Sie bieten Hilfe, wo sonst niemand hilft

Der Kirchliche Regionale Sozialdienst eröffnet in Spreitenbach die erste Aussenstelle. «Wir helfen, wo Menschen durch die Maschen fallen würden», sagt Emil Inauen vom Kirchlichen Regionalen Sozialdienst.

Sarah Groth und Emil Inauen vor der Infowand in der Geschäftsstelle Baden, die für die Vernetzung und Beratung genutzt wird.Melanie Bär
Sarah Groth und Emil Inauen vor der Infowand in der Geschäftsstelle Baden, die für die Vernetzung und Beratung genutzt wird.Melanie Bär

Am 14. März wird Sarah Groth erstmals Ratsuchende im katholischen Pfarreiheim in Spreitenbach empfangen. Es ist die erste Aussenstelle, die vom Kirchlichen Regionalen Sozialdienst (KRSD) angeboten wird. Bisher mussten Ratsuchende aus dem ganzen Bezirk die Geschäftsstelle am Bahnhofplatz in Baden aufsuchen.

«Es ist ein Pilotversuch», sagt der KRSD-Standortleiter Emil Inauen. Gewünscht worden von der Katholischen Kirchgemeinde Spreitenbach, die seit Anfang Jahr Mitglied des KRSD ist und sich wie viele andere Kirchgemeinden in der Region finanziell daran beteiligt.

«Wir hoffen, dass dadurch die Pfarrämter entlastet werden und Ratsuchende fachmännische Unterstützung erhalten, wenn es um nicht seelsorgerliche Anliegen geht», sagt Kirchenpflegepräsident Kurt Studerus. Vielfach würden in Not geratene Personen nämlich heute in Kirchen anklopfen und um Hilfe bitten.

Weil schon bisher viele Hilfesuchende aus Spreitenbach die Dienste der KRSD in Anspruch nahmen, wünschten die Spreitenbacher diese Aussenstelle. «Wir sind gespannt, ob sie genutzt wird oder die Leute lieber anonymer bleiben und das Büro in Baden besuchen», so Inauen. Nach einem halben Jahr wird man eine erste Bilanz ziehen und entscheiden, ob sie länger bleibt.

Keine Konkurrenz

Doch warum braucht es diesen Sozialdienst überhaupt, wo es doch von Gesetzes wegen schon staatliche Sozialdienste gibt? «Wir sind eine Ergänzung dazu und keine Konkurrenz», so Inauen.

Deshalb übernehme er auch keine Leistungen, die der Staat oder die Sozialversicherungen schon wahrnehmen würden. Immer wieder gebe es aber in Not geratene Menschen, für die niemand zuständig sei oder denen mit den staatlichen Angeboten nicht geholfen werden könne.

Sarah Groth kennt unzählige Beispiele. Das einer alleinerziehenden Mutter mit vier Kindern, die sich keinen Deutschkurs leisten konnte, die Sprachkenntnisse aber brauchte, um einen Job zu finden. Oder eine Mutter, die das Schullager ihres Kindes nicht bezahlen konnte.

Leute, die unter dem Existenzminimum leben, aber nicht wissen, wie sie Prämienverbilligungen in Anspruch nehmen können. Zwar hat die KRSD kein Geld zum Verteilen, hilft Betroffenen aber bei der Lösungssuche. «Oft haben wir eine Triagefunktion und verweisen die Leute an die richtige Stelle, helfen ihnen beim Gesuchschreiben oder erklären ihnen eine Rechtslage», sagt Groth.

Hilfe für konkrete Probleme

Die meisten Ratsuchenden kommen mit einem konkreten Problem auf die Sozialarbeiter zu. Letztes Jahr konnten 650 Fälle mit einer Kurzberatung, also einer Sitzung in 45 Minuten oder kürzer, bereits abgeschlossen werden. «Das ist vor allem dann möglich, wenn man den Leuten nur dabei helfen muss, sich an die richtige, für sie zuständige Stelle zu überweisen.»

Nötig sei das oftmals bei Leuten, die aufgrund von Sprachschwierigkeiten mit der Bürokratie nicht zurechtkommen. Die Sozialarbeiterinnen beraten deshalb nicht nur in deutscher, sondern auch in italienischer, französischer, portugiesischer, spanischer und kroatischer Sprache.

Rund 450 Personen kamen letztes Jahr mehrmals zur Beratung. «Wir machen jedoch keine Langzeitberatungen über Monate hinweg», so Groth. Das ist es auch, was der 31-Jährigen an ihrer Arbeit so gut gefällt: «Man berät die Leute lebensnah und kann etwas Konkretes erreichen.» Die alleinerziehende Mutter hat nach dem besuchten Sprachkurs beispielsweise eine Anstellung gefunden.

Beratung unabhängig von Religion

Der KRSD Baden wurde 2006 gegründet und wird von Caritas Aargau geführt. Finanziert wird er durch Spenden und Gelder der Römisch-katholischen Kirchgemeinden und Landeskirchen.

«Wir helfen im christlichen Sinn des barmherzigen Samariters dort, wo Not ist, und erfüllen so den kirchlich- diakonischen Auftrag, unabhängig von Herkunft und Religion», sagt Inauen. Mittwochs, 8.30–12.30 Uhr, Ratzengasse 3, Spreitenbach, Tel. 056 210 93 55, www.caritas-aargau.ch

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