Seuchengefahr: Tierschau abgesagt

In der Schweiz breitet sich eine schwere Kaninchenseuche aus. Einer der bis jetzt bekannten Herde der «Chinaseuche» ist das Furttal.

Walter Egloff schützt seinen gesunden Stall mit einer Schleuse aus Streu, das mit Desinfektionsmittel getränkt ist. Fotos: Mü

Walter Egloff schützt seinen gesunden Stall mit einer Schleuse aus Streu, das mit Desinfektionsmittel getränkt ist. Fotos: Mü

Hans Fuchs Präsident Kleintierzüchterverein Würenlos-Wettingen.

Hans Fuchs Präsident Kleintierzüchterverein Würenlos-Wettingen.

Der Kleintierzüchterverein (KTZV) Würenlos-Wettingen hätte am übernächsten Sonntag seine Jungtierschau veranstalten wollen. Jetzt hat er sie abgesagt: «Wir wollen nicht, dass Besucher unserer Jungtierschau das Virus in ihre Ställe heimschleppen oder dass wir als Gastgeber und Aussteller unsere Bestände durch Besucher anstecken lassen», sagt Hans Fuchs, Präsident des KTZV. «Die jetzige Form der Seuche verläuft noch schlimmer als die bisher bekannte», sagt er. Fast 100 Prozent eines befallenen Bestandes würden daran innert drei bis vier Tagen sterben, auch Jungtiere, die bisher bis zu einem Alter von vier Wochen nicht erkrankt waren.

Das Virus der umgangssprachlich als «Chinaseuche» bezeichneten ansteckenden Kaninchenkrankheit – im Fachjargon RHD (rabbit hemorrhagic disease) – hat sich etwas verändert: Der neue Stamm vom Typ 2 ist vor einigen Jahren in Portugal aufgetreten und dann via Spanien nach Frankreich verschleppt worden. Vor knapp drei Wochen wurden diverse Fälle in den Kantonen Zürich und Wallis diagnostiziert.

«Es ist das erste Mal, dass wir eine Jungtierschau absagen müssen», so Fuchs. Aber: An eine Jungtierschau kommen immer viele Leute, die zum Teil auch selbst Kaninchen haben. Damit bestehe, so Fuchs, die grosse Gefahr, dass die Veranstaltung zum Austauschplatz für das Virus der Seuche werde. Denn: Die Krankheit wird nicht nur von Tier zu Tier übertragen, sondern kann auch vom Menschen über weite Distanzen verschleppt werden. Das Virus hat in der Aussenwelt nämlich eine ausserordentliche Widerstandskraft und kann zum Beispiel bis zu 100 Tage an Kleidern überleben. Vereinzelt sei, so Fuchs, auch die Ansteckung über Fliegen, Stechmücken und Flöhe beschrieben. Der KTZV erachtet die Absage der Jungtierschau deshalb aus seuchen-hygienischen Überlegungen als richtig. Fuchs spricht von einer «hohen Dunkelziffer». Es sei schwierig, genau zu verfolgen, welche Ställe von der Chinaseuche betroffen sind. Dies, weil Tierhalter selbst im Verdachtsfall tote Tiere entsorgen, ohne dass eine Diagnose gesichert und Meldung erstattet würde.

Auch die Aargauer Kantonstierärztin Erika Wunderlin spricht von einer «gefährlichen Seuche». Es war ihr bis Redaktionsschluss ein Fall auf Kantonsgebiet bekannt. Es würden aber noch zu wenig Informationen vorliegen, um eine einschneidende amtliche Massnahme (wie zum Beispiel ein Ausstellungsverbot) zu verfügen. Das könne sich aber von Tag zu Tag ändern. Der Veterinärdienst beobachte die Situation laufend. «Für die Absage auf freiwilliger Basis wie in Würenlos habe ich volles Verständnis», sagt Wunderlin und bezeichnet diese Massnahme als richtig.

Strenge Hygienemassnahmen und der Verzicht auf Kontakt zu anderen Beständen sind momentan die wirksamsten Vorbeugemassnahmen. Dementsprechend verhält sich auch Walter Egloff, einer der Kaninchenzüchter des KTZV. Er hat zum Schutz seiner gesunden vier Eltern- und 20 Jungtiere der Rasse Castor-Rex eine Desinfektionsschleuse beim Stalleingang gelegt. Und auf gar keinen Fall hätte er seine Tiere unter den gegebenen Umständen zur Ausstellung gebracht. Ausserdem vermeiden die Züchter derzeit den Kontakt untereinander und kommunizieren elektronisch.

Eine weitere Massnahme wäre die Impfung: Aber die üblichen RHD-Impfstoffe schützen gegen das mutierte Virus nicht genügend. In Frankreich ist zwar bereits ein RHD2-Impfstoff verfügbar; er ist in der Schweiz aber noch nicht zugelassen. Die zuständigen Bundesstellen sind laut Wunderlin informiert und arbeiten daran. Fuchs hofft, dass der neue Impfstoff auch den Schweizer Kaninchenzüchtern in den nächsten Wochen bzw. Tagen zur Verfügung stehen wird.

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