«Wir hätten ein Riesenproblem gehabt»

Der Spreitenbacher Gemeindepräsident Valentin Schmid zeigt sich erfreut über das «Nein» des Zürcher Stimmvolks. Die Limmattalbahn kann nun bis Killwangen-Spreitenbach gebaut werden.

Erneute Freude <em>Nachdem der Spatenstich für die «Limmattalbahn» in Schlieren (Bild) erfolgt ist, mussten Regierungsrat Stephan Attiger und Spreitenbachs Gemeindepräsident Valentin Schmid (v. l.) um die Weiterführung bis Killwangen bangen. AZ
Erneute Freude <em>Nachdem der Spatenstich für die «Limmattalbahn» in Schlieren (Bild) erfolgt ist, mussten Regierungsrat Stephan Attiger und Spreitenbachs Gemeindepräsident Valentin Schmid (v. l.) um die Weiterführung bis Killwangen bangen. AZ Archiv/ Sandra Ardizzone</em>

83 Prozent haben die Initiative «Stoppt die Limmattalbahn ab Schlieren» abgelehnt. Sind Sie erleichtert?

Valentin Schmid, Gemeindepräsident Spreitenbach: Ich bin äusserst positiv überrascht über das klare Resultat. Vor allem, weil die Initiative von sämtlichen 180 Gemeinden abgelehnt wurde, also auch von der Bevölkerung in den direkt betroffenen Orten wie Dietikon, Urdorf und Schlieren. In der ersten Abstimmung hat ein Grossteil der Limmattalgemeinden den Bau der Limmattalbahn noch abgelehnt.

Können Sie sich diesen Sinneswandel erklären?

Ein Punkt ist sicher, dass Bahnbefürworter rechtzeitig eine Kampagne gestartet haben. Im 2015 war das anders. Weil sie die eidg. Wahlen abgewartet haben, hatten sie nur einen Monat Zeit zum Informieren. Die Gegner hingegen traten bereits im Sommer an die Öffentlichkeit und verbreiteten Argumente, die meines Erachtens nicht 100-prozentig korrekt waren. Doch es reichte nicht mehr, um das zu korrigieren. Bei der zweiten Abstimmung ging es auch nicht mehr ums Technische, sondern darum, ob die Limmattalbahn weiter fertiggebaut oder nach Schlieren abgebrochen wird.

In Spreitenbach hätten ja diverse laufende Projekte angepasst werden müssen, wenn die Limmattalbahn doch nicht gebaut würde...

Ja, wir hätten ein Riesenproblem gehabt. Wir haben mehrere Objekte im Entwicklungsgebiet zwischen der Land- und der Industriestrasse, die bereits im Bau sind und bei denen die Limmattalbahn bei der Erschliessung unserer Projekte miteinbezogen wurde. Beispielsweise bei der Erschliessung im Sandäcker. Oder auch in der Industriezone im Müsli können wir dank dem Bau des Depots für die Limmattalbahn die Erschliessung optimieren. Wäre die Limmattalbahn nun doch nicht bis nach Spreitenbach gebaut worden, hätten wir neu planen müssen. Wir sind froh, dass wir mit der Ablehnung der Initiative jetzt Planungssicherheit haben und so weiterplanen können.

Was wäre passiert, wenn der Bau der Limmattalbahn abgelehnt worden wäre?

Wir hätten einen Marschhalt einlegen und nochmals über die Bücher gehen und eine neue Planung der Erschliessung machen müssen. Für Spreitenbach ist die Bahn die beste Lösung. Klar gibt es Alternativen. Aber wir haben die nicht weiterverfolgt, weil wir auf die Bahn gesetzt haben.

Wie sieht der Zeitplan aus?

Der alte Zeitplan behält seine Gültigkeit: Baubeginn ist nächstes Jahr, sobald die Etappe bis Schlieren in Betrieb genommen werden kann. Auf den Fahrplanwechsel 2022 hin soll die Limmattalbahn dann bis Spreitenbach-Killwangen fahren.

Wie stehen die Chancen, dass die Bahnstrecke später bis nach Baden ausgebaut wird?

Der Kanton Aargau hat die Sicherung der Bahntrasse vorgenommen und den Richtplaneintrag Richtung Baden in die Wege geleitet. Im Moment können sich die Gemeinden im Vernehmlassungsverfahren dazu äussern, wie sie zur Streckenerweiterung stehen.

Was ist Ihre Meinung dazu?

Für Spreitenbach wäre es sehr wertvoll, wenn die Limmattalbahn bis nach Baden ausgebaut würde. Uns fehlt nämlich die direkte Anbindung an Wettingen. Wir müssen mit dem 4er-Bus nach Baden fahren und dort kehren, um nach Wettingen zu gelangen.

Was kostet die Spreitenbacher die Bahn?

Die Erstellung und der Betrieb der Bahn kosten uns nichts. Sie werden von Kanton und Bund finanziert. Mit dem neuen Finanz- und Lastenausgleich zahlen Gemeinden neu auch keinen Beitrag mehr an den Bahnbetrieb. Bisher bezahlten Gemeinden anteilsmässig pro Abfahrt. Diese Kosten gehen ab 2019 an den Kanton über.

Die einzigen Kosten, die für Spreitenbach entstehen, sind die Finanzierung der Zugänge zu den Haltestellen sowie für die Erstellung von Veloabstellplätzen. Im Bereich der Gemeindestrassen müssen wir zudem den Mehrwert übernehmen, der durch die Bahn entsteht, und uns beispielsweise an den Kosten bei neuen Strassenbelägen beteiligen.

Mit welchen Kosten rechnen Sie?

Die Kosten sind noch nicht genau bezifferbar, da die Submissionen durch die Limmattalbahn erst erstellt werden müssen. Wir haben im Finanzplan 600000 Franken dafür eingestellt.

Werden weniger Busse und Züge verkehren, wenn die Limmattalbahn fährt?

Nein, es wird eher einen Ausbau geben und sicher keinen Abbau.

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