«Der Umzug ins Alte Schulhaus wäre ideal»

Der Killwangener Gemeinderat möchte das Alte Schulhaus und das Gemeindehaus sanieren und neu nutzen. Im Gemeindehaus soll eine Kindertagesstätte untergebracht werden, im Alten Schulhaus die gesamte Verwaltung. Er sucht nun Einwohner, die in der Projektgruppe beim Mitwirkungsverfahren ihre Ideen und Meinungen einbringen.

Gemeinderat Jürg Lienberger vor dem im 1875 erbauten Alten Schulhaus. (Melanie Bär)
Gemeinderat Jürg Lienberger vor dem im 1875 erbauten Alten Schulhaus. (Melanie Bär)

Es sind Überlegungen im Gange, mit der Verwaltung ins Alte Schulhaus zu ziehen und das jetzige Gemeindehaus als Kindertagesstätte umzunutzen. Wieso?

Jürg Lienberger, Gemeinderat Ressort Bau: Als im Jahr 1972 das Zelgli-Schulhaus in Betrieb genommen wurde, hat man im Alten Schulhaus bis 2014 einen Kindergarten untergebracht.

Vor vier Jahren wurde der neue Doppel-Kindergarten Zelgli eingeweiht und seither steht das Alte Schulhaus ganz leer. Es finden darin lediglich einzelne Angebote wie Spielgruppe, Krabbelgruppe und Kurse der Volkshochschule statt. Sowohl das Gemeindehaus als auch das Alte Schulhaus müssen über kurz oder lang saniert werden. Weil die Verwaltung wächst, benötigen wir im Gemeindehaus mehr Platz. Dieser Platz wäre im Alten Schulhaus vorhanden. Zudem ist dort bereits das Bauamt untergebracht. Der Umzug ins Alte Schulhaus wäre ideal, weil wir dann alles zentral an einem Ort hätten. Und das dann leerstehende Gemeindehaus könnte allenfalls als Kindertagesstätte umgenutzt werden.

Steht auch ein Abriss der sanierungsbedürftigen Liegenschaften zur Diskussion?

Das Alte Schulhaus ist mit Substanzschutz belegt, deshalb dürfen wir es nicht abreissen. Um es weiter nutzen zu können, müssen wir es aber sanieren, da insbesondere die Isolierung schlecht ist, es hereinregnet und sich der Putz löst. Wenn wir nichts machen, verlottert die Liegenschaft. Auch im Gemeindehaus haben wir hohe Energiekosten, wir heizen sozusagen aus dem Dach heraus.

Tendenziell lagern kleine Gemeinden ja immer mehr Aufgabengebiete aus, sollte dadurch der Raumbedarf nicht eher ab- statt zunehmen?

Es wäre eine Alternative, zusätzlich zum bereits ausgelagerten Betreibungsamt, Zivilstandsamt, dem Zivilschutz und der Bauverwaltung und Polizei in Killwangen auch noch das Steueramt und die Finanzverwaltung auszulagern. Wobei die Auslagerung von Steuerämtern vom Kanton abgelehnt wird. Zudem haben sich die Killwangener gerade bei den Diskussionen um eine Fusion klar für die Beibehaltung der Gemeindeautonomie ausgesprochen. Doch so oder so wird sich die Verwaltung wegen des Bevölkerungswachstums vergrössern.

Von welchem Bevölkerungswachstum geht man in Killwangen aus?

Aufgrund der im Bau stehenden Wohnungen beim Schwyzerhüsli, Zürich Ost und West, und im Dorf rechnen wir mit einem Wachstum von heute 2077 auf bis 2600 Einwohner bis im Jahr 2028.

Und bei so vielen Einwohnern braucht Killwangen auch eine eigene Tagesstätte?

Für die junge Generation ist das ein Muss und es wäre ein Standortvorteil für Killwangen. Immer mehr Frauen wollen arbeitstätig bleiben und suchen deshalb für ihre Kinder eine Tagesbetreuung für ein, zwei Tage, um nicht ganz aus dem Beruf aussteigen zu müssen. Es wäre eine gute Möglichkeit, um bei einem Umzug der Verwaltung das Gemeindehaus nicht leer stehen zu lassen.

