Diskussion um Tempo 30

Keine weiteren Tempo-30-Zonen oder noch mehr als vom Gemeinderat vorgeschlagen? Die Meinungen gingen an der Gemeindeversammlung auseinander.

Die <em>Mehrheit will Tempo 30. Archiv</em>
Die <em>Mehrheit will Tempo 30. Archiv</em>

Die Stimmbürger diskutierten am Montagabend intensiv über die Einführung von Tempo 30. Zuerst aber schenkten sie ihre Aufmerksamkeit den Neuenhofer Turnerinnen und Turnern. Mit einer Note von 9,85 hatte die von Robin Baumann trainierte Truppe den Wettkampf am Eidgenössischen Turnfest abgeschlossen. Stolz berichtet Gemeindeammann Susanne Voser vom Empfang in Neuenhof: «Wie bei einer Prozession sind wir zweimal um den Kreisel gegangen.»

Nach dem AbspielEn eines Beitrags des Schweizer Fernsehens über die Turner widmeten sich die 205 Stimmberechtigten den Geschäften der Gemeindeversammlung. Der Gemeinderat beantragte, im gesamten Gemeindegebiet – mit Ausnahme der Zürcherstrasse, der Limmatstrasse und im Industriegebiet – Tempo 30 einzuführen. Tempo 30 sei eine Verkehrsberuhigungsmassnahme, die der Sicherheit der Verkehrsteilnehmer diene und die Wohnqualität erhöhe, führte Gemeinderat Fred Hofer (FDP) aus: «Lärm und Russausstoss werden reduziert.» Zugleich könne mit Tempo 30 der Schleichverkehr in den Quartieren verhindert werden. Diese Gefahr drohe, wenn es vor dem Bareggtunnel zu Stau komme und die Autofahrer von der Autobahn auf die Gemeindestrasse ausweichen. Den Verzicht auf Tempo 30 im Industriegebiet und auf der Limmatstrasse sieht der Gemeinderat auch als Wertschätzung gegenüber dem Gewerbe. Deshalb soll auch auf bauliche Massnahmen verzichtet werden, Markierungen sollen genügen. Als Sprecher der CVP unterstützte Martin Übelhart die Vorlage des Gemeinderates mit den Worten: «Helfen Sie mit, Neuenhof wohnlicher zu machen.»

Margrit Pfister stellte den Antrag, Tempo 30 auch für die Limmatstrasse zu verfügen. Der Zeitgewinn bei 50 km/h gegenüber 30 km/h liege bei wenigen Sekunden. Sie gab zu bedenken, dass die Limmatstrasse von vielen Kindern überquert werden müsse, und erinnerte an zwei tödliche Unfälle auf dem Strassenstück. Ähnlich argumentierte Kurt Reimann, der zudem im Industriegebiet Tempo 30 wollte. Er sagte, dass die Veloroute nach Zürich durch das Industriegebiet zur Autobahnbrücke führe. «Der Zeitverlust durch Tempo 30 wiegt die Sicherheit auf», sagte er.

Gegen Tempo 30 auf der Limmat- strasse äusserte sich Kim Voser für die FDP. Ein Vorteil für das Gewerbe in Neuenhof sei die gute Zugänglichkeit: «Diesen Vorteil dürfen wir nicht verspielen.» Ebenfalls gegen Tempo 30 sprach Markus Binder. Zudem kritisierte er die Velofahrer: «Trotz klaren Markierungen auf der Strasse halten sie sich nicht daran.» Seiner Feststellung nach sind es nicht die oft auswärtigen Lastwagen, die zu schnell unterwegs sind, sondern die einheimischen Autofahrer. Heinz Bär sieht in den schnellen E-Bikes ein Problem: «Sie fahren auch dort, wo sie nicht dürfen.» Nach einigen weiteren Voten schritt Gemeindeammann Susanne Voser zur Abstimmung. Die beiden Anträge zur Erweiterung der Tempo-30-Zone wurden abgelehnt. Mit 155 gegen 43 Stimmen genehmigte die Versammlung die Tempo-30-Zonen und den Kredit von 128500 Franken.

Diskussionslos wurde der Rechnung 2018 zugestimmt. Sie schliesst bei einem Umsatz von rund 30 Millionen Franken mit einem Gewinn von 67000 Franken. Sorgen bereiten der Gemeinde nach wie vor die hohen Schulden. Das Fremdkapital beträgt rund 60 Millionen Franken. Der Gemeinderat will die Schulden künftig jährlich um 500000 Franken reduzieren. Zugleich will er jährlich rund 1,5 Millionen Franken investieren.

Für die Sanierung der Werkleitungen in der Römer- und der Lagerstrasse bewilligte die Versammlung 2,285 Millionen Franken. Ebenso wurden 953000 Franken für die Sanierung der Werkleitungen in der Albertstrasse gesprochen. Mit grossem Mehr wurden die Kreditabrechnungen «Revision Nutzungsplanung (BNO)», «Rückbau Reservoire», «Kappelstrasse», «Weststrasse, Gartenstrasse», «Friedhofweg» und «Werkleitungen Seestrasse» genehmigt. Bei Letzterer wird das Trottoir fertig erstellt, wenn die Bauarbeiten auf einem Nachbargrundstück beendet sind.

Unter Verschiedenem verlangte ein Votant, die Titel Ammann und Vizeammann in Präsident und Vizepräsident zu ändern. Voser antwortete: «Dazu müssen wir die Gemeindeordnung ändern.» Ein Votant kritisierte: «Ich bin Gegner der Limmattalbahn, sie würde Neuenhof keinen Mehrnutzen bringen, denn die RVBW hat auch in 50 Jahren noch genügend Kapazität.» Er wünscht sich ein Mitspracherecht der Bevölkerung. Hofer: «Die Kompetenz liegt beim Kanton. Der Gemeinderat hat ihm mitteilt, dass er keine Strecke akzeptiert, die zur Teilung des Dorfes führt.» Als Trassee sind zurzeit die Zürcherstrasse und die Limmatstrasse vorgesehen.

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