Vom Totengräber zum Rebenmeister: Er ist die gute Seele des Werkhofs

Walther Egloff kümmert sich seit 40 Jahren um die Reben der Gemeinde. Doch er hat schon viele andere Aufgaben übernommen.

Walther Egloff kümmert sich mit viel Herzblut um die Reben der Gemeinde. Barbara Scherer
Walther Egloff kümmert sich mit viel Herzblut um die Reben der Gemeinde. Barbara Scherer

«Aus diesen Trauben wird nichts mehr bis zur Ernte», sagt Walther Egloff. Mit einer Gartenschere knipst er die grünen Weinbeeren geschickt von der Rebe. Kurz blickt der 65-Jährige die unreifen Trauben in seiner Hand an. Dann lässt er sie zu Boden fallen und blickt ernst über den dunklen Brillenrand: «Es ist manchmal fast schade um die Früchte.» Walther Egloff kümmert sich seit 40 Jahren um die Weinreben der Gemeinde. Angestellt ist der gebürtige Wettinger beim Werkhof.

Eigentlich wäre Egloff seit Januar pensioniert. «Ich kann es nicht lassen», so Egloff und schmunzelt. Er läuft den Reben entlang, dabei zupft er immer wieder ein paar Blätter ab. Für mindestens ein Jahr kümmere er sich weiterhin um die Reben. «Walther Egloff hat sehr gute Arbeit geleistet in den Reben», sagt Kirsten Ernst, Ressortvorsteherin Tiefbau und Umwelt. Zu Beginn seien die Reben der Gemeinde in einem sehr schlechten Zustand gewesen. Dank Egloff seien sie nun in einem wunderbaren Zustand. «Deshalb möchte die Gemeinde ihn auch noch nicht gehen lassen», so Ernst.

«Mir bereitet die Arbeit einfach Freude.» Egloff greift in einen Strauch und knipst mit der Gartenschere ein paar grüne Weinbeeren ab. «Einige Pflanzen haben zu viele Trauben, da muss man die Pflanze entlasten», erklärt er.

Während Egloff spricht, wird schnell klar, er hat sich seinem Beruf mit Leib und Seele verschrieben. Das brauche es auch: «Es ist ein anstrengender Beruf, ohne Leidenschaft hält man das nicht durch.» Dabei hat Egloff im Laufe der Jahre auch viele andere Arbeiten für den Werkhof verrichtet. «Ich habe eigentlich alles gemacht, ausser Lastwagen fahren», sagt Egloff und lächelt.

Immer im Winter, wenn die Reben kahl sind, hat sich Egloff um andere Aufgaben gekümmert. So war der gebürtige Bauernsohn viele Jahre in der Kehrichtentsorgung tätig. «Ich habe aber auch mal WCs geputzt.» Es habe immer Arbeit gegeben, die verrichtet werden musste. Sogar die Überführung von Toten hat Egloff übernommen. Denn früher sei dies die Aufgabe der Gemeinde gewesen. «Das war keine sehr beliebte Tätigkeit. Aber irgendjemand muss das ja machen. Der Tod gehört nun mal zum Leben», so Egloff. Auf seiner Stirn bilden sich Falten. Bedächtig streicht er sich über das kurze graue Haar. «Es gab Fälle, da mussten wir eine Leiche holen, die schon mehrere Wochen in der Wohnung lag.» Wenn die Polizei vor dem Haus Zigarren rauchte, wusste er, was es geschlagen hatte. Manchmal musste er mitten in der Nacht ausrücken und einen Toten überführen. «Es kam auch vor, dass ich den Verstorbenen kannte.» Trotzdem habe er die Aufgabe immer machen wollen. Dann sei die Aufgabe von der Gemeinde an eine private Firma übergeben worden. Seine Lieblingsaufgabe sei aber stets die Pflege der Reben gewesen. «Ich bin einfach gerne in der Natur.»

Aufgewachsen ist Egloff in Wettingen. Sein altes Elternhaus steht in- mitten der Rebberge an der Moshaldenstrasse. «Ich bin ein Alteingesessener», so Egloff. Als drittes von 16 Kindern hat er bereits als Kind in den Rebbergen der Eltern geholfen. Er habe seine Mittwochnachmittage zwischen den Reben verbracht.» Statt einer Lehre hat Egloff dann auf dem elterlichen Hof gearbeitet. «Dann verschlug es mich in verschiedene landwirtschaftliche Betriebe.»

Als 1977 die Stelle im Werkhof ausgeschrieben wurde, hat Egloff die Chance wahrgenommen. «Ich habe geheiratet und wollte eine Familie gründen. Das geht nur mit einer Festanstellung und einem sicheren Einkommen.» Den elterlichen Hof hatte sein älterer Bruder übernommen. Für ihn stimmte das so. «Heute denke ich, es musste alles so sein, wie es war.» Wollte er nie einen eigenen Bauernhof führen? «In jungen Jahren hätte ich einen Hof übernehmen können. Doch da fehlte mir das Geld.» Nachdem er die Stelle bei der Gemeinde bekommen habe, kam der eigene Bauernhof nicht mehr infrage. «Es ist harte Arbeit und das Einkommen ist sehr unsicher», so Egloff. Auch habe ihm die Arbeit rund um die Weinreben zu gut gefallen.

In all den Jahren habe sich nur ein schlimmer Unfall in den Weinreben der Gemeinde ereignet: «Vor zwei Jahren fuhr ein Traktor fahrerlos den Hang runter.» Dabei riss das Fahrzeug viele Pflanzen mit sich und fuhr in ein altes Gebäude. «Zum Glück war schlechtes Wetter und keine Leute unterwegs. Es wurde niemand verletzt», so Egloff. Doch es sei eine Riesenarbeit gewesen, bis der ganze Schaden behoben war.

Trotz seiner Liebe zum Weinbau freut sich Egloff auf seine endgültige Pension. Egloff: «Aber solange meine Frau noch arbeitet, will ich auch noch arbeiten.»

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