Er hat für Lacher in der Kanzlei gesorgt

Urs Bürgisser hat sich nach 44 Jahren bei der Gemeinde Neuenhof pensionieren lassen: Die Kanzleimitarbeiter werden ihn vermissen

Urs Brügisser <em>vor seinem ehemaligen Arbeitsplatz, dem Gemeindehaus. Barbara Scherer</em>
Urs Brügisser <em>vor seinem ehemaligen Arbeitsplatz, dem Gemeindehaus. Barbara Scherer</em>

Bereits vor dem Gemeindehaus grüssen die Leute Urs Bürgisser. «Vermisst du uns schon?», neckt ein junger Mann beim Vorbeigehen. Auf die Frage, wie es ihm gehe, antwortet Bürgisser keck: «Gut, sieht man das etwa nicht?»

Der 63-Jährige ist kein Unbekannter im Gemeindehaus: 44 Jahre war Bürgisser für die Gemeinde Neuenhof als Verwaltungsangestellter der Finanzverwaltung tätig. Ende März ist Urs Bürgisser schliesslich in den Ruhestand getreten.

Zielstrebig steigt Bürgisser die Treppe hoch und betritt die Cafeteria. Bevor er sich an einen der Tische setzt, lässt er sich eine Tasse Kaffee aus dem Automaten heraus. Schnell ist klar, Bürgisser ist im Gemeindehaus noch immer ein bisschen zu Hause.

Die Chemie auf der Gemeinde stimmte

«Nach meiner Lehre bei der Gemeinde Lengnau wollte ich ja eigentlich im Welschland arbeiten gehen», sagt Urs Bürgisser. Er setzt sich und stellt die Tasse vor sich auf den Tisch.

Aus seinen Plänen wurde nichts: Der Militärdienst stand im Weg. Stattdessen verschlug es den gebürtigen Ennetbadener nach Neuenhof. «Ich habe mich damals infolge Lohnfortzahlung während der Militärzeit zwei Jahre verpflichtet; es sind jetzt halt 44 draus geworden.»

Urs Bürgisser schmunzelt und lehnt sich im Stuhl zurück. Er legt die rechte Hand auf seine Brust. Die Chemie in der Gemeindeverwaltung habe auf Anhieb gepasst. «Und ich durfte auch immer spannende und abwechslungsreiche Aufgaben erledigen.»

So war Bürgisser nicht nur im Finanzbereich und in den Gemeindewerken tätig, sondern war für eine Zeit lang auch Verantwortlicher für die elektronische Datenverarbeitung (EDV). «Der Aufbau und der Betrieb sowie der Unterhalt der IT war eine spannende Zeit: Die Informatik lebt, es gab immer etwas zu tun in diesem Bereich.»

Er hat keine Berührungsängste

Mit den Jahren wurde es Bürgisser aber dann doch zu viel und er widmete sich wieder vermehrt dem Finanzbereich. «Später wurde mir die Hauptverantwortung für das Steuerinkasso übertragen. Das ist eine interessante, aber auch herausfordernde Aufgabe.» Bürgisser nimmt einen Schluck Kaffee.

Sein Blick schweift kurz in die Ferne, dann lächelt er: «Mit dieser Beschäftigung habe ich auch etliche Streitsituationen erlebt, aber leider auch viele Schicksale kennen gelernt.»

Es habe ihm aber immer sehr gefallen, eng mit Menschen zusammenzuarbeiten. «Ich bin auch ein geselliger Mensch», so Bürgisser. Schliesslich sei er in einem Restaurant aufgewachsen. «Daher habe ich keine Berührungsängste.»

Beizer werden war sein Plan B

Selber einmal ein Restaurant zu führen, sei immer sein Plan B gewesen. So kaufte er dem Vater das Restaurant in Ennetbaden auch ab. «Ich habe das Lokal aber nie geführt, sondern immer an Pächter vermietet.»

Als die Gemeinde ein Trottoir vor dem Gebäude verbreitern musste und deshalb einen Teil des Landes für sich beanspruchte, entschloss sich Bürgisser dafür, das Restaurant an die Gemeinde zu verkaufen. Denn der Traum vom Wirt war in all den Jahren immer mehr in den Hintergrund gerückt.

Die Aufgabe in der Gemeinde gefiel ihm immer besser und liess mehr Zeit für die Familie: Urs Bürgisser ist rund 30 Jahre verheiratet, hat zwei erwachsene Söhne und lebt in Nussbaumen.

Für Schabernack war er immer zuhaben

Auf der Gemeindeverwaltung wird Bürgisser vermisst werden: «Vielen in bester Erinnerung bleiben wird Urs Bürgisser auch wegen seines einzigartigen Humors», heisst es vonseiten der Gemeinde.

Bürgisser schmunzelt: Ja, er sei schon immer für ein bisschen Schabernack zu haben gewesen. «Einmal habe ich am Schalter 30000 Franken bar erhalten.» Zum Spass habe er je 10000 Franken sich und zwei Kollegen als «Bonus» gegeben.

Prompt fehlten am nächsten Tag 10000 Franken in der Kasse. «Ich hatte das Geld in meiner Hemdtasche vergessen. Zum Glück hatte meine Frau es noch nicht gewaschen.» Bürgisser lacht. Ja, für einen Augenblick sei er damals schon sehr nervös geworden.

Doch noch nicht ganz pensioniert

Ganz in den Ruhestand ist Urs Bürgisser aber noch nicht gegangen: Zweimal in der Woche hilft er nun einem ehemaligen Mitarbeiter, der ambitioniert Curling spielt, in der Gemeinde Herznach aus. «Es wäre ja auch etwas extrem gewesen, das Arbeiten von hundert auf null zu beenden», sagt Urs Bürgisser mit einem Augenzwinkern.

Die bereits gewonnene Freizeit möchte er sich für sein grösstes Hobby nehmen: seinen Töff. Bür-gisser schaut auf die Uhr: Fast zwölf, wenn er sich beeile, reiche es noch für das Mittagessen mit der Frau. Auch beim Verlassen des Gemeindehauses hat jeder noch ein gutes Wort für Bürgisser. «Und wir sehen uns bald, ja?», heisst es noch, als Urs Bürgisser aus der Tür tritt.

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