In Wettingen wurzeln sie alle drei tief: Wo unterscheiden sie sich?

Am 18. Dezember wählt Wettingen einen neuen Gemeinderat. Der Sitz wird frei, weil Gemeindeammann Markus Dieth (CVP) in den Regierungsrat gewählt worden war. Zur Wahl stellen sich die drei bürgerlichen Kandidaten Roland Michel (CVP), Martin Egloff (FDP) und Michael Merkli (BDP). Sie nehmen alle zu den gleichen acht Fragen Stellung.

Welchem Kandidaten gelingt es, auf der politischen Karriereleiter emporzuklettern? Bild: Treppe im Wettinger Rathaus.Foto:ef
Welchem Kandidaten gelingt es, auf der politischen Karriereleiter emporzuklettern? Bild: Treppe im Wettinger Rathaus.Foto:ef

Warum sind Sie von den drei Kandidaten am besten für das Amt des Gemeinderates geeignet?

Martin Egloff: Das Amt ist eine neue Herausforderung nach zehn Jahren im Einwohnerrat. Ich kenne die politischen Abläufe aufgrund meiner Mitarbeit im Rat und in diversen Kommissionen. Als Architekt und leitender Angestellter in einem grösseren KMU kann ich Abläufe planen und führen. Ohne Verbandsmitgliedschaften und Ver- waltungsratsmandate kann ich unvoreingenommen und unabhängig politisieren. Als Architekt will ich bei der Umsetzung der grossen Bauvorhaben (z.B. Tägi, Turnhalle Margeläcker) zum guten Gelingen beitragen. Ich bin hoch motiviert, dieses Amt auszuführen.

Michael Merkli: Meine vielfältigen Erfahrungen in allen Ebenen als Arbeitnehmer, Unternehmer und Arbeitgeber sind das nötige Rüstzeug, um mich für die Bedürfnisse der Bevölkerung einzusetzen. Als vielseitig ausgebildeter Finanzfachmann kann ich mich im Gemeinderat dafür engagieren, dass in dieser finanziell angespannten Zeit nicht unnötig an der Steuerschraube gedreht wird.

Roland Michel: Neben meiner politischen Erfahrung kenne ich den öffentlichen Verwaltungsbetrieb aus meinem Beruf sehr gut. Ich bringe grosse Führungserfahrung mit, kann Menschen für eine Sache begeistern, bin sehr gut vernetzt und gebe nicht so leicht auf (nicht nur im Sport). Auf mich ist Verlass und bei Entscheiden stelle ich den Menschen in den Mittelpunkt. Ich packe an und ziehe es auch durch. Am Schluss entscheidet das Stimmvolk, welchen Gemeinderat es haben will.

Wo würden Sie in Ihrer politischen Arbeit als Gemeinderat die Schwergewichte setzen?

Egloff: In der Umsetzung des Tägi- Projektes. In einem ausgeglichenen Budget ohne Landverkäufe oder andere ausserordentlichen Erträge. In einer Lösung für die Verkehrssituation, damit man unter anderem auch mit den öffentlichen Verkehrsmitteln stress- und staufrei schnell von A nach B kommt. Aus meiner Sicht ist das eine Aufwertung der Gartenstadt Wettingen. In einer Intensivierung der Zusammenarbeit der Gemeinden zur regionalen Stärkung.

Merkli: Ich möchte mich bei den Sozialen Diensten dafür einsetzen, dass möglichst viele Sozialhilfeempfänger wieder in den Arbeitsprozess integriert werden, statt Sozialhilfe zu beziehen. Ich empfinde es als eine der grössten Sünden unserer Gesellschaft, dass Jugendliche und ältere Arbeitslose in die Sozialhilfe abgeschoben werden. Ich möchte ihnen wieder eine Perspektive geben.

Michel: Der Gemeinderat agiert als Gremium und heute steht noch nicht fest, welches Ressort der neue Gemeinderat übernehmen wird. Grundsätzlich stehen für mich der Mensch und nachhaltige Lösungen, die bezahlbar sind, im Zentrum. Die rasche Umsetzung der definierten Massnahmen aus der durchgeführten Lova2 wird für unsere Gemeinde wegweisend sein. Dies wird uns zeigen, welche Mittel uns zur Verfügung stehen und wie diese zukünftig eingesetzt werden.

