Will oder kann man sich den Sportplatz nicht leisten?

Aufgrund der schlechten Finanzlage von Würenlos wollen FDP und SVP den Projektierungskredit Sportanlage Tä-gerhard bekämpfen. Für die Sportvereine hingegen wäre die Projektphase die Chance, die Finanzierung zu klären. Zwar sehen FDP und SVP, die ein Referendum gegen den Projektierungskredit ergriffen haben, den Bedarf und Sinn der neuen Sportanlage. Weil es bei der Finanzierung noch offene Fragen gebe, bekämpfen sie den Kredit jedoch. Die Sportvereine sehen die Projektierungsphase hingegen als Chance, genau diese Fragen zu klären und die Finanzierung zu sichern. Im Pro-und-Kontra-Interview legen Consuelo Senn, Präsident der FDP, und Daniel Zehnder, Sprecher der Sportvereine Würenlos, dar, wieso der Souverän den Projektierungskredit für die Sportanlagen «Tägerhard» am 28. September ablehnen respektive gutheissen soll.

Pro und Kontra Consuelo Senn (l.), FDP, und Daniel Zehnder, Sportvereine.bär
Pro und Kontra Consuelo Senn (l.), FDP, und Daniel Zehnder, Sportvereine.bär

Herr Zehnder, die Fussballer argumentieren immer wieder, dass man beim jetzigen Zustand der Fussballfelder Mühe hat, den Spielbetrieb aufrechtzuerhalten und vom Verband immer wieder gerügt wird. Warum? Die Situation wird bei den Spielinspektionen immer wieder beanstandet. Jedes Mal ist der schlechte Zustand der Plätze ein Thema. Aufgrund der Verkleinerung der Nutzungsfläche im Ländli, wegen vermehrter Nutzung durch die Schule und der Bevölkerungszunahme haben wir zu wenig Platz. Beim Fussballclub trainieren momentan fünf Mannschaften auswärts – auch die Jüngsten, die G-Junioren. Es muss auch ein Teil der Meisterschaftsspiele auswärts ausgetragen werden. Das Problem haben auch andere Vereine, die auf dem Sportplatz trainieren. Der Bedarf an einem neuen Sportplatz ist seit Jahren bekannt und eigentlich auch unbestritten.

Herr Senn, FDP und SVP haben erfolgreich eine Initiative gestartet, um den an der Gemeindeversammlung gesprochenen Kredit Sportplatz Tägerhard zu bekämpfen. Warum? Das Projekt steht gut da, jedoch haben wir grosse Fragezeichen zur Finanzierung und deshalb das Referendum ergriffen. Bei der Vorlage, über die wir im Juni an der Gemeindeversammlung abgestimmt haben, ist noch vieles unklar. Insbesondere bei folgenden drei Punkten gibt es offene Fragen: Wir wollen wissen, wie hoch die Investitionskosten tatsächlich sind; wie hoch die jährlich wiederkehrenden Unterhaltskosten sind und wie die Kosten aufgeteilt werden. Wie gross ist der Anteil der Einwohnergemeinde, der Ortsbürger, des Fussballvereins und anderer Nutzer der Anlage. Um diese offenen Fragen zu klären und zu helfen, hat das Referendumskomitee kürzlich an zwei Planungssitzungen teilgenommen.

Zehnder: Das schätzen wir auch sehr. Doch die Diskussion kommt relativ spät. Wieso seid ihr mit diesen Fragen nicht früher gekommen?

 

Senn: Man wusste, dass die Gemeinde heute derart sparen muss. Die gemeinderätliche Strategie gibt vor, die Verschuldung nicht weiter ansteigen zu lassen und sie zu reduzieren. Aus unserer Sicht ist es wichtig, dass man den Salami nicht verschneidet. Uns geht es nicht nur um den Projektierungskredit, sondern um das ganze Projekt. Es macht keinen Sinn, Geld für etwas auszugeben, was man sich bei der heutigen Finanzlage gar nicht leisten kann.

Wie schätzen Sie die finanzielle Lage ein? Zehnder: Würenlos kann sich das leisten. Der Gemeinderat hat das Projekt zuerst vorangetrieben, da er für die aufwendige Teilzonenplanrevision einen überzeugenden Masterplan gebraucht hat. Und nun, kurz vor der Umsetzung, will er das Projekt plötzlich nicht mehr unterstützen und sagt, man kann es sich nicht leisten. Die Finanzzahlen waren vor drei Jahren nicht viel anders als heute.

Senn: Aufgrund der finanziellen Lage konnte der Gemeinderat das Projekt nicht unterstützen. Zu sagen, Würenlos kann sich das leisten, tönt einfach. Es gibt in Würenlos noch andere Investitionen, die getätigt werden müssen. Einnahmen und Ausgaben müssen in der Balance sein.

Zehnder: Würenlos hat beispielsweise diverse Landreserven, die es verkaufen könnte, und auch Teile der Werke wären auf dem Markt gefragt. Wenn man sich den Sportplatz leisten will, dann kann man das auch. Ohne Steuerfusserhöhung geht es im Moment nicht, dazu stehen wir. Mit dem Projektierungskredit würden wir auch die offenen Fragen rund um die Finanzierung klären.

