Die Primarschule führt altersdurchmischte Klassen ein

Die Schule Killwangen startet nach den Sommerferien mit neuen Strukturen: Anstelle der bisherigen Jahrgangsklassen werden die Abteilungen neu jahrgangsübergreifend geführt. Damit reagiert die Schule auf pädagogische und organisatorische Herausforderungen.

Lilian Zeindler ist Präsidentin der Schulpflege, die «das Engagement für eine schülerorientierte und moderne Schule» unterstützt. Foto: zVg

Lilian Zeindler ist Präsidentin der Schulpflege, die «das Engagement für eine schülerorientierte und moderne Schule» unterstützt. Foto: zVg

Der Neubau der Schule Killwangen war im Februar 2016 noch eingerüstet. Hier wird die Unterstufe einziehen, im «Altbau» rechts hinten die Mittelstufe. Foto: Archiv Mü

Der Neubau der Schule Killwangen war im Februar 2016 noch eingerüstet. Hier wird die Unterstufe einziehen, im «Altbau» rechts hinten die Mittelstufe. Foto: Archiv Mü

Die Schülerzahl an der Primarschule Killwangen beträgt bei leicht zunehmender Tendenzund ganz unterschiedlichen Jahrgangsgrössen momentan rund 160 Schülerinnen und Schüler – vom Kindergarten bis zur 6. Klasse. In den beiden Kindergärten wird seit vielen Jahren in altersdurchmischten Klassen unterrichtet. Jetzt wird zu Beginn des Schuljahres 2016/17 die gesamte Schu-le zu einer «Mehrklassenschule». Darunter versteht man eine Schule, die Klassen mit Kindern unterschiedlichen Alters führt, im Gegensatz zu den Jahrgangsklassen.

Konkret: Nach den Sommerferien werden in Killwangen die Erst- bis Drittklässler in drei jahrgangsübergreifenden Abteilungen unterrichtet; die Viert- und Fünftklässler in zwei jahrgangsübergreifenden Abteilungen; die Sechst- klässler werden im Sinne einer Übergangslösung noch ein Jahr separat geführt, bevor sie dann ab Schuljahr 2017/18 zusammen mit den Viert- und Fünftklässlern in drei jahrgangsübergreifende Abteilungen integriert werden.

«Wir sind die kleinste Schule im Aargauer Limmattal und müssen auf die neuen Herausforderungen eingehen und dafür gewappnet sein», begründet Schulpflegepräsidentin Lilian Zeindler den Strukturwechsel. Die Einführung des altersdurchmischten Lernens in Mehrjahrgangsklassen ist aus Sicht der Pädagogischen Hochschule FHNW die «organisatorische Antwort auf stark schwankende Schülerzahlen» sowie die «pädagogische Antwort auf die Heterogenität der Schülerinnen und Schüler». Die Schule Killwangen hat das in ihr Argumentarium aufgenommen. Sie verspricht sich von den neuen Strukturen in organisatorischer Hinsicht ausgeglichene Klassengrössen, bessere Möglichkeiten, Sparmassnahmen des Kantons abzufedern, sowie eine Stärkung der Unterrichtteams durch die wichtiger werdende Zusammenarbeit. In pädagogischer Hinsicht sollen die neuen Strukturen mehr Möglichkeiten zum Auffangen der immer grösser werdenden Unterschiede der Kinder innerhalb eines Jahrgangs bieten, die Kinder sollen ihrem wirklichen Stand entsprechend besser gefördert werden können und das Überspringen respektive Repetieren von Klassen oder die Querversetzung sollen einfacher möglich sein.

Die Schule weist ausserdem darauf hin, dass die neuen Strukturen mit zwei mal drei Abteilungen optimal von der Fertigstellung des Erweiterungsbaus profitieren: «Unsere Infrastruktur mit zwei Schulgebäuden ist prädestiniert für die Trennung nach Unterstufe und Mittelstufe.» Die ganze Unterstufe kommt in den soeben fertiggestellten Neubau, die ganze Mittelstufe in den bestehenden Altbau.

Die Umstellung hin zum altersdurchmischten Lernen erfolgte in Killwangen geplant und schrittweise. Der von der Pädagogischen Hochschule FHNW fachlich begleitete Prozess begann im Herbst 2012, als das Lehrerkollegium erstmals die Möglichkeit diskutiert hatte, den schwankenden Schülerzahlen und dem Spardruck mit mehrklassigen Abteilungen begegnen zu können. Von der Schulpflege unterstützt startete das Team im Schuljahr 2014/15 ins Pilotprojekt der altersdurchmischten 1./2. Klassen.

«Die Erkenntnisse aus dem Pilotprojekt, die vielfältigen Erfahrungen mit Jahrgangsklassen, eher düstere Prognosen für die nähere Zukunft auf finanzpolitischer Ebene und schwankende Schülerzahlen haben das Schulteam bewogen, sich weiterführende Gedanken zu machen über eine Ausweitung des bestehenden Pilotprojekts auf die gesamte Schule», informierte die Schulpflege Anfang Januar 2016 rückblickend in einem Elternbrief. An der Weiterbildung vom 25. November 2015 hatte das Team beschlossen, der Schulpflege zu beantragen, den Mehrklassenunterricht an der gesamten Schule einzuführen. Die Schulpflege begrüsste «das Engagement für eine schülerorientierte und moderne Schule», wie sie im Elternbrief weiter schrieb, und stimmte der Strukturänderung an ihrer Sitzung vom 7. Dezember 2015 zu.

Ist es wegen der neuen Strukturen zu personellen Wechseln im Lehrerteam gekommen? «Nein», sagt Zeindler, «der Strukturwechsel wurde mit dem gesamten Lehrkörper in Zusammenarbeit mit der FHNW und der Schulpflege erarbeitet.» Eine Lehrerstelle, diejenige für die 1. bis 3. Klasse B, ist gut zwei Wochen vor Schuljahranfang noch vakant. «Es sind noch Bewerbungsgespräche pendent», sagt Zeindler. «Wenn niemand gefunden werden sollte, steht ein internes Szenario zur Verfügung, welches den Eltern bereits mitgeteilt wurde.» Geeignete Unterstufenlehrkräfte seien, fügt Zeindler an, generell «Mangelware».

Eine Episode am Rande der Strukturänderung machte die AZ Badener Tagblatt Ende Juni publik. Demnach erfuhr der Killwanger Gemeindeammann Werner Scherer erst vor wenigen Wochen von den beschlossenen neuen Schulstrukturen – und dies per Zufall. Zeindler nahm auf Nachfrage der Limmatwelle dazu nicht weiter Stellung: «Lesen Sie bitte die Antworten im AZ-Artikel genau. Von Schulseite her ist alles korrekt abgelaufen.» Die Schule geht davon aus, dass der Gemeinderat einen Protokollauszug von besagter Sitzung vom 7. Dezember bekommen hat. Von den Gemeinderäten hat laut AZ-Artikel jedoch keiner diesen Auszug gesehen.

Für Scherer ist klar, dass Schulpflege und Schulleitung unabhängig vom Gemeinderat agieren und die Exekutive in dieser Sache kein Mitspracherecht hat oder gar Entscheide fällt. Er kündigte nach dieser Informationspanne laut AZ aber an, einen runden Tisch einzuberufen und den Dialog zu suchen; es scheine, als ob das eine oder andere Missverständnis herrsche. Schulpflege und Schulleitung zeigen sich diesem Vorschlag gegenüber offen: «Auch wir würden ein klärendes Gespräch begrüssen», lassen sie sich in der AZ zitieren.

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