Ganz konkret drei Fragen zu Klosterhalbinsel, Standortmarketing und Regionalstadt: Wie soll sich die Klosterhalbinsel entwickeln?

Egloff: Auf der Klosterhalbinsel gibt es eine Vielzahl von Nutzungen. Schule, Kultur und Gewer-be funktionieren nebeneinander. Durch die Sanierung der Klosterstrasse und deren Nebenräume wird der Ort zusätzlich aufgewertet. Es mangelt an der überregionalen Bekanntheit der Klosterhalbinsel, um diesen Ort auch kulturell zu beleben. Dieser Bekanntheitsgrad muss verbessert werden.

Merkli: Das Kloster Wettingen ist das historisch wichtigste Kulturgut von Wettingen und im Limmattal. Die heutige Aufteilung Gewerbe und Kantonschule sollte beibehalten werden. Aber das Kloster sollte als kultureller Leuchtturm im Limmattal verankert werden. Es gibt keinen Ort in Wettingen, wo Lernen, Erholung und Arbeit so harmonisch miteinander auskommen.

Michel: Die Klosterhalbinsel soll für Kultur- und Kunstinteressierte über die Kantonsgrenze bekannt werden. Eine gemischte Nutzung für Bildung, Genuss, Erholung und Start-up-Firmen ist anzustreben.

Was halten Sie vom Wettinger Standortmarketing? Soll die vakante Stelle neu besetzt werden?

Egloff: Das Standortmarketing sollte mehr innovative KMU-Betriebe in die Region bringen. Diese Aufgaben könnten auch extern vergeben werden. Verschiedene Institutionen bieten diesbezüglich professionelle An- gebote an. Aus diesem Grund sehe ich keinen Anlass, diese Stelle in bisheriger Form zu besetzen.

Merkli: Die Stelle sollte ausgelagert werden. Die Limmatstadt AG könnte diese Aufgabe übernehmen. Sie arbeitet schon heute eng mit der Standortförderung Wettingen zusammen. Somit würden Steuergeldereingespart und der Nutzen der Standortförderung würde sogar erhöht werden.

Michel: Wettingen ist eine attraktive Gartenstadt, gut erreichbar und für alle Generation sehr schön zum Wohnen. Um unsere Trümpfe im Limmattal und in unserer Umgebung auch zukünftig aufzeigen zu können, braucht es einen initiativen Gemeinderat, eine klare Vermarktungsstrategie und Geld- mittel, um dies umzusetzen. Solche Leistungen können ideal zugekauft werden.

Wie stehen Sie zu Gemeindefusion und Regionalstadt, wie zu Zusammenarbeit und Eigenständigkeit?

Egloff: Diese Diskussionen finden in verschiedenen Gremien statt. An mehreren Veranstaltungen des Vereins Traktandum 1 habe ich teilgenommen. Ich stellte fest, dass die kommunale Zusammenarbeit gewünscht ist und gefördert wird. Synergien sollen genutzt werden, ohne die Eigenständigkeit zu gefährden. Die Zusammenarbeit mit den Nachbargemeinden stärkt die Region. Eine Fusion ist jedoch verfrüht.

Merkli: Man kann nicht jetzt eine Lösung präsentieren, wenn man erst am Anfang steht. Wie können wir über eine Regionalstadt diskutieren, wenn nicht mal die Parlamente Wettingen und Baden untereinander kommunizieren? Ich bin in einer unabhängigen Arbeitsgruppe von Politikern der Region, die das Ziel haben, die Zusammenarbeit zwischen den Gemeinden in unserer Region zu fördern, um Fehlentwicklungen in der Planung zu verhindern.

Michel: Wettingen hat eine regionale Verantwortung und eine Zentrumsfunktion im Limmattal. Wo es Sinn macht, soll die Zusammenarbeit mit Nachbarn ausgebaut werden. Für eine Fusion besteht heute kein Handlungsbedarf. Sollten Nachbargemeinden wie Würenlos oder Neuenhof anfragen, sollte dies geprüft werden.

Wagen wir eine Prognose: Wie soll Wettingen in 10 Jahren nach Ihren Vorstellungen aussehen?

