Aus diesen Trauben kann es kräftige, geschmackvolle, schöne Weine geben

Im Wettinger Weinberg herrscht Hochbetrieb: In den vergangenen zwei Wochen wurden die weissen Trauben gewümmt, seit Montag ist der Blauburgunder dran.

In der Roten Trotte nimmt Paul Steimer die Trauben entgegen und misst den Öchslegrad des Traubenmostes. Fotos: Mü

In der Roten Trotte nimmt Paul Steimer die Trauben entgegen und misst den Öchslegrad des Traubenmostes. Fotos: Mü

Ablad (v.l.): Engelbert Fischer, Lino und Bruno Schilliger bringen die Ernte ein.

Ablad (v.l.): Engelbert Fischer, Lino und Bruno Schilliger bringen die Ernte ein.

Die Weintanks im Keller von Meinrad Steimer stehen für den 2016er bereit.

Die Weintanks im Keller von Meinrad Steimer stehen für den 2016er bereit.

In der Traubenpresse werden die Beeren von den Stielen getrennt.

In der Traubenpresse werden die Beeren von den Stielen getrennt.

Nach getaner Arbeit im Stübli (v.r.): Bruno Schilliger, Paul und Doris Steimer sowie ihre Mutter Nelly Keller.

Nach getaner Arbeit im Stübli (v.r.): Bruno Schilliger, Paul und Doris Steimer sowie ihre Mutter Nelly Keller.

Ausgereifte weisse Trauben ...

Ausgereifte weisse Trauben ...

... mit 82 Öchsle, wie das digitale Messgerät belegt.

... mit 82 Öchsle, wie das digitale Messgerät belegt.

Weinbauer Meinrad Steimer, der nebst seinen eigenen Weinen auch diejenigen der Weinbaugenossenschaft keltert, war Anfang Jahr skeptisch: «Die Reben konnten nicht optimal verblühen», erinnert er sich. Das schlechte Frühlingswetter liess noch nicht auf eine gute Traubenernte hoffen. Aber es hatte auch sein Gutes: «Auch für die Wespen war es nicht günstig; 2016 ist kein Wespenjahr.» Und es kam Glück hinzu: «Wir hatten in Wettingen in der kritischen Phase keinen Frost», sagt Steimer, «ein Grad kälter und es hätte Schäden gegeben.»

So startete das Wettinger Rebjahr 2016 mit Verzögerung. Dafür blieb man von anderem Unbill der letzten Jahre verschont. Von den Schäden, die 2015 durch ein Spritzmittel verursacht worden waren, hätten sich die Rebstöcke heuer weitgehend erholt: Die Beeren sind wieder prall und saftig, keine Spur mehr von den Wachstumsstörungen und Missbildungen. «Ich selbst war letztes Jahr davon nicht betroffen; ich hatte meine Parzellen zum Glück nicht mit diesem Fungizid gespritzt», sagt Steimer.

Schon 2014 hatten die Winzer massive Ernteausfälle hinzunehmen. Damals war die aus dem asiatischen Raum eingeschleppte Kirschessigfliege daran schuld. Im Gegensatz zu ihren europäischen Verwandten vermögen sie auch intakte Traubenhaut zu durchstechen, um so ihre Brut hineinzulegen. «Wir haben deshalb die Reben stark ausgelaubt», sagt Steimer, «das führt zu härterer Haut.» Ausserdem stellte er zur Überwachung der Population Fallen auf. Hilfreich war ausserdem der heisse Sommer: «Wenn es über 30 Grad ist, ist die Kirschessigfliege nicht mehr fortpflanzungsfähig.» Den schädlichen Traubenwickler habe man mit der Verwirrungstechnik im Griff. Einzig der Falsche Mehltau machte den Wettinger Winzern dieses Jahr zu schaffen: «Makelloses Laub hat heuer keiner», sagt Steimer und ergänzt: «Ohne Pflanzenschutz gäbe es gar keine Trauben.»

Steimers Skepsis des Frühjahrs machte immer mehr einem Optimismus Platz. Jetzt sagt er: «Wir können nicht nur gute, sondern sehr gute Qualität ernten.» Einen Jahrhundertjahrgang wie 2015 werde es dieses Jahr nicht geben. Aber die Trauben seien gesund und hätten den anfänglichen Rückstand dank eines guten Sommers aufgeholt.

Vor zwei Wochen wurde mit der Ernte der weissen Trauben begonnen: Räuschling, Riesling x Sylvaner. «Sie sind bis auf ein paar Spezialitäten drinnen», sagt Steimer. Angeliefert werden sie bei Meinrad Steimers Cousin Paul in der Roten Trotte an der Rebbergstrasse. Sie, die 1428 erstmals urkundlich erwähnt wurde, ursprünglich dem Kloster Wettingen gehörte und seit 1942 in Steimers Familienbesitz ist, ist heute die einzige von ehemals acht Wettinger Trotten, die noch ihrem eigentlichen Zweck, der Kelterung von Trauben, dient. Hierher bringen 17 Winzer der Weinbaugenossenschaft, 14 auswärtige und knapp 30 kleine private Winzer ihre Ernte.

Vor zwei Wochen rechnete Meinrad Steimer bei den weissen Trauben schon mit überdurchschnittlichen 75 bis 80 Öchsle. Jetzt konnte Paul Steimer bei der Traubenannahme sogar 82 bis 86 Öchsle messen. Die letzten warmen Herbsttage hatten das ihre noch dazu beigetragen.

Das kam auch den roten Trauben zugute, die zur Hauptsache diese Woche gewümmt werden – «wenn das Wetter mitspielt», gibt Meinrad Steimer zu bedenken: «Beim Blauburgunder konnten wir 95 bis 100 Öchsle messen.» Das hätte er im Frühling noch nicht gedacht. Jetzt spricht er von einer schönen Reife, die zu kräftigen, geschmackvollen, schönen Weinen führen sollte.

Darauf stösst man nach getanem Tageswerk jeweils beim Zvieri im Stübli der Roten Trotte an, wo Bildhauer Eduard Spörri die Wandbilder mit Szenen aus dem Weinbau und mit Persönlichkeiten aus Wettingen geschaffen hat.

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