2018 wird ein super Wein: Der trockene Sommer hat den Reben gutgetan
Der Herbst hat erst begonnen und die Weinlese ist schon vorbei: Der Neuenhofer Winzer Christian Voser weiss, dieses Jahr gibt es einen besonders guten Wein.
«Für meinen Grossvater war es 1911, für meinen Vater 1947 und für mich wird es den besten Wein 2018 geben», sagt Christian Voser. Vorsichtig manövriert er sein Auto die schmale Strasse zu den Rebbergen in Wettingen hoch. Bereits vor über einer Woche hat der Winzer aus Neuenhof die letzten Weintrauben geerntet.
Früh seien die Früchte dieses Jahr reif geworden. «Das liegt an dem trockenen Sommer», erklärt Voser und parkiert sein Auto auf der Strasse zwischen den Reben.
Reben benötigen wenig Wasser
Von den 15 Hektaren Weinberg in Wettingen gehört rund ein Zehntel dem 73-Jährigen. Er hat das Land von seinem Vater geerbt. In Birmenstorf besitzt Christian Voser ebenfalls Reben. Weil die Pflanzen eher weniger Wasser benötigen, ist ihnen der trockene Sommer gut bekommen.
So konnten sich weniger Schädlinge in den Reben ausbreiten und sich die Trauben ungestört entwickeln. Wobei der Qualitätstest bereits gezeigt hat, dass die Beeren dieses Jahr einen besonders hohen Zuckerwert aufweisen.
Christian Voser holt ein kleines Gerät aus seiner Tasche, ein Refraktometer. Damit kann der Winzer vor Ort den Zuckerwert der Weintrauben messen. Aufmerksam schreitet Christian Voser die Strasse entlang und begutachtet seine Reben. Vor einer Pflanze stoppt er und knipst geschickt eine vergessen gegangene Rispe Weinbeeren ab.
So entsteht aus Trauben Wein
Zwischen zwei Fingern zerquetscht er eine Beere und lässt den durchsichtigen Saft auf das Messgerät tropfen: «Ja, der Zuckergehalt ist fast 100 Grad Oechsle. Das ist sehr hoch.» Christian Voser lächelt.
Seine Trauben sind bereits in Würenlingen in der Kelterung. Dort werden die blauen Beeren gewogen und anschliessend zerquetscht. Dann werden Kerne, Haut und Saft gemeinsam zur Gärung eingelagert.
«Ich schaue jede Woche bei der Kelterung vorbei und probiere jedes Fass.» Das sei wichtig, um Fehlentwicklungen zu verhindern. Denn nach der Gärung wird die Flüssigkeit vom Rest getrennt und in Fässern weiter gelagert. Erst nach rund eineinhalb Jahren kehrt der Wein schliesslich in Flaschen abgefüllt zu Christian Voser in die Besserstein-Filiale in Neuenhof zurück.
Noch ist die Arbeit im Rebberg nicht getan
Bedächtig schreitet der erfahrene Winzer an den Reben vorbei und rüttelt an einem der Stahlpfosten: Zu locker, er muss neu eingeschlagen werden. Genau solche Arbeiten fallen nun an. «Im November und Dezember wird es dann ruhiger im Rebberg.»
Erst im Januar steigt der Neuenhofer erneut in die Höhe, um die Pflanzen zu schneiden. Meist tut er dies alleine oder mit einer weiteren Person. Rund vier Wochen dauert die Handarbeit. «Ich schneide die Reben gerne, dann kann ich richtig abschalten», sagt Christian Voser und lächelt.
Dann wird sein Blick ernst: «Aber es ist keine kopflose Arbeit, man muss schon bei der Sache sein.» Schliesslich müssen die Äste so geschnitten werden, dass die nächsten Trauben locker und frei an der Rebe hängen können.
Noch einige Jahre in den Reben
Trotz seines Alters ist Christian Voser die Arbeit im Rebberg noch nicht leid. Noch zwei Jahre mache er sicher: «Keiner in meiner Familie hat vor 75 mit der Arbeit aufgehört.»
Wie es dann weitergeht, ist noch unklar. Fest steht: Verkaufen wird Christian Voser seinen Rebberg nicht. «Vielleicht haben die Enkelkinder ja wieder Interesse an den Weinreben.» Doch vorerst bleibt alles beim Alten.
Christian Voser steigt ins Auto: Er muss weiter, einen Wein ausliefern. In seinen Rebberg wird er aber schon bald wieder zurückkehren, um den Pfosten neu einzuschlagen und da und dort einen neuen Draht zu ziehen.