Egloff: Die Verkehrssituation ist gelöst. Der tägliche Stau durch Wettingen gehört der Vergangenheit an. An sonnigen Tagen können die Wettinger Einwohner ins Schwimmbad Tägi und im Winter auf die Eisbahn, und alle sind stolz auf die Tägi-Anlage. Die zahlreichen Vereine bieten eine sportliche und kulturelle Vielfalt für die Bewohner. Die Zusammenarbeit mit den Nachbargemeinden funktioniert und man ergänzt sich. Die Landstrasse wandelt sich zu einem belebten, schönen Zentrum Wettingens.

Merkli: Wir haben eine moderne und zweckmässige Infrastruktur, der Bau der Limmattalbahn über die Landstrasse nach Baden ist im Gange. Die Landstrasse hat sich zu einem modernen, pulsierenden Zentrum verwandelt. Der Steuerfuss ist immer noch tiefer als der Durchschnitt in der Region.

Michel: In Wettingen leben alle Generationen sicher und zufrieden. Trotz Bevölkerungswachstum und verdichtetem Bauen bestehen weiterhin grüne Lungen im Zentrum. In zehn Jahren sind die heute geplanten Investitionen getätigt und mit dem renovierten Tägi haben wir ein attraktives Kultur-, Seminar- und Sportzentrum. Die Landstrasse wird aufgewertet sein und das Bahnhofareal wird für modernes Wohnen und Arbeiten umgestaltet sein.

Mit welchen Projekten kann sich Wettingen auszeichnen und hervortun? Was sind Ihre Herzensanliegen für die Gemeinde?

Egloff: Jetzt ist Wettingen bereits ein beliebter Wohnort. Zentral gelegen mit sehr guten Infrastrukturen und idealen Verbindungen überallhin. In Zukunft soll zudem das Tägi als regionale Sport- und Freizeitstätte und die Landstrasse als Einkaufs- und Flaniermeile mit verschiedenen attraktiven Angeboten die Gemeinde Wettingen aufwerten.

Merkli: Entwicklung Landstrasse, Sanierung Sportzentrum Tägi als sportlicher Mittelpunkt in der Region, Kloster Wettingen (zu einem kulturellen Mittelpunkt der Region etablieren) und natürlich das Figuren-Theater Wettingen. Ich möchte, dass Wettingen Wettingen bleibt. Eine Gemeinde, in der sich alle Generationen wohlfühlen können. Die Naherholungsgebiete Lägern und Limmat sollen nicht noch mehr durch Lärm belastet werden. Das verarbeitende Gewerbe sollte auch in Zukunft seinen Platz in Wettingen haben.

Michel: Wettingen stellt mit dem neuen Tägi ein Sport-, Kultur- und Kongresszentrum für das ganze Limmattal. Durch enge Zusammenarbeit mit anderen Gemeinden können wir anderen helfen und die Kostenstruktur vernünftig halten. Am Herzen liegt mir eine zeitgemässe Bildung und Betreuung, gute Bedingungen für das Gewerbe und ein sicheres und attraktives Zuhause für alle Generationen. Ich setze mich dafür ein, dass Wettingen auch morgen gut erreichbar und eine Gartenstadt bleibt. Wettingen bleibt selbstständig und ist nicht Vorort von Baden. Schulden werden abgebaut und nicht an die nächste Generation übergeben.

Was verbindet Sie mit Wettingen?

Egloff: Ich bin in Wettingen aufgewachsen und habe vom Kindergarten bis zur Bezirksschule alle Schulen hier besucht. Als Ortsbürger und langjähriger Einwohnerrat kenne ich die Gemeinde und die Besonderheiten von Wettingen.

Merkli: Ich bin Ortsbürger und die grösste Zeit meines Lebens habe ich in Wettingen verbracht.

Michel: Ich bin in Wettingen aufgewachsen, habe meine Schulzeit hier absolviert und meine Freunde gefunden. Heute wohnt meine Familie mitten in Wettingen und ich fröne hier meinen Hobbys. Ich bin engagiert im Wettinger Gewerbe, im Weinbau am Lägernhang und in mehreren Wettinger Vereinen.

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