«Ich habe alles gegessen, sogar noch fast lebenden Oktopus»

Dank dem Rotary Club Wettingen-Heitersberg konnte Felix Meierhofer ein Austauschjahr in Japan verbringen. Zurück in der Kanti Wettingen, erzählt er von seinen Erlebnissen.

Felix Meierhofer (r.) mit einem Mitschüler vor der japanischen Schule.

Felix Meierhofer (r.) mit einem Mitschüler vor der japanischen Schule.

In Trachten am Volksfest Yamakasa.

In Trachten am Volksfest Yamakasa.

Auf die Frage, was im Austauschjahr in Japan das Highlight gewesen sei, überlegt Felix Meierhofer lange, ehe er fragt: «Können Sie die Frage am Schluss noch einmal stellen? Es gab so viele, dass ich jetzt gar nicht weiss, was ich sagen soll …» Keine Frage, es hat dem 17-Jährigen in Fukuoka, der grössten Stadt auf der südlichsten Insel Kyushu gut gefallen. So gut, dass er sich vor drei Wochen nicht besonders aufs Heimkommen gefreut hat.

Und trotzdem: Nach Japan auswandern möchte er dann doch nicht. Insbesondere das japanische Arbeitssystem gefällt ihm nicht. «Es ist sehr streng, diszipliniert und wegen der herrschenden Hierarchien nicht allzu gut», bemängelt der Teenager. Seine Gastväter hätten viele Überstunden geleistet, bis spätabends und an Wochenenden gearbeitet, ohne dafür entlöhnt zu werden. «Das ist in Japan normal. Genauso wie dass man die Arbeit erst verlassen darf, wenn der Chef heimgeht.»

Auch das Schulsystem sei viel strenger als in der Schweiz. Vor und nach jeder Schulstunde sind er und seine Mitschüler stramm hingestanden und haben sich vor dem Lehrer verbeugt. Frontalunterricht, auswendig lernen, wiederholen um schneller zu werden, sind im japanischen Schulsystem an der Tagesordnung. Bis zur Universität ist die Benutzung eines Taschenrechners tabu. Nach Schulschluss lernen die meisten weiter und nehmen Nachhilfeunterricht.

Nur selten hat Felix Meierhofer die Freizeit deshalb mit Schulkollegen verbracht. Stattdessen traf er sich mit anderen Austausschülern oder unternahm mit seinen Gasteltern Ausflüge. Und er war auch gerne alleine unterwegs: «So lernt man am schnellsten neue Leute kennen.» Weil er schon Jahre vor seinem Sprachunterricht Japanisch lernte, hatte er dabei keine Verständigungsprobleme. Auch viele japanische Schriftzeichen hat er schon intus. «Es braucht viel Fleiss, doch ich lerne sehr gerne Japanisch.»

Zusammen mit Kollegen ist er durch die Japanischen Comiczeichnungen Mangas und den Videos Animes, zur japanischen Sprache gekommen. Während seine Kollegen das Interesse daran wieder verloren haben, hat es sich bei ihm verstärkt. So sehr, dass er als Austauschland nicht wie die meisten Amerika oder Australien, sondern Japan aussuchte. «Wenn ich auch nicht auswandern möchte, so würde ich später gerne während des Studiums ein Jahr an einer japanischen Universität studieren.» Doch vorerst muss er sich wieder im Schweizer Schulsystem eingewöhnen und noch drei Jahre Gymnasium absolvieren. Danach möchte er gerne Physik studieren. Und vielleicht sogar von der Schweiz aus mit Japanern zusammenarbeiten.

Und dann fällt ihm plötzlich doch noch ein Highlight ein, das er nennen möchte: Das japanische Volksfest Yamakasa im Stadtteil Hakata mit etwa einer Million Zuschauern. Mit traditionellen Trachten bekleidet rennen Einheimische mit bis zu einer Tonne schweren Trage um die Wette. Der Austauschschüler war einer der Läufer. Und was hat er vermisst?

«Ich habe alles gegessen, was auf den Teller kam, sogar noch fast lebenden Oktopus. Doch Pizza und Döner können die Japaner definitiv nicht gut zubereiten», lacht der in Kaiserstuhl wohnhafte junge Mann. Bei der Rückkehr machte seine Mutter deshalb am ersten Abend Pizza für ihn. Zurück in der Heimat lernt er fleissig weiter Japanisch, um bald das nächste Level zu erreichen. «Und ich möchte die Schweiz besser kennenlernen. In der Ferne habe ich nämlich gemerkt, dass ich das eigene Land gar nicht so gut kenne.»

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