Vater-Kind-Wochenende: Teilnehmer sollen sich Zeit für ihr Kind nehmen

Michael Schatzmann organisiert ein Vater-Kind-Wochenende. Im Interview sagt er, warum er es wertvoll findet, mit seinen Kindern einzeln Zeit zu verbringen.

Michael Schatzmann mit seiner achtjährigen Tochter Ayana am Baden, einem der Angebote am Vater-Kind-Wochenende. zVg
Michael Schatzmann mit seiner achtjährigen Tochter Ayana am Baden, einem der Angebote am Vater-Kind-Wochenende. zVg

Erstmals organisiert die Reformierte Kirche Wettingen-Neuenhof ein Wochenende für Väter mit ihrem fünf- bis achtjährigen Kind. Warum braucht es einen solchen Anlass? Michael Schatzmann, Sozialdiakon: Die Arbeitswelt verlangt zeitlich viel von den Vätern. Insbesondere, wenn sie im klassischen Familienmodell leben und zu 100 Prozent arbeiten. Viele von ihnen sind häufig abwesend. Dieses Wochenende soll eine Insel sein, wo die wertvolle Gemeinschaft zwischen Vater und Kind von beiden genossen werden kann.

Sie haben selber eine acht- und eine neunjährige Tochter. Haben Sie auch schon einmal ein Vater-Kind-Wochenende besucht? Nicht in dieser Form. Meine Frau und ich organisieren jedoch zwischendurch Zeiten, in denen ein Elternteil mit nur einem Kind etwas unternimmt. Unsere Kinder schätzen diese Zweisamkeit sehr. Beim Rekognoszieren dieser Reise war meine achtjährige Tochter dabei. Sie war so begeistert, dass sie mich nun unbedingt ans Wochenende begleiten will.

Was ist das Besondere an solchen Zeiten? Abseits vom oftmals hektischen Familienalltag hat man mehr Zeit füreinander und kann die Beziehung bewusst geniessen. Zu Hause gibt es immer noch so viel zu tun. Deshalb ist es hilfreich, aus diesem Alltag auszubrechen. Unterwegs kann man sich besser aufeinander einlassen.

Sich einmal im Jahr ein Wochenende Zeit zu nehmen – reicht das und nützt es überhaupt etwas? Es reicht nicht, aber es nützt! Jede Qualitätszeit, die man miteinander verbringen kann, wird zu einer Erinnerung. Man denkt gerne daran zurück und freut sich darüber. Aber ein solches Wochenende reicht natürlich nicht. Wenn die Väter und die Kinder merken, wie wertvoll eine solche Zeit ist, dann werden sie auch ausserhalb dieses Angebotes solche Zeiten schaffen. So wird es nicht bei diesem einen Wochenende bleiben.

Gibt es einen solchen Anlass auch für Mütter und ihre Kinder? Wenn dieser Anlass auf Anklang stösst, würde ich gerne die Bedürfnisse von Familien für Mutter-Kind-Zeiten oder vielleicht ein Familienweekend abklären und später allenfalls noch ergänzende Anlässe anbieten.

Warum bietet gerade die Kirche einen solchen Anlass an? Es geht in der heutigen Zeit immer mehr um uns selbst. Das führt dazu, dass wir uns weniger aufs Gegenüber einlassen. Dabei wäre diese Begegnung wertvoll, weil wir im anderen auch Eigenschaften von Gott entdecken können. Das erinnert mich auch an ein Zitat von Victor Hugo aus «Les misérables»: «Aimer une autre personne, c’est voir le visage de Dieu.» Das heisst übersetzt: Eine andere Person zu lieben, ist das Gesicht Gottes sehen. Unter lieben verstehe ich auch, mir bewusst Zeit zu nehmen für eine Begegnung mit einem einzelnen Menschen. Wenn die Teilnehmenden das erleben und geniessen können, haben wir als Kirche etwas richtig gemacht.

Was erhoffen Sie sich als Organisator? Ich hoffe auf gute Begegnungen mit Menschen durch ein niederschwelliges Angebot. Vater und Kind sollen eine erfrischende Begegnung mit unserer Institution und den Menschen darin haben können. Ich möchte zeigen, dass Kirche innovativ sein kann – auch wenn wir nicht die Ersten sind, die ein solches Weekend durchführen.

Wer kann teilnehmen? Väter und ihr Kind zwischen fünf und acht Jahren. Man muss nicht Mitglied einer Landeskirche sein.

Wochenende für Väter mit ihrem fünf- bis achtjährigen Kind, vom Freitag, 30. August, bis Sonntag, 1. September, mit Übernachtung auf einem Bauernhof in Flaach, Ausflug an den Rheinfall, Boot- oder Kanufahrt und Ausflügen, 200 Franken, Infos/Anmeldung: Michael Schatzmann, Tel. 056 437 30 32, michael.schatzmann@ref-wett-nhf.ch.

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