobei mir einige Anliegen der Linken wichtig sind.»

Sein beruflicher Werdegang verdeutlicht diese Haltung vielleicht: Ursprünglich lernte er Automechaniker, liess sich zum Feldweibel, zum kaumännischen Angestellten, zum Verkaufskoordinator und später zum eidgenössisch diplomierten Verkaufsleiter und dipl. Verbands-/NPO-Manager VMI ausbilden. «Vor fünf Jahren hatte ich das Bedürfnis, etwas Neues, für mich Sinnvolleres zu machen.» So kam er zur Stiftung Alt- ried, die in Zürich eine Institution für Menschen mit geistiger, psychischer und körperlicher Beeinträchtigung betreibt. Amrein ist Geschäftsleitungsmitglied und für die Leitung Produktion mit 160 Mitarbeitenden im geschützten Rahmen verantwortlich. «Von allem, was ich bis jetzt gemacht habe, erfüllt mich diese Arbeit am meisten. Das ist so sinnstiftend.

Was macht Amrein in seiner Freizeit? Eine seiner grossen Leidenschaften sind Töff-Touren. «Ich geniesse das gemütliche Erkunden von schönen Gegenden im In- und Ausland mit Freunden, aber auch allein. Besonders Freude bereiten mir Touren über Stock und Stein auf dafür vorgesehenen Strecken, bei denen man mental und konditionell an seine Grenzen stossen kann.» Wenn er von einer Tour nach Hause kommt, geniesst er sein Haus und den Garten. Und findet immer aufs Neue: «In Neuenhof ist es einfach schön.»

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