Ein persönlicher Roman

In loser Folge stellt die Limmatwelle diesen Sommer Bücher von Autoren aus dem Limmattal vor – diese Woche den Roman «Die Tochter des Predigers» der Wettinger Autorin Inge Muntwyler.

Literatur aus Wettingen. Foto: ska
Literatur aus Wettingen. Foto: ska

Worum gehts? Die Erzählerin Hilde berichtet aus Kindersicht von ihrer Jugend, ihrem Vater, der Prediger ist, und ihrer Mutter, die aus Deutschland stammt. Mehr zwischen den Zeilen als wirklich ausgesprochen erfährt der Leser, dass das Kind keine Beziehung zum lauten, jähzornigen Vater und zur stillen, traurigen Mutter hat. Viel lieber ist es bei der Köchin, bei der Tante im Krämerladen oder bei den Verwandten der Mutter in den Ferien. Und ebenso zwischen den Zeilen braut sich das Unglück des Zweiten Weltkrieges zusammen, nehmen die Schrecken Gestalt an, und die Spannungen zwischen Schweiz und Deutschland nehmen zu. Die Situation um die deutschfreundliche Familie spitzt sich mit dem Kriegsende zu, Armut kehrt ein, der Vater will nicht mehr predigen und wird ein schlecht verdienender Handelsvertreter. Hildes Liebe für den Vater schwindet und versiegt aufgrund seiner zornigen Ausbrüche und der Schläge, die Hildes Brüder abbekommen. Aber erst, als sie auch dem Glauben den Rücken kehrt, kann sie sich vom Bravsein befreien.

Speziell ist die anfängliche Kinder-Perspektive, die alles wertfrei aufzeigt und darlegt. Und die es erlaubt, dass der Kriegsbeginn nicht mit heutigem Wissen verfremdet wird, sondern genauso schleichend daherkommt, wie ihn wohl viele erlebt haben. Auch später werden einschneidende und negative Ereignisse emotionslos erzählt und entfalten so ihre ganze verstörende Kraft.

Für wen? Für alle, die persönliche Geschichten und Schicksale mögen.

Fazit: Ein fesselndes Werk, das gerne noch 200 Seiten länger hätte sein dürfen. Perfekt für einen heissen Sommernachmittag in der Hängematte.

Inge Muntwyler: «Die Tochter des Predigers», Edition Isele, Eggingen (2013). ISBN: 978-3-86142-573-1.

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