«Man hilft einander»

Weil Rebekka Forrer schnell und richtig reagierte, konnte das Leben einer Lehrerin gerettet werden.

Es war am 2. Mai, kurz vor 16 Uhr. Rebekka Forrer büffelte in ihrer letzten Schulstunde vor dem Feierabend Mathe, als es an die Schulzimmertüre klopfte. Primarschüler standen vor der Tür, um bei Rebekkas Lehrerin Hilfe zu holen. Sie erzählten aufgeregt, dass die Englischlehrperson von einer Wespe gestochen worden sei und allergische Reaktionen zeige. Doch die Lehrerin wusste auch nicht weiter und wandte sich an Rebekka. Es war bekannt, dass Rebekkas älterer Bruder Benjamin, der ebenfalls die Sekundarschule in Neuenhof besucht, Allergiker ist. Rebekka wurde deshalb um Rat gefragt und reagierte souverän. Sie rief ihre Mutter an, die ihr sagte, wo sich Benjamins Spritze befand, der gerade beim Arzt weilte. Rebekka lief ins Schulhaus ihres Bruders, holte die Spritze mit dem Antiallergikum und brachte sie ins Schulzimmer der Lehrerin. Diese wusste zwar von ihrer allergischen Reaktion, stufte die Situation aber nicht allzu ernst ein und wehrte sich anfangs gegen die Verabreichung der Spritze. «Ich sah jedoch, dass sie Schwellungen und rote Flecken hatte und nicht mehr ruhig atmete. Deshalb bestand ich darauf, dass ihr ein Lehrer die Spritze verabreicht», erzählt Rebekka. Währenddessen rief sie die Ambulanz an und wies diese später ein. Es dauerte rund zwei Stunden, bis die Lehrerin stabilisiert und ins Spital transportiert werden konnte. «Der Notfallarzt sagte mir, dass es gut war, ihr das Antiallergikum zu spritzen, sie andernfalls vielleicht nicht mehr leben würde.»

 

Erst zu Hause habe Rebekka realisiert, was da gerade abgelaufen sei. «Im Moment habe ich einfach gehandelt und nicht darüber nachgedacht.» Für sie sei es selbstverständlich, zu helfen. Zwar habe sie noch nie eine solche Notsituation erlebt, trotzdem hätten sie daheim schon ein paar Mal darüber gesprochen, was in einem Ernstfall zu tun wäre. «Wir haben selber Bienen und es kommt immer mal wieder vor, dass wir gestochen werden.» Die Oberstufenschülerin wusste deshalb, dass bei entstehender Schwellung, starker Rötung und Atemnot Gefahr besteht. «Wenn man nicht allergisch reagiert, reicht es, wenn man die Einstichstelle kühlt und das Gift heraussaugt», sagt Mutter Sara Forrer. Eine Wespe könne mehrmals stechen, behalte jedoch den Stachel. Anders bei den Bienen. Diese Stacheln seien mit einem Widerhaken versehen und müssten mit dem Fingernagel gegen die Stichrichtung herausgearbeitet werden. «Nicht mit einer Pinzette, dann wird das Gift noch mehr verteilt», sagt Vater Stefan Forrer, der als Imker schon einige Bienenstiche abbekommen hat.

Ist Rebekka stolz auf ihre Tat? «Nein, es ist doch selbstverständlich, dass man hilft», sagt die 13-Jährige bescheiden. Sie sei einfach froh, dass es der Lehrerin wieder gut gehe. Und über die Schokolade und die Dankbarkeit der Lehrerin habe sie sich gefreut, lacht Rebekka, die auch nach dem Vorfall einen natürlichen Umgang mit Insekten pflegt.

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