Das Lügen-Drama einer 14-Jährigen

Seit einem knappen Jahr besucht die 14-jährige Martina Milenkovic an der Schule die Begabungsförderung und schreibt ein Buch. Eine Dramageschichte, die sich um Lügen dreht.

«Weisst du, wie du jetzt weitermachen willst?», fragt Schriftstellerin Ulrike Ulrich. «Nicht so recht, aber ich habe mir ein paar Fragen aufgeschrieben», antwortet Martina Milenkovic.

Ulrich gibt ihr den Tipp, bei einer Schreibblockade mit dem «Automatischen Schreiben» zu beginnen und ein paar Minuten lang aufzuschreiben, was ihr gerade durch den Kopf geht. Die Schülerin notiert, was ihr die Fachfrau sagt, und strahlt.

Zwei Stunden lang hat sie sich mit der Schriftstellerin an der Schule getroffen und über das Schreiben und ihren Text ausgetauscht. «Ich habe jetzt viele Ideen erhalten, was ich noch schreiben und verbessern könnte.»

Neun Monate - zwanzig Seiten

Martina Milenkovic besucht die zweite Realschule und wechselt aufs neue Schuljahr hin an die Sekundarschule. Seit neun Monaten besucht sie während zweier Schullektionen die Begabungsförderung.

Jeden Donnerstagnachmittag setzt sie sich in ein Musikschulzimmer und schreibt an ihrem Text. Knapp zwanzig Seiten sind so entstanden.

«Für eine 2.-Oberstufen-schülerin hat Martina eine ausserordentlich gute Sprache und schreibt sehr blumig und kernig», sagt Lehrerin Patricia Kurz. Die Pädagogin hat eine Zusatzausbildung in der Begabungs- und Begabtenförderung (IBB) an der Fachhochschule absolviert und begleitet die zwölf Schülerinnen und Schüler, die an der Schule Neuenhof speziell gefördert werden.

Am Anfang wollte sie nicht schreiben

Grosszügig unterstützt wird das Projekt von der Voser-Dümelis-Stiftung. Unter anderem dient die Stiftung der gemeinnützigen Förderung der Neuenhofer Jugend und bezweckt Aus- und Weiterbildungen im In- und Ausland.

Obwohl das Schreiben neben dem Tanzen und Singen Martina Milenkovics grosse Leidenschaft ist, wollte sie sich am Anfang gar nicht am Projekt beteiligen. «Ich war am Anfang ein bisschen scheu, um mein Projekt vor der ganzen Schule zu präsentieren.»

Sie ist schliesslich aber froh, dass sie sich von ihrem Lehrer für das Projekt hat ermutigen lassen. «Mein Ziel ist nun, das fertige Buch in der Schulbibliothek aufzulegen.»

Nie jemanden entmutigen zu schreiben

Die schweizerisch-deutsche Schriftstellerin Ulrike Ulrich schreibt Romane, Kurzgeschichten, Lyrik, Kolumnen, hält Lesungen und gibt Anthologien heraus. Im Rahmen von Programmen für Begabungsförderung begleitet sie noch andere Schüler und als Mentorin auch Erwachsene.

Seit 2014 arbeitet sie hauptberuflich als Schriftstellerin. Auch sie hat immer geschrieben und sagt, dass sie nie jemanden entmutigen würde, aufs Schreiben zu setzen. «Man sollte aber den wirtschaftlichen Aspekt nicht aus den Augen verlieren, da man in der Kunst nie weiss, wie erfolgreich man damit sein wird», sagt die 49-Jährige.

Für Martina Milenkovic wird die Schriftstellerei vorläufig ein Hobby bleiben. In einem Jahr wird sie sich aber intensiv mit der Berufswahl auseinandersetzen. «Ich weiss noch nicht, was ich beruflich mal machen möchte. Wenn ich dabei meine Sprache nutzen könnte, wäre das schön.»

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