Geschichte und Natur am Klosterfest hautnah erlebt und erfahren
Rund 1500 Personen erhielten am Pfingstmontag Einblick in den Garten und die Geschichte des Wettinger Klosters.
Timo Hennecke vom Mittelalterverein Comthurey Alpinum hat sichtlich Mühe, sein Kettenhemd anzuziehen. Die Barthaare bleiben immer wieder in den feinen Maschen hängen. Ein Vereinskollege eilt ihm zu Hilfe und meint lachend, das sei wohl der Grund, weshalb Ritter im Mittelalter keine Bärte trugen. Nach ein paar Minuten ist die Rüstung dann komplett und Hennecke gesellt sich zu seinen Kollegen in den Klostergarten. Zusammen stellen sie ein hochmittelalterliches Hospitaliter-Heerlager mit weltlichem Gefolge um 1180 dar und zeigten auch klösterliche Medizin.
Wer noch mehr darüber wissen wollte, wurde im einstigen Medizinalgarten der Mönche fündig. Auf Schildern haben die Mitarbeiter der Klostergärtnerei die Kräuter mit Namen und Wirkung beschriftet und für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Am Klosterfest durften die Besucher dort sieben Kräuter suchen, mit denen die Zisterzienser früher eine Salbe machten. Am Postenlauf quer durch die Gartenanlage erfuhren Interessierte viel Wissenswertes über die Natur von einst und heute. Bei der Gärtnerin Katrin Cavigelli mussten Fertigprodukte wie Bier, Chips oder Leinenhemd der richtigen Pflanze zugeordnet und im Garten gesucht werden. Nicht alle wussten, dass Hopfen zum Bier und die Blume «Gemeiner Lein» zum Leinenhemd gehört.
Erstaunte Blicke gab es auch bei Dani Schwab im Bienenhaus, als er spontan eine Bienenwabe aufschnitt und Kinder und Erwachsene aufforderte, ihren Finger reinzustecken, um den Honig zu probieren. «Als Biologe musst du nicht viel machen, die Natur hier bietet alles», doppelt auch Kurt Honegger nach seiner Führung durch den Garten hocherfreut nach.
«Das Klosterfest ist auch zu einem Fest für Familien geworden. Es kommen jedes Jahr mehr Besucher», freut sich Thomas Renold von der Kantonsschule Wettingen, der den Anlass mitorganisiert hat. Rund 1500 seien am Pfingstmontag ins Kloster gepilgert. Auch die Mitglieder des Quartiervereins waren zufrieden. Sie hatten schon eine halbe Stunde vor Schluss alle Würste verkauft. Als dann um vier Uhr ein kurzer Regen einsetzte, waren die vielen Gäste so schnell weg, wie sie gekommen waren. Auch bei den Mitgliedern des Mittelaltervereins ging alles schnell. Sie wollten unbedingt ihre Zelte trocken ins Auto bringen. «Weil sie zeitgetreu aus Leinen und deshalb extrem mühsam zu trocknen sind», begründet Daniel Severin, der noch ein paar Minuten vorher die Schreibkunst mit Eisengallustinte auf Pergament demonstrierte und ebenfalls positive Bilanz zieht. «Die Besucher waren sehr interessiert und haben viele Fragen gestellt.» Damit scheint auch die Frage der Organisatoren beantwortet zu sein, ob die Mittelaltergruppe, die heuer zum ersten Mal am Klosterfest war, Anklang finden wird.