Neuenhofs Finanzen: Mehr als nur ein Silberstreifen am Horizont

Nach den Geldmitteln steht in der Gemeinde wieder die Bevölkerung im Fokus der Politik.

Nettoschuld pro Einwohner.

Nettoschuld pro Einwohner.

Entwicklung Nettoschuld pro Einwohner (in Franken).Grafiken zVg

Entwicklung Nettoschuld pro Einwohner (in Franken).Grafiken zVg

Entwicklung Investitionen (rot) und Selbstfinanzierung (gelb).

Entwicklung Investitionen (rot) und Selbstfinanzierung (gelb).

Neuenhof hat in den vergangenen Jahren rund 40 Millionen Franken investiert, davon allein rund 30 Millionen in seine Schulanlage. Gleichzeitig hat die Gemeinde, eng begleitet vom Kanton, den Weg aus der Überschuldung angetreten. «Wir wissen um unsere hohen Schulden. Wir wollen und müssen diese reduzieren», sagt Gemeindeammann Susanne Voser. Der Gemeinderat hat seine Legislaturziele für die Jahre 2018 bis 2021 in die drei Themenbereiche formuliert: Finanzen, Generationen/Bildung/Zusammenleben und Gemeindeentwicklung.

Als Erstes ging der Gemeinderat die Finanzen an. Dies zusammen mit dem Kanton, der der Gemeinde finanziell unter die Arme gegriffen hat.

Der kantonale Finanzausgleich ist im Neuenhofer Budget ein bedeutender Faktor. Unbestritten war und ist, dass die Schulden sinken müssen. Aber auch, dass die Gemeinde immer etwas in ihre Zukunft investieren muss. «Investitionen sollen innerhalb einer Generation amortisiert werden», sagt Finanzverwalter Hansjörg Frischknecht. Auf keinen Fall soll den künftigen Generationen ein Schuldenberg hinterlassen werden. Die Geschichte soll sich nicht wiederholen.

Um die beiden Teilziele Schuldenabbau und Investition zu erreichen, strebt die Gemeinde eine jährliche Selbstfinanzierung von zwei Millionen Franken an. Davon will sie anderthalb Millionen Franken investieren und 500000 Franken für die Amortisation der Schulden verwenden. Dies soll bis mindestens 2029 fortgesetzt werden. Dann sollten die Schulden noch rund 21 Millionen Franken oder 2400 Franken pro Einwohner betragen. Der Kanton empfiehlt 2500 Franken. Neuenhof liegt deutlich darüber: Mit 5000 Franken erreichte die Pro-Kopf-Verschuldung 2017 einen Höhepunkt. Um einen beträchtlichen Sprung, von 4500 auf 4100 Franken, reduzierte sich die Pro-Kopf-Verschuldung von 2018 auf 2019. Davon darf man sich nicht täuschen lassen: Die Schulden blieben gleich hoch, die Einwohnerzahl hat zugenommen. Selbst dies ist ein Erfolg der Gemeindepolitik. Dank neuem, zeitgemässem Wohnraum sind mehr Leute in die Gemeinde gezogen. Ende 2018 zählte sie knapp 8800 Einwohner. Damit hatte Neuenhof am viertmeisten Einwohner im Bezirk nach Wettingen, Baden und Spreitenbach. Bis 2019 prognostiziert der Gemeinderat 9100 Einwohner. «Unsere Infrastruktur ist bereit für rund 10000 Einwohner», sagt Voser.

Eine weitere Massnahme, um die Finanzen transparenter zu machen, ist die Entflechtung der Einwohnergemeinde. Die Gemeindewerke sollen in eine selbstständige öffentlich-rechtliche Anstalt überführt werden. So werden die steuer- und die gebührenfinanzierten Bereiche getrennt. Für die Elektra bedeutet dies im Hinblick auf die Strommarktliberalisierung mehr Flexibilität. Ein Verkauf der Werke ist für den Gemeinderat undenkbar.

Die beiden anderen Themenbereiche des Legislaturziels sind die Gemeindeentwicklung sowie Generationen, Bildung und Zusammenleben. «Diesen können wir uns nun stärker zuwenden, nachdem die Finanzen auf Kurs sind», sagt Gemeindeammann Voser. Im Vordergrund steht das Zusammenleben, denn die Bildung hat mit den Schulhäusern gute Voraussetzungen für die Zukunft erhalten.

Der öffentliche Raum soll freundlicher und lebenswerter gestaltet werden. Es sind keine grossen Würfe, die sich Neuenhof leisten kann. So wie bei den Finanzen, soll auch dieser Bereich mit vielen kleinen Massnahmen verbessert werden. Voser kann sich vorstellen, dass der alte Friedhof zum Treffpunkt für Mütter mit kleinen Kindern wird: «Er ist prädestiniert als ruhiger Begegnungsort.» Neuenhof müsse für alle Generationen attraktiv zu sein: «Nur dann gelingt es uns, gute Steuerzahler anzuziehen.»

Das wiederum wird eine Senkung des Steuerfusses erlauben. Vor 2029 dürfte dies, so die Finanzplanung, aber nicht der Fall sein. Mit 112 Prozent verfügt Neuenhof über den zweithöchsten Steuerfuss im Bezirk Baden. Die Normsteuer (Steuerkraft) pro Einwohner lag 2017 in Neuenhof bei 1800 Franken und ist damit die geringste im Bezirk. Der Durchschnitt im Bezirk war bei 2900 Franken im Kanton bei 2670 Franken. Rund 14,6 Millionen Franken Einkommens- und Vermögenssteuern erhält die Gemeinde jährlich. Dazu kommen 4,6 Millionen Finanzausgleich. Neuenhof ist der höchste Nettobezüger im Kanton. Deshalb, so Susanne Voser: «Wir müssen uns Gedanken darüber machen, wie wir dem Aargau etwas zurückgeben können.»

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