Mit der Ablehnung des Projektierungskredits würde man die Abklärungen stoppen. Ist das in Ihrem Sinn, Herr Senn? Senn: Ein Projektierungskredit ist nicht dazu da, die Finanzierung zu klären. Für uns macht es zudem keinen Sinn, jetzt einen Projektierungskredit zu sprechen, wenn wir uns danach die Umsetzung sowieso nicht leisten können.

Zehnder: Dass noch nicht alle Finanzierungsfragen geklärt sind, ist nicht nur unsere Schuld. Es ist nicht Vereinsaufgabe, mit Nachbargemeinden über deren Beteiligung zu verhandeln. Das muss die politische Gemeinde tun. Wir sind überzeugt, dass sich die Finanzierung regeln liesse. Der Sportverein Würenlos hat vergangene Woche entschieden, dass er sich mit 40000 Franken an den Projektierungskosten beteiligen will. Nach diesem Abzug und den Anteilen, die von den Ortsbürgern für die Erschliessung und von den Werken für die Werkleitungen übernommen werden – rund80000 Franken – bleiben für die Einwohnergemeinde noch rund 40000 Franken. Gebt dem Sportplatz Tägerhard eine Chance und lasst uns mit dem Projektierungskredit präzisieren und die Finanzierung regeln.

Will sich der Sportverein mit zusätzlich 40000 Franken beteiligen, oder wird dieser Betrag dann dem durch den Sportverein zugesagten Betrag von 200000 Franken abgezogen? Zehnder: Die40000 Franken sind Teil des Gesamtbudgets. Indem wir den Betrag aber für die Projektierung bereitstellen, riskieren wir, dass das Geld bei der Nichtrealisierung des Projekts verloren ist.

Wie werten Sie das Engagement des SV Würenlos, Herr Senn? Senn: Das rechnen wir euch hoch an, aber es ändert unsere Meinung nicht, weil wir das Ganze anschauen und nicht nur die Projektphase.

Wäre auch eine Erhöhung des Mitgliederbeitrags eine Variante, einen Teil der Kosten zu tragen? Zehnder: Unser Mitgliederbeitrag liegt im Vergleich zu anderen Sportvereinen im Mittelwert. Vielleicht liegt eine kleine, zweckorientierte Erhöhung drin, jedoch sicherlich keine markante.

Herr Zehnder, angenommen, Sie bekommen die Chance, dass der Projektierungskredit nochmals gutgeheissen wird. Liessen sich die Kosten überhaupt senken? Zehnder: Wir haben das Projekt bereits reduziert und beispielsweise den Bau einer Garderobe für 900000 Franken durch eine Container-Lösung, die 300000 Franken kostet, ersetzt. Weitere Kosten können wir nicht reduzieren. Doch wir sind überzeugt, dass wir eine Lösung finden, um die Finanzierung zu sichern, und so die Kosten für die Einwohnergemeinde gesenkt werden können.

Wie zum Beispiel? Zehnder: Die Ortsbürger möchten eine schnelle Erschliessung, hier sind Synergien möglich. Weiter ist die Beteiligung der umliegenden Gemeinden zu klären, deren Einwohner die Sportvereine Würenlos nutzen. Eine weitere Idee ist, dass der Sportverein die Bauherrschaft übernimmt und von der Einwohnergemeinde mit einem Darlehen unterstützt wird. Wir wollen auch abklären, ob wir die Plätze zu bestimmten Zeiten beispielsweise an Wettingen vermieten könnten und wir so mit einer Erhöhung der Betriebsstunden Einnahmen regenerieren können. Die Lage im Tägerhard ist auch für Wettinger Vereine ideal und der Kunstrasen bietet eine intensive Nutzung. Um diese Fragen aber lösen zu können, brauchen wir den Projektierungskredit.

Senn: Liesse sich eine Weitervermietung überhaupt mit dem Eigenbedarf unter einen Hut bringen?

Zehnder: Alles, was wir an Mehrflächen dazugewinnen können, hilft uns, auch wenn wir den neuen Platz teilen müssten.

Ist für Sie, Herr Senn, damit der Zweck Ihrer Initiative, die offenen Fragen zur Finanzierung zu klären, erfüllt?Senn: Das Referendum hat zur Folge, dass nun ganz viele Ideen kreiert wurden, das ist eine Chance. Allerdings halten wir am Referendum fest. Der Sportverein kann diese Fragen ja trotzdem klären und an der nächsten Gemeindeversammlung erneut mit einem Antrag für einen Projektierungskredit an die Gemeindeversammlung treten, bei dem die Finanzierung geklärt ist.

Ist das eine Option für die Sportvereine? Zehnder: Nein, damit geht man ein grosses Risiko ein, dass die Sportvereine massive Probleme bekommen. Wir können nicht garantieren, weiterzumachen. Und ich frage mich, ob der Stimmbürger Verständnis hat, wenn wir mit dem gleichen Projekt ein Jahr später nochmals kommen. Eine Ablehnung wäre für uns ein schlechtes Signal, das aussagt, dass man den Sportplatz nicht will. Ich bin überzeugt, dass uns dann Trainer und Mitglieder davonlaufen. Zudem wäre es schwierig, Sponsoren fürs Projekt zu gewinnen und Verhandlungen zu führen.

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