«Im Wald bist du nie ganz allein»

Warum der Waldboden übersäuert ist und Pilze unverzichtbar sind: Damit hat sich der Waldumgang der Gemeinde beschäftigt.

Überall krabbelt es im Wald: Das fasziniert Gross und Klein. bsc

Überall krabbelt es im Wald: Das fasziniert Gross und Klein. bsc

Graue Wolken verhängen den Himmel. Es regnet noch nicht. Mit Schirmen und Regenmänteln haben sich am Samstag rund 60 Personen auf den Weg in den Spreitenbacher Wald gemacht. «Perfektes Pilzwetter», sagt Gemeindeammann Valentin Schmid mit einem Augenzwinkern. Den rund zweistündigen Waldumgang hat die Gemeinde organisiert. Hauptthema waren der Waldboden und Pilze.

Vom Schulhaus Hasel führte Förster Peter Muntwyler zusammen mit zwei Experten die Gruppe zu Fuss bis zur Waldhütte. Erster Stopp: ein umgefallener Baum. «Hier wächst ein Schwefelkopfpilz», erklärt Pilzexpertin Angela Meier aus Mellingen. Pilze seien ein wichtiger Bestandteil des Waldes. Während einige in Symbiose mit Bäumen leben, sind andere Pilzarten Schmarotzer. «Doch die meisten Pilze sind Aufräumer», so Meier. Ohne Pilze würden Waldwege schon bald unter Laub begraben sein.

Dabei ist der Pilz weder eine Pflanze noch ein Tier. Der grösste Teil eines Pilzes befindet sich zudem unter der Erde. «Dort leben auch 90 Prozent der Waldbewohner», sagt Ernst Hofstetter, Präsident des Natur und Vogelschutzes Bellikon. Denn unter der Erde kreucht und fleucht es überall. «Im Wald bist du nie ganz allein», sagt Hofstetter und schmunzelt.

der Waldboden ist alles andere als gesund. Er ist massiv überdüngt. Stickstoff aus der Luft übersäuert den Boden. «Das macht Bäume weniger resistent gegen Krankheiten», sagt Peter Muntwyler. Auch fördert übersäuerter Boden Pflanzen, die keine tiefen Wurzeln schlagen wie Brennnesseln und Brombeeren.

Der Stickstoff stammt hauptsächlich aus der Landwirtschaft. Ein weiterer Teil davon ist aus dem Verkehr und der Industrie. «Damit der Boden trotzdem genug Nährstoffe bietet, lassen wir alte Äste im Wald liegen», erklärt Muntwyler. Denn in dem vermodernden Holz steckt Nahrung für neue Pflanzen.

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