Aufs neue Schuljahr 2018/19 hin sind Gemeinden verpflichtet, den Zugang zu einem «bedarfsgerechten Angebot an familienergänzender Betreuung von Kindern bis zum Abschluss der Primarschule» sicherzustellen. Soll mit einer Kindertagesstätte diese Pflicht künftig umgesetzt werden?

Als erster Schritt geben wir im Moment Betreuungsgutscheine ab. Die Arbeitsgruppe, die sich letztes Jahr mit der Umsetzung des Angebots auseinandergesetzt hat, sieht als möglichen zweiten Schritt eine Kindertagesstätte im eigenen Dorf. Dort könnte von der Betreuung von Säuglingen bis zum Mittagstisch alles unter einem Dach angeboten werden. Die Gemeinde würde sie nicht selber betreiben, sondern lediglich die Räumlichkeiten zur Verfügung stellen.

Wie konkret sind die Pläne?

Im Februar wurde eine Projektgruppe mit Vertretern des Gemeinderats, des Elternvereins und der Finanzverwaltung ins Leben gerufen. Wir haben durch Architekten abklären lassen, was man baulich machen könnte und was die Kostenfolge ist. Die wichtigste Frage ist, was wir uns leisten können. Matchentscheidend ist, wie sich die Kosten auf den Steuerfuss auswirken.

Wie sehen die Kosten aus?

Laut vorliegender Schätzung bewegen wir uns für die Sanierung und Umnutzung der beiden Liegenschaften bei rund vier Millionen Franken. Dann hätten wir aber die nächsten 25 bis 30 Jahre lediglich Unterhaltsarbeiten und könnten Energiekosten sparen.

Was heisst das für den Steuerfuss?

Ich glaube nicht, dass wir drum herum kommen, den Steuerfuss zu erhöhen. Doch es muss eine moderate Erhöhung sein. Allenfalls müssen wir eine zeitlich verschobene Bauausführung machen.

Um eine breite Abstützung in der Bevölkerung zu gewinnen, wollen Sie eine Projektgruppe ins Leben rufen. Wer soll darin mitwirken?

Unser Ziel ist es, bis zu 15 Personen aus Vereinen, Parteien oder sonstige Interessierte für die Projektgruppe zu gewinnen. Wir bieten interessierten Stimmbürgerinnen und Stimmbürgern die Möglichkeit, sich am Findungsprozess zu beteiligen. Es sind drei bis vier Sitzung zwischen Juli und Mitte August vorgesehen. Sie können Alternativvorschläge und Ideen zu den bestehenden Abklärungen oder auch neue Inputs geben. Im September muss der Gemeinderat dann entscheiden, welche Variante an der Wintergmeind vorgeschlagen wird, und den entsprechenden Projektierungskredit beantragen. Wir suchen einen Weg, dem von der Bevölkerung grossmehrheitlich zugestimmt wird.

Haben Sie schon Reaktionen aus der Bevölkerung erhalten?

Wir haben das Projekt an der Politinfo vorgestellt und es wurde positiv aufgenommen. Der Haken ist die Steuerfusserhöhung, dort ist die Begeisterung nicht mehr so gross...

Wie sieht der Zeitplan aus?

Wir möchten an der Wintergmeind über den Projektierungskredit abstimmen lassen. Wenn er genehmigt wird, könnten wir im Jahr 2019 die Projektplanung machen und an der Wintergmeind 2019 über den Baukredit abstimmen und im 2020/21 die Sanierungen realisieren. Wenn alles optimal läuft, sind die beiden Liegenschaften im 2022 saniert und können bezogen werden.

 

Interessierte, die sich am Findungsprozess beteiligen wollen, können sich bei Gemeindeschreiberin Sandra Spring, Tel. 056 418 10 61, melden